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Indien
Zwei Tote nach erneutem Ausbruch des Nipah-Virus

In Indien hat der erneute Ausbruch des sogenannten Nipah-Virus die Gesundheitsbehörden in Alarmbereitschaft versetzt.

    Zwei Männer mit Mund-Nasen-Masken werden von medizinischem Personal in Schutzanzügen in ein Gebäude geführt.
    In Indien gibt es einen neuen Ausbruch des Nipah-Virus. Es wurde erstmals 1998 in Malaysia entdeckt. (AFP / -)
    Nach zwei Todesfällen im südlichen Bundesstaat Kerala steht das öffentliche Leben in den betroffenen Regionen weitgehend still. Mehr als 700 Personen seien nach Kontakt mit Infizierten isoliert worden.

    Hohe Sterblichkeitsrate - kein Impfstoff

    Das Nipah-Virus ist bereits seit 25 Jahren bekannt und trat zuerst in Malaysia auf. Zu den Symptomen zählen hohes Fieber, Erbrechen und Atemwegsinfektionen. In schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen und Gehirnentzündungen bis hin zum Koma kommen. Die Sterblichkeitsrate liegt laut Weltgesundheitsorganisation bei 40 bis 75 Prozent. Einen Impfstoff gibt es bisher nicht.
    Nipah wird in der Regel von Tieren oder durch kontaminierte Lebensmittel auf den Menschen übertragen, kann aber auch direkt von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Obwohl die Ausbrüche selten sind, führt die Weltgesundheitsorganisation das Virus als gefährlichen Krankheitserreger, der - ebenso wie etwa das Ebola-Virus oder Covid-19 - als Auslöser großer Epidemien oder Pandemien in Frage kommen könnte.

    Wie haben sich frühere Ausbrüche entwickelt?

    Der erste Nipah-Ausbruch wurde 1998 verzeichnet: Damals hatte sich das Virus unter Schweinezüchtern in Malaysia verbreitet. Mehr als 100 Menschen starben. Um das Virus einzudämmen, wurden eine Million Schweine gekeult. Das Dorf, in dem das Virus damals entdeckt wurde, ist auch sein Namensgeber.
    Das Virus breitete sich auch in Singapur aus, dort waren Schlachthofarbeiter in Kontakt mit aus Malaysia eingeführten Schweinen gekommen. Elf von ihnen erkrankten, einer starb.
    Seit 2001 gab es dann Ausbrüche in Bangladesch und Indien. Seitdem starben allein in Bangladesch mehr als hundert Menschen an Nipah, doppelt so viele wie in Indien. Dort gelang es den Behörden in der Regel, die Ausbrüche durch strikte Maßnahmen binnen weniger Wochen unter Kontrolle zu bringen.
    Auf die jüngste Infektionswelle im Bundesstaat Kerala reagierten sie nun mit der Schließung zahlreicher Schulen und dem Verbot von öffentlichen Zusammenkünften. Zudem veranlassten sie Massentests und stellten hunderte Menschen unter Beobachtung. Es ist inzwischen bereits der vierte Nipah-Ausbruch in dem Bundesstaat binnen fünf Jahren.

    Übertragung von Krankheitserregern von Tier zu Mensch nimmt zu

    Zoonosen - Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können - sind bereits vor Tausenden von Jahren aufgetreten. Doch in den vergangenen 20 bis 30 Jahren haben sich die Fälle vervielfacht. Dass sie sich rascher rund um den Globus verbreiten, liegt auch an der Zunahme des internationalen Reiseverkehrs.
    Dass die Menschen zunehmend mehr Platz auf dem Planeten benötigen, im industriellen Maßstab Landwirtschaft betreiben und immer mehr Wälder und damit den Lebensraum vieler Tiere zerstören, erhöht die Gefahr von Zoonosen. Auch der Klimawandel zwingt immer mehr Tiere zur Flucht aus ihren gewohnten Lebensräumen.
    Laut einer im Jahr 2018 in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichten Schätzung gibt es 1,7 Millionen unbekannte Viren in Säugetieren und Vögeln. 540.000 bis 850.000 von ihnen haben demnach das Potenzial, Menschen zu infizieren.
    Diese Nachricht wurde am 16.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.