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Zehn Jahre deutsche Einheit. Es darf gefeiert werden. Auch bei den Wissenschaftlern?? Dieter Simon, heute u.a. Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, kann sich jedenfalls vorstellen, auf die Vereinigung der Wissenschaftssysteme Ost und West anzustoßen. Er war als Vorsitzender des Wissenschaftsrates in den entscheidenden Jahren die Schlüsselfigur bei der Vereinigung von Wissenschaft West und Ost. Für viele seiner westdeutschen Kollegen hielten die neuen Länder Arbeit und Karriere bereit - Chancen, die sie im Wissenschaftssystem der alten Bundesrepublik nie bekommen hätten. Für die Mehrheit der Forscher aus der DDR sieht die Situation heute wohl anders aus. Die Vereinigung bedeutete für sie vorrangig Abwicklung und Entlassung in die Arbeitslosigkeit. Die gleichberechtigte, kritische fachliche Überprüfung - wie vom Wissenschaftsrat gefordert - schlug mehr Wunden, als sie die beiden Wissenschaftssysteme wirklich und ehrlich vereinigte. Auch in Sachen Wissenschaft war die DDR im Herbst 1990 schlicht zum Beitrittsgebiet geworden.

Marco Finetti und Armin Himmelrath | 03.10.2000
    Die Vereinigung der beiden deutschen Wissenschaftssysteme: Nicht immer ist sie reibungslos vonstatten gegangen, in längst nicht allen Fällen wurde die historisch-politische Entwicklung den einzelnen Wissenschaftlern und ihrem Können wirklich gerecht. Zehn Jahre danach ist klar: Einiges hätte anders und fairer laufen müssen, manches von der ostdeutschen Wissenschaft hätte erhalten werden sollen. Eine Chronik und Analyse der Entwicklung der vereinigten Wissenschaftslandschaft in Deutschland von Armin Himmelrath und Marco Finetti.