Der 1. FC Köln steht vor einer sportlich womöglich heiklen Zukunft. Denn in den kommenden beiden Wechselperioden, also im Sommer- und Winter-Transferfenster der Saison 2023/24, darf der Verein keine neuen Spieler registrieren. Das hat die Kammer für die Beilegung von Streitigkeiten des Fußball-Weltverbands FIFA entschieden.
Grund dafür sind die Umstände der Verpflichtung des damals 16-Jährigen Nachwuchs-Talents Jaka Cuber Potocnik von Olimpija Ljubljana im Januar 2022. Nur einen Tag bevor Potocnik in Köln unterschrieb, hatte seine Mutter seinen Vertrag in Ljubljana aufgrund von ihrer Ansicht nach nicht eingehaltenen Absprachen gekündigt, nachdem sie sich eine Woche vorher beim Verein beschwert hatte. Die Slowenen pochten auf einen Vertragsbruch und schalteten die FIFA ein.
"Sehr großes Problem für den 1. FC Köln"
"Die FIFA-Kammer sagt, die Beschwerde der Mutter begründet die einseitige Kündigung des Vertrags nicht. Das ist also eine einseitige Kündigung des Vertrags ohne triftigen Grund. Und das alles ist jetzt ein sehr, sehr großes Problem für den 1. FC Köln", sagte Journalist Chaled Nahar im Deutschlandfunk. Laut FIFA-Regeln liege durch den erwiesenen Vertragsbruch die Beweislast nun beim 1. FC Köln, so Nahar. Und der Verein habe nach Ansicht der Kammer nicht beweisen können, am Vertragsbruch nicht beteiligt gewesen zu sein. "Und dann steht in den Regeln ganz klar, welche Strafe es dafür gibt." Neben dem Registrierungsverbot für den 1. FC Köln wurde zudem Potocnik für vier Monate gesperrt. Außerdem müssen Spieler und Verein rund 50.000 Euro an Olimpija Ljubljana zahlen.
Entschieden hätten das drei Juristen, erklärt Nahar. "Der eine war mehrfach Schlichter beim internationalen Sportgerichtshof CAS, der andere ein Jurist der Club-Vereinigung ECA und der Dritte ist ein Jurist der Spielergewerkschaft FIFPro. Und die haben alle drei einstimmig gesagt, dieser Vertragsbruch ist erwiesen."
Dabei würden sich die Juristen vor allem auf den zeitlichen Ablauf beziehen. Am 23. Januar 2022 hatte Potocniks Mutter die Beschwerde bei seinem Ex-Klub wegen angeblich nicht eingehaltener Absprachen eingereicht. Am 30. Januar kündigte Sie den Vertrag. Am 31. Januar unterschrieb Potocnik in Köln. "In einem Berufungsverfahren wird es für den 1. FC Köln jetzt eine große Aufgabe, entweder zu erklären, dass man damit nichts zu tun hat, oder den Vertragsbruch als rechtsgültig erklären zu lassen."
1. FC Köln will vor den CAS ziehen
Der FC hat bereits angekündigt, das Urteil anzufechten und vor den CAS zu ziehen. "Das ist auch verständlich, weil die Strafe natürlich eine große Katastrophe für den 1. FC Köln ist", sagte Nahar. Einen Schaden habe der Verein bereits jetzt davongetragen: "Welcher Spieler wechselt jetzt noch zum 1. FC Köln, wenn er weiß, dass ab Sommer vielleicht gar nicht dort spielen kann? Auch wenn die Strafe aufgeschoben wird: Dann kann sich der 1. FC Köln vielleicht später ein Jahr lang personell nicht weiterentwickeln. Ist so ein Club für einen potenziellen neuen Spieler überhaupt irgendwie attraktiv? Die meisten potentiellen neuen Spieler werden sagen: Nein, ist er nicht."
Eine Hoffnung für den FC sei nun, dass das Urteil durch den Einspruch beim CAS aufgeschoben wird, so Nahar. "Dann hätte der FC im Sommer die Möglichkeit, in diesem Transferfenster die Katastrophe ein bisschen besser vorzubereiten. Wenn das nicht der Fall ist, hat das natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Kaderplanung und die sportliche Entwicklung für die nächste Saison. Dann können die Kölner niemanden registrieren, außer Leihspieler, die zurückkommen. Außerdem kann man die Verträge von Leihspielern, die schon da sind, verlängern und man darf Amateure hochziehen. Aber man kann keine anderen Profis verpflichten, ausleihen, Jugendspieler holen. Die Frauen-Mannschaft darf weiterhin Spielerinnen registrieren, aber für die Männer-Mannschaft wäre das dann eine Sperre. Und das hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf den Sport."