Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat mitgeteilt, dass sie juristisch gegen sieben Unternehmen vorgeht. Der Vorwurf lautet „Verbrauchertäuschung durch das Versprechen angeblicher Klimaneutralität“. Aufgezählt werden: HelloFresh, Eurowings, Faber-Castell, Netto, Danone, Tyczka Energy und der 1. FC Köln.
Der Kölner Fußballverein informiere irreführend und unzureichend, wie er zum Versprechen der angeblichen Klimaneutralität komme, erklärte die Deutsche Umwelthilfe in einer Presseerklärung. Die Unternehmen seien aufgefordert, „ihre Verbrauchertäuschung durch die wettbewerbswidrige Werbung zu unterlassen“.
Irreführende Angaben
Der Grund für die nun eingeleiteten Verfahren: Alle genannten Firmen würden ihre Produkte oder gleich das ganze Unternehmen als „klimaneutral“ beziehungsweise „CO2-neutral“ bewerben, ohne für Verbraucherinnen und Verbraucher transparent und nachvollziehbar darzustellen, wie dies erreicht werde.
"Was uns an der Stelle fehlt, ist, dass der 1. FC Köln mal nachweist und auch transparent macht, welche Maßnahmen vor Ort in den Stadien im Stadion ergriffen werden, um tatsächlich mit den CO2-Emissionen runterzukommen", kritisierte Barbara Metz, Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, im Deutschlandfunk.
"Das, was der FC Köln macht, ist Greenwashing"
Der 1. FC Köln würde nur kompensieren, sagte Metz. "Also sich CO2-Zertifikate zu kaufen, über die nachgewiesen werden soll, dass ihm die CO2-Emissionen, die faktisch entstehen, kompensiert werden. So funktioniert aber dieses Prinzip nicht. Zunächst mal muss man eben alles kompensieren, was man kompensieren kann. Das, was der FC Köln macht, ist Greenwashing", sagte Metz.
Sie kritisierte auch, dass der 1. FC Köln über Waldschutzprojekte in Peru versuche, seine CO2-Emissionen zu kompensieren, es bei diesen Waldschutzprojekten aber eine sehr große Unsicherheit gebe. "Wir werden trotz dieser Zertifikate nicht weniger CO2 hier in Deutschland verbrauchen. Das müssen wir aber, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen."
Der 1. FC Köln kündigte an, sich erstmal genau anzusehen, was die DUH genau bemängele. Noch habe den Verein keine formale Klage erreicht. Man sei mit der DUH in Kontakt und werde für die Saison 2022/23 einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, um mehr Transparenz zu schaffen.
Vorbilder: Bremen, St. Pauli, Union Berlin und Freiburg
Als Vorbilder in den Bundesligen nannte DUH-Geschäftsführerin Metz den SV Werder Bremen, den FC St. Pauli, Union Berlin und den SC Freiburg. "Da gibt es viele Beispiele, was man eben machen kann an Abfallmanagementkonzepten, an erneuerbaren Energien in den Stadien, an Mobilitätskonzepten, die sehr ausgereift sind", lobte die DUH-Bundesgeschäftsführerin im Dlf.
So hätten viele der genannten Klubs schon frühzeitig Mehrwegbecher in den Stadien eingeführt, sagte Metz. "Der SC Freiburg sogar schon Ende der Neunziger Jahre. "Das waren einfach Klubs, die sehr früh erkannt haben, welches Potenzial da auch liegt, welchen Hebel sie haben, hinein in die Gesellschaft, um da auch Botschaften zu setzen. Und so was erwarten wir natürlich auch flächendeckend von allen Klubs."
Abfallvermeidung, Energieversorgung, Wassermanagement und Mobilität
Als mögliche Punkte, an denen die Vereine arbeiten könnten, nannte Metz Abfallvermeidung, "indem man Mehrwegsysteme in den Stadien einsetzt oder auf kleine, portionierte Verpackungen verzichtet."
Ein zweiter wichtiger Punkt sei das Thema Energieversorgung eines Stadions. "Die Stadien bieten ja auch große Fläche, wo es sich anbietet, Photovoltaikanlagen mit draufzusetzen, um hier einen klimaneutralen Betrieb zu ermöglichen."
Ein weiterer wichtiger Faktor sei das Wassermanagement, um die Rasenflächen mit einem nachhaltigen Bewässerungssystem auszustatten.
Der größte Bereich sei aber die Mobilität. Es sei wichtig, "dass sichergestellt wird, dass die Stadien erreichbar sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber vielleicht eben auch mit dem Rad, je nachdem, wo sie dann eben auch liegen", sagte die Umwelthilfe-Chefin. Ein ganz großer Hebel sei auch das Flugverhalten der Klubs, wo es noch "viel Luft nach oben gebe", sagte sie.