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1. Internationaler Jugendbauernhof

Kühe melken, Schweine füttern, Felder pflügen: das können Jugendliche in dem südniedersächsischen Dorf Hevensen. Denn hier entsteht zur Zeit der erste internationale Jugendbauernhof. Ab Sommer kommen junge Menschen aus ganz Europa in das kleine Dorf, um hier jeweils für 2 oder auch 4 Wochen tatkräftig mit an zu packen. Dabei werden sie von 10 Landwirten der Region unterstützt. Heute stellen die Initiatoren ihr Projekt auf der Grünen Woche in Berlin vor. Carolin Hoffrogge ist für uns nach Hevensen gefahren und hat sich bei den Jugendlichen umgehört, welche Arbeiten sie auf dem Hof erwarten.

von Carolin Hoffrogge |
    Ja genau Pferde füttern und pflegen Schweine füttern oder Reiten. Trecker fahren. Ich möchte eigentlich alle Tiere pflegen, auch die Ställe ausmisten. Trecker fahren, Tiere füttern und zu gucken wie die Kühe gemolken werden. Muss man aber auch viel Zeit haben, wenn man so ein Bauernhof hat. Bisschen Ahnung muss man auch haben.

    Nicht nur ein bisschen, sondern viel Ahnung ist von den 10 Landwirten rund um Hevensen gefragt. Jeweils fünf biologisch arbeitende und fünf konventionell arbeitende Landwirte leiten die jungen Leute bei ihrer Arbeit auf dem internationalen Bauernhof an. Wie ist der Kreislauf der Natur, wann wird gesät, wie wächst das Getreide oder die Rüben, wie und wann werden sie geerntet? Diese Fragen können die Jugendlichen nach ihrer zwei- bis vierwöchigen Arbeitseinsatz auf dem Hof in Hevensen beantworten. So hofft jedenfalls Biolandwirt Kurt Scheibner.

    Auf jeden Fall sollen da auch verschiedene Tiere, Schweine, ne kleine Mutterkuh- Herde soll da gehalten werden, Pferde, ja auch Gemüseanbau. Er ist ja nicht auf Erwerb ausgerichtet, sondern als Demonstration, das eben möglichst viele verschiedene Bereiche dort von den Jugendlichen gesehen werden können oder auch mitgeholfen werden kann.

    Nehmen die jungen Menschen an einem Austausch auf dem Jugendbauernhof teil, hilft ihnen, neben den 10 Landwirten, auch ein Betriebsleiter die Felder zu bestellen, die Ernte einzufahren und die Tiere zu versorgen. Ein Modellbauernhof mit immerhin 55 Hektar Fläche, dazu kommen noch Kühe, Schweine und Pferde und Hühner. Damit die Jugendlichen nicht nur das Modell, sondern auch das reale Leben kennen lernen, laden die 10 Landwirte die Jugendlichen zu sich, auf ihre Höfe ein. Landwirt Scheibner:

    Das hier in der Backstube Kinder auch mal Brotbacken. Je nachdem wie groß die Gruppen auch sind, kann im Winter beim Füttern der Tiere geholfen werden, im Sommer bei der Kartoffelernte, oder beim Heu oder Stroh einfahren, also es gibt genug Möglichkeiten eigentlich.

    Ordentlich zu packen lernen die Mädchen und Jungen auch bei dem konventionellen Landwirt Henning Ropeter. Sein Hof liegt direkt neben dem neuen Jugendbauernhof.

    Sie könnten auch auf dem Trecker mitfahren, könnten sehen, wie eine Pflanzenschutzspritze eingesetzt wird, welche Auflage man da hat, das das nicht nur einfach ist, das man sich auf den Trecker setzt, mit der Spritze rausfährt und die Spritzmittel ausbringt, sondern das man das auch gewissenhaft tun muss. Man muss vorher die Gebrauchsanweisung genau lesen und sehen wofür dieses Mittel überhaupt eingesetzt werden kann und ich denke mal, das die Kinder dann auch einen besseren Bezug zur Landwirtschaft bekommen.

    Diesen Bezug zur Landwirtschaft haben viele Kinder heute nicht mehr, betont Karin Merz Meißner. Sie arbeitet im Ökoinstitut Hardegsen, das den Jugendbauernhof aufbaut. Zusammen mit ihren Kollegen besorgt Lehrerin Merz Meißner die nötigen Gelder bei der EU in Brüssel, beim Bund in Berlin und beim Land Niedersachsen.

    Weil vielen Kindern, besonders aus den Städten der Zusammenhang von Produkt und Herkunft nicht mehr klar ist, und auf so einem Bauernhof kann man den Werdegang vom Tier, über die alten Handwerkstechniken genau erklären, man kann es sehen man kann es mit allen Sinnen erleben. Dieses sinnliche Erleben kommt heute zu Hause oftmals zu kurz, zum Beispiel Kuchen backen, Nudeln herstellen, Einwecken, oder Weben und Stricken, was normalerweise in jedem Haushalt stattgefunden hat, ist heute nicht mehr vorhanden. und die Zeit ist nicht mehr da.

    Viel Zeit für die Mädchen und Jungen auf dem neuen Bauernhof will sich Dagmar Tempel nehmen. Als Lehrerin eines Regionalen Umweltzentrums zeigt auch sie den Jugendlichen, einfache aber wichtige Dinge des alltäglichen Lebens.

    Würden dann auch Käse herstellen, Butter herstellen, Sauerkraut herstampfen, Brotbacken, Saften, was wir alles machen können, eben nach überlieferten regionalen Rezepten, wir haben jetzt auch mal Körbe geflochten bei einem Korbflechter, wir werden versuchen Besen zu binden, Seile herzustellen, Schuhe haben wir auch schon mal versucht, alles diese alten Techniken, die sich Schüler gar nicht mehr vorstellen können, wie man Käse macht. Damit wollen wir helfen, das die Schüler alte Werte wieder schätzen können.

    Brot backen, Butter schlagen oder Besen binden: die Jugendlichen sind gespannt auf ihre neuen Betätigungsfelder. Am meisten aber freuen sie sich auf den Kontakt mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern: Jugendliche aus Dänemark, England, Polen, Russland mit denen sie dann auch ihr Englisch aufbessern können.