Obwohl die Figuren der Erzählung ihre Pendants im richtigen Leben haben, ist dies keine Schlüsselgeschichte, denn man muß sie nicht entschlüsseln können, um sie zu genießen. Eine Wissenschaftssatire in Zeiten knapper werdender Sinn- und Planstellenressourcen ist sie schon eher, jedoch nicht nur. Sie ist auch eine ironische Verbeugung vor dem Kampfgeist ihrer Kontrahenten und nicht zuletzt vor der Gelehrsamkeit an sich. "In gewisser Weise ist das Thema die Bewunderung dessen, daß zu einer Zeit - es ist ja nicht unwichtig, wann das spielt - bei fast vierzig Grad Hitze, fünf oder zehn erwachsene Menschen, statt ins Schwimmbad zu gehen, sich so etwas Närrisches antun wie über Mittelalter-Spezialprobleme zu reden. Ich glaube, das war mir beim Schreiben am wichtigsten oder am spaßigsten zumindest. Diese etwas gegenläufige Verhaltensweise der Figuren, die ich mit einem Wort sehr lobenswert finde."
Das ursprüngliche Ereignis, dem die Erzählung nachgebildet ist, hat im Jahr 1991 stattgefunden. Seitdem ist die ein oder andere Kontroverse ins Land gegangen, nicht ohne Beteiligung ihrer Protagonisten, und so rückt sie unter der Hand wieder näher an die Schlüsselgeschichte heran. Nicht nur der damalige Doktorkandidat, der spätere und nun schon wieder ehemalige Literaturchef der F.A.Z., Gustav Seibt, kommt in ihr vor, sondern auch sein Vorgänger in dieser Funktion und heutige Herausgeber des Blattes, Frank Schirrmacher. Zu allem Überfluß erscheint das Buch im Verlag von Alexander Fest, dessen Vater wiederum Vorgänger Schirrmachers als Herausgeber war. Letzteres sei, wie der Autor versichert, reiner Zufall. Wie dem auch sei: fast sieht es so aus, als mische sich das Leben hinterrücks in seine Literarisierung wieder ein, um die Ebenen vollends durcheinanderzubringen. Eckhard Henscheid wird solche Kapriolen eher zu goutieren wissen als die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen. Trotz ihres enormen Ausstoßes an Literaturkritiken hat sie dieses Buch bisher nicht zur Kenntnis genommen. "Ich habe inzwischen eher die Vermutung, daß es gar nicht rezensiert werden wird, was ich schon auch überleben werde", so Henscheid. "Es hat mich aber doch überrascht, die Reaktion, wenn's denn bei der bleibt, weil ich eigentlich in den letzten zehn Jahren bei der F.A.Z. große Hochschätzung genossen habe. Es könnte aber sein, daß ein ehemaliger Literaturchef, der sich jetzt Herausgeber nennt, sich nun von seiner Rolle im Buch etwas getroffen fühlt. Es gibt ein amerikanisches Journal, Newsweek, glaube ich, daß ihn vor einigen Jahren zu einer der Führungspersönlichkeiten der westlichen Welt erklärt hat. Bei mir spielt er eher die Rolle des Chefs einer Gaunerorganisation, die irgendwelche Gelder, die eigentlich in die DDR gehen sollten, abzweigt. Das begeistert ihn, glaube ich, nicht so sehr. Da werden dann junge Leute - und er ist ja noch jung - wenig humorfähig. Es hat sich rein zufällig so ergeben, daß auch in Wirklichkeit romanhafte Vorgänge stattgefunden haben zwischen Figuren, die auch bei mir auftreten, aber unter ganz anderen Voraussetzungen. Es gäbe inzwischen schon eine kleine, wenn nicht Doktorarbeit, aber doch Seminararbeit, diese Verflechtungen zu entflechten."
Diejenigen, die sich getroffen fühlen von einer Flinte, die am raschen Vorbeimarsch ihrer Ziele zwar durchaus interessiert, aber möglicherweise doch ganz andere im Auge hat, mögen sich Entschädigung suchen in Geschichte Nr.2, einer Krankengeschichte des Autors. In ihr fährt der Schmerz blitzschnell in den Verfasser, so daß der Leser schwankt zwischen Mitleiden und Bewunderung für des Schmerzes Variantenreichtum, der zugleich einer des Verfassers ist, auf dessen Kosten er ja geht. Er muß es erleiden, doch weiß er sich zur Wehr zu setzen. "Auch der Autor quält sich zwar noch mal, indem er zumindest einen fiktiven Tagebuchreport über seine Krankheit abliefert. Aber er macht sich ja auch lustig über sie, in vielen Formen, mehr so auf der spirituellen Ebene, als Rache quasi an seiner Krankheit. Das habe ich versucht, ein bißchen in der Schwebe zu halten. Dem Leser zu vermitteln, daß es hier um ein veritables Geschehen geht, aber daß es kein Krankheitsbericht ist, der entweder auf einer wissenschaftlichen Ebene stattfindet oder auf einer symphonisch-lamentierenden Ebene, sondern auch ein Spiel ist. Phasenweise treten das Schmerz-Ich und das schreibende Ich in Konkurrenz zueinander, wenn man so will, eine Spiegelung im Kleinen der Prüfungssituation der anderen Geschichte."