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10 Jahre EU-Osterweiterung
Freude und Bauchweh

Es dürfte in der Geschichte der EU ein einmaliges Ereignis gewesen sein - die Aufnahme gleich zehn neuer Mitglieder 2004. Für Russland war das damals kein Grund zum Jubeln: In Moskau herrschte das Gefühl vor, etwas zu verlieren - und die Hoffnung zerschlug sich, dass die EU ein kleiner Akteur bleiben könnte.

Von Kai Küstner |
    Freude schöner Götterfunken: Kinder am 28.04.2004 in Frankfurt (Oder)
    Freude schöner Götterfunken: Kinder am 28.04.2004 in Frankfurt (Oder) (picture-alliance / dpa / Patrick Pleul)
    Damals, in der Nacht zum 1. Mai 2004 erklang in allen - den alten wie den neuen - EU-Staaten die Europahymne - sprich: die Melodie von "Freude schöner Göttertfunken" aus Beethovens Neunter Sinfonie.
    Amanda Paul vom European Policy Center in Brüssel sagt, Russland sei damals sehr nervös gewesen und habe das Gefühl, etwas verloren zu haben. Moskau befürchtete, dass die alten wirtschaftlichen Bindungen leiden würden. Damals hieß der Präsident schon Wladimir Putin. Sein Ego sein noch nicht so groß gewesen wie heute, sagt Paul. Aber das Wachsen der EU könne man zumindest teilweise heranziehen, um das russische Verhalten in der Ukraine-Krise zu erklären.
    Russland hatte ursprünglich gehofft, dass die EU ein kleiner Akteur bleiben würde. Das sei dann anders gekommen - und vermische sich mit dem russischen Komplex, ein riesiges Reich verloren zu haben.