
Wochenlang hatte US-Präsident Trump mit einem umfassenden XXL-Zollpaket gedroht. Die nun vorgelegten Pläne sind komplex.
Was gilt ab wann?
Die USA belegen Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent - und zwar ab Samstag. Dazu kommt ein länderspezifischer Zoll, wie unsere USA-Korrespondentin Doris Simon erklärt. Er werde nach einer komplizierten Formel berechnet. Es trifft vor allem Länder, mit denen die USA ein besonders großes Handelsdefizit haben. Ein Handelsdefizit entsteht, wenn ein Land - in diesem Fall also die Vereinigten Staaten - mehr Güter und Dienstleistungen importiert, als es selber produziert.
Washington bezieht aber auch Handelshemmnisse wie Subventionen, strenge Einfuhrvorgaben, Diebstahl geistigen Eigentums und Währungsmanipulation in die Kalkulation mit ein. Daraus leitet sich dann der entsprechende Zoll auf Importe aus diesen Ländern ab, der laut Simon zwischen 10 und 50 Prozent variiert. Die US-Regierung selbst gibt an, der Wert sei jeweils nur etwa halb so hoch wie errechnet. "Wir sind gute Menschen", sagte Trump dazu. Die höheren Zölle sollen dann ab dem kommenden Mittwoch, 9. April, greifen.
Wie hoch ist der Satz für Deutschland?
Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist in der Liste des Weißen Hauses nicht einzeln aufgeführt, sondern fällt unter die Bestimmungen für die Europäische Union. Waren aus EU-Ländern werden bei der Einfuhr in den Vereinigten Staaten ab kommender Woche mit einem Zoll von 20 Prozent belegt. Die Amerikaner haben errechnet, dass die EU Zölle in Höhe von 39 Prozent auf US-Importe verhängt - Handelshemmnisse miteinberechnet. Die EU-Kommission dagegen meint: "Legt man den tatsächlichen Warenhandel zwischen der EU und den USA zugrunde, so liegt der durchschnittliche Zollsatz in der Praxis auf beiden Seiten bei etwa einem Prozent".
Nach Einschätzung des Deutschlandfunk-Wirtschaftsexperten Klemens Kindermann treffen die höheren Zölle vor allem Schlüsselindustrien in Deutschland wie Maschinenbau, Autohersteller und die Pharmaindustrie. Für letztere seien die USA der wichtigste Absatzmarkt überhaupt. Im vergangenen Jahr wurden laut Kindermann Waren im Wert von 27 Milliarden Euro in die USA ausgeführt. Das sei knapp ein Viertel des Gesamtabsatzes der Branche.
Welche Länder müssen besonders viel bezahlen?
Teilweise werden sehr kleine Handelspartner mit sehr hohen Abgaben belegt, etwa Krisenländer wie Syrien und Myanmar. Die höchsten Zölle mit je 50 Prozent treffen den afrikanischen Kleinstaat Lesotho und ein französisches Überseegebiet, die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon. Es folgen Kambodscha mit 49 Prozent und Laos mit 48.
Für China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA, belaufen sich die neuen Zölle auf 34 Prozent - zusätzlich zu bereits geltenden Strafabgaben auf Produkte aus der Volksrepublik in Höhe von 20 Prozent.
Welche Ausnahmen gibt es?
Einige Waren wie Kupfer, Arzneimittel, Halbleiter, Holz, Gold und "bestimmte Mineralien" werden nach Informationen des Weißen Hauses nicht von den Zöllen betroffen sein. Auch die wichtigen US-Partner Kanada und Mexiko sind US-Regierungsvertretern zufolge von den neuen Zöllen ausgenommen. Hier gelten bereits Abgaben in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus beiden Ländern.
Bestimmte Länder sind ganz von den neuen Zöllen ausgenommen, so zum Beispiel Russland. Zur Erklärung führte Trumps Sprecherin Leavitt der US-Nachrichtenseite "Axios" gegenüber an, US-Sanktionen schlössen bereits jeden bedeutenden Handel aus. De facto aber liegt Russland in der Handelsbilanz der USA bei Warenimporten immer noch vor der Ukraine, für die zehn Prozent gelten sollen.
Auch Kuba, Belarus und Nordkorea sind von Trumps neuen reziproken Zöllen nicht betroffen. Hier verweist das Weiße Haus ebenfalls auf bestehende Sanktionen.
(mit Material der Deutschen Presse-Agentur)
Trumps Zollpolitik: Wie kann Europa reagieren?
Diese Nachricht wurde am 03.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.