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10. Sportkonferenz im Deutschlandfunk
Deutschland - blühende Landschaft für Olympia und Co?

Der DOSB arbeitet an einer neuen Olympia-Bewerbung, der DFB richtet im Sommer 2024 die Fußball-EM aus. In beiden Fällen soll Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen. Auf der 10. Dlf-Sportkonferenz am 9. November diskutierten wir darüber, wie das klappen kann.

    Auf der 10. Dlf-Sportkonferenz wird darüber diskutiert, wie große Sportveranstaltungen wie die Fußball-EM oder Olympia in Deutschland ausgetragen werden können.
    Auf der 10. Dlf-Sportkonferenz wird darüber diskutiert, wie große Sportveranstaltungen wie die Fußball-EM oder Olympia in Deutschland ausgetragen werden können. (Deutschlandfunk)
    "Die perfekte ökologische Sportveranstaltung ist die, die nicht stattfindet." Dieses Zitat stammt nicht von einem Mitglied der "Letzten Generation", sondern von DFB-Mediendirektor Steffen Simon. Die Fußball-Europameisterschaft wird der DFB im kommenden Sommer natürlich trotzdem ausrichten.
    Aber Deutschland möchte Maßstäbe setzen – wenn schon nicht auf dem Platz, dann in Sachen Nachhaltigkeit. Die EM solle so nachhaltig wie keine andere zuvor werden, lautet das Versprechen von Turnierdirektor Philipp Lahm. Aber kann die EM wirklich ein nachhaltiges "Sommermärchen" werden, von dem der DFB träumt? Darüber diskutieren wir auf der 10. Deutschlandfunk-Sportkonferenz am 9. November.
    Das letzte Versprechen dieser Art wurde im Weltfußball aber gebrochen. Gastgeber Katar behauptete zusammen mit dem Weltfußball-Verband FIFA, dass die WM 2022 die erste "klimaneutrale WM" werden würde. In Wahrheit haben die WM-Veranstalter ihren CO2-Fußabdruck kleingerechnet und die Projekte, mit denen die CO2-Emissionen kompensiert werden sollten, sind nach Experten-Ansicht dafür nicht tauglich gewesen.
    Deutschland will es anders machen. Mobilitätspartner der EM ist zum Beispiel keine Fluggesellschaft, sondern die Deutsche Bahn. Mit Sonderangeboten und mehr Zügen sollen möglichst viele Fans überzeugt werden, lieber Bahn statt Flugzeug zu nutzen. Ein wichtiger Schritt, denn die An- und Abreise der Fans ist mit Abstand der größte Verursacher von CO2-Emissionen.
    Aber die EM soll nicht nur ökologisch, sondern auch sozial nachhaltig sein, mit Effekten, die bis zum Sportplatz des Dorfvereins zu spüren sind. Einer, der sich mit seiner Stiftung "Gesunde Erde – Gesunde Menschen" für Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen einsetzt, ist Eckart von Hirschhausen.
    Er sagte in einem Impulsvortrag: „Wenn die Spielerinnen und Spieler mit dem Zug kommen, da würde die ganze Welt drüber reden. Wenn die Equipe aus Paris eben mit TGV kommt und eben nicht mit dem Flieger und wenn die ICEs auch noch ankommen, dann würden auch die Deutschen drüber sprechen.“ Die Vorstandsvorsitzende der DFL-Stiftung, Franziska Fey, betonte, dass Ökologie nicht der einzige Faktor sein sollte, wenn über Nachhaltigkeit von großen Sportevents diskutiert wird.
    Das könnte bei der Euro 2024 möglich sein, meint zumindest Tim Thormann. Der Nachhaltigkeitsmanager für die Europameisterschaft in Deutschland, erklärt, dass "Teammobilität" ein großer Faktor sei. Man habe den Turnierspielplan angepasst, sodass die Teams innerhalb bestimmter Cluster in der Vorrunde blieben. Reisen mit der Bahn könnten so möglich werden.
    Gerd Thomas ist Vorstandsvorsitzender des FC Internationale Berlin, dem ersten Amateurverein, der ein Nachhaltigkeits-Zertifikat erhalten hat. Er kennt die Schwierigkeiten, das Vereinsleben nachhaltig zu gestalten. Mit Blick auf eine ideale Sportstätte sagte er: "Wir müssen uns überlegen, wie die Energie zustande kommt. Natürlich reden wir über Solar, Erdwärme, LED-Flutlichter. Im Bezirk Berlin-Tempelhof sind, glaube ich, gerade mal drei Plätze auf LED umgerüstet. Das ist völliger Irrsinn." Annika Rittmann von Fridays For Future kritisierte die Priorisierung von Investitionen im Sport. Der Profifußball zum Beispiel habe sicherlich genug Mittel, um Nachhaltigkeit in den Planungen für Groß-Sportevents zu berücksichtigen.
    Nicole Mündelein, Nachhaltigkeitsmanagerin der Host City Dortmund, erläutert die Vorgaben von UEFA und DFB für die Euro 2024: Recycling, nachhaltige Bekleidung, Ökostrom und Mehrweggeschirr in der Fanzone. Zudem gebe es einen Ratsbeschluss zu nachhaltiger Beschaffung.
    Von einem noch größeren Sport-Event als der Fußball-EM träumt der Deutsche Olympische Sportbund: von Olympischen Spielen. Der DOSB hat dafür gerade einen Prozess gestartet, um nach diversen gescheiterten Bewerbungen ein Konzept zu entwickeln, dass in Deutschland mehrheitsfähig ist. Auch diese Frage wurde auf der Sportkonferenz in einem Streitgespräch zwischen einem Olympia-Gegner und Befürworter diskutiert werden. Denn die Vorbehalte gegen eine mögliche Bewerbung sind groß, das haben die gescheiterten Bewerbungen von Hamburg und München gezeigt. Gleichzeitig verweisen die Sportverbände auf die Chancen, die eine Bewerbung für Deutschland bieten würden.