Als zwei lindgrüne, ägyptische Militärhubschrauber im November 2004 über dem Platz vor der Mukata in Ramallah niedergehen, bricht das Chaos aus. Tausende Palästinenser umringen die gelandeten Helikopter. Es ist die Beerdigung des palästinensischen Präsidenten Arafat. Seine Anhänger jubeln und rufen immer wieder seinen Kampfnamen: Abu Amar.
Arafats letzter Kampf beginnt zwei Wochen zuvor. Die Ärzte räumen ein, dass der palästinensische Präsident schwerer erkrankt ist, als zunächst bekannt gegeben. Arafat lebt isoliert in seinem Amtssitz, der Mukata – belagert von israelischen Soldaten.
Arafat wird nach Paris geflogen
"Die Leute hier sind mutig und standhaft. Gegen Rassismus, Terrorismus und die israelische Aggression, die amerikanische Waffen einsetzt. Wir stehen zusammen bis einer von uns die palästinensische Flagge über den Mauern von Jerusalem, den Moscheen und Kirchen hisst", so sprach er zu Beginn der Belagerung, auf dem gewaltsamen Höhepunkt der zweiten Intifada. 2002 war das. Im Oktober 2004 verlässt Arafat das Gebäude in Ramallah stumm, steigt in einen Helikopter der jordanischen Armee. Er verteilt Kusshände und ist sichtbar von Krankheit gezeichnet. Über Amman bringen sie Arafat nach Paris, ins Militärkrankenhaus Percy.
In Ramallah bleibt die palästinensische Führung zurück. Doch diesmal ist es anders. Erst langsam beginnen die Palästinenser zu begreifen, was passiert. Wer bekommt die Macht, wer das Geld?
Es entsteht der Plan, ebenfalls nach Paris zu reisen, um die letzten Dinge zu regeln. Die Frau des palästinensischen Präsidenten, Suha, die Arafat nach Paris geholt hatte, ist empört:
"Das ehrliche palästinensische Volk soll wissen, dass eine Bande von Erbschleichern nach Paris kommen will. Man muss sich das Ausmaß dieser Konspiration vorstellen. Sie versuchen Abu Amar lebendig zu begraben. Yassir Arafat ist in Ordnung, er lebt, er wird nach zu Hause zurückkehren."
Chaos nach Arafats Tod
Drei Tage später ist Arafat tot. Der Mann, der in einem Leben Friedensnobelpreisträger, Politiker, Widerstandskämpfer und Terrorist war. Eine natürliche Todesursache gilt mittlerweile als wahrscheinlich. Ein Forscher aus Frankreich und aus Russland haben eine Vergiftung mit Polonium 210 ausgeschlossen.
Am 12. November 2004 kommt der Leichnam des palästinensischen Präsidenten nach Ramallah. Bereits am Vormittag strömen Palästinenser Richtung Mukata. Sie sind mit Bussen nach Ramallah gekommen; aus anderen Teilen des Westjordanlands, aus Ost-Jerusalem und auch aus dem Gaza-Streifen. Das hatte das israelische Militär, die Besatzungsmacht erlaubt.
Als der neu bestimmt PLO-Vorsitzende Mahmut Abbas am darauffolgenden Wochenende eine Trauerfeier in Gaza besucht, wird das Trauerzelt gestürmt. Gestürmt von Anhängern militanter Gruppen. Abbas muss fliehen. Der Tod Arafats ist auch der Beginn der endgültigen politischen Spaltung der Palästinenser.