"Länder wie Dänemark, Schweden, Norwegen, auch die Schweiz, die sind konstant eigentlich die zufriedensten Nationen. Unten stehen Länder wie zum Beispiel Zimbabwe oder Irak, also die wirklich armen Länder, bei denen es auch große Katastrophen gegeben hat."
"Glück -The World Book of Happiness" heißt das kürzlich erschienene Buch, herausgegeben von dem belgischen Journalisten Leo Bormans. Darin haben 100 Glücksforscher aus 50 verschiedenen Ländern zusammengefasst, was Menschen zufrieden macht. Gesundheit wird immer wieder genannt, soziale Beziehungen, das Leben in politisch stabilen Verhältnissen. Und natürlich: wirtschaftliche Sicherheit. Prof. Jan Delhey, Soziologe an der Jacobs-Universität in Bremen hat sich für Deutschland an dem "Glücksbuch" beteiligt.
"Da sieht man immer, dass es vier bis fünf große Faktoren sind, die zum Wohlbefinden, zur Lebenszufriedenheit beitragen: Das ist eigentlich das Wirtschaftswachstum, das Wohltandsniveau einer Gesellschaft, dann Rechtsstaatlichkeit ist sehr wichtig. Dann sind daneben auch andere Faktoren noch wichtig, zum Beispiel Sozialkapital, ein Vertrauensklima in einer Gesellschaft und Gleichheit. Ein gewisses Maß an Geschlechtergleichheit."
Kein Wunder, meint Jan Delhey, dass ausgerechnet die reichen westlichen Länder im Glücksranking zumeist sehr weit oben stehen.
"Weil die westlichen Gesellschaften, die vereinen all diese Faktoren aufeinander. Die sind reich, die sind demokratisch rechtsstaatlich und haben meist ein hohes Ausmaß an Geschlechtergleichheit und ein generelles Klima des Vertrauens."
"Arm, aber glücklich" klingt zwar romantisch, deckt sich aber selten mit der Realität. Materieller Wohlstand und persönliches Wohlergehen sind ziemlich eng miteinander verknüpft. Natürlich kann man Glück nicht kaufen, aber mit Geld kann man sich das Leben erleichtern. Freiräume schaffen fürs Glück, sozusagen. "Sie putzen nicht gern Ihr Haus?", heißt es in dem australischen Beitrag lakonisch. "Kein Problem, wenn Sie Geld haben. Bezahlen Sie einfach jemanden dafür".Allerdings: oberhalb eines gewissen Haushaltsnettoeinkommens – ca. 60 - 70000 Euro – steigt das Glücksgefühl nur noch geringfügig.
"Das ist gut bestätigt, dass wenn man innerhalb einer Gesellschaft wie Deutschland guckt, dass man da ein klares Schichtungsmuster sieht. Also die Reichen sind zufriedener als die in der Mitte und die sind wieder etwas zufriedener als die armen Familien. Allerdings ist bei uns in Deutschland diese Lücke da, aber sie ist nicht riesig. Also, wenn man jetzt in ärmeren Gesellschaften reingeht, sieht man, dass die Lücke zwischen Arm und Reich in dem subjektiven Wohlbefinden einfach riesig ist."
Je ärmer die Länder, desto wichtiger wird das Geld. In Litauen wurde erforscht, dass Menschen in ärmeren europäischen Ländern unzufriedener mit ihrem Leben sind als in den wohlhabenden. Gerade in den postkommunistischen Ländern hadern die Menschen oftmals mit ihrem Leben. In der Ukraine, Russland und Weißrussland sind sie am unglück-lichsten, vielleicht aber auch deshalb, weil sie immer noch eine Erwartungshaltung an den Staat haben, er möge bitte für sie sorgen. Und übrigens: stabile zwischenmenschliche Beziehungen spielen dort eine wesentlich geringere Rolle als in den westeuropäischen Ländern.
"Man sieht so einen Trend zu einer Postmaterialisierung des Glücks in den reichen Gesellschaften. Ich hab mal so ne Untersuchung gemacht, welcher Lebensbereich die Lebenszufriedenheit bestimmt, ob es die Zufriedenheit mit dem Einkommen oder die Zufriedenheit mit der Familie ist, die dann die Gesamtzufriedenheit bestimmt. Und da sieht man ein ganz starkes Muster, dass in den westlichen Gesellschaften viel mehr Zufrieden-heit aus der Familie gezogen wird. Und umgekehrt in den westlichen Gesellschaften wird etwas weniger Lebenszufriedenheit aus dem Einkommensbereich gezogen, viel mehr in den ärmeren Gesellschaften."
Werden für die reichen Länder materielle Güter also zunehmend unwichtig? Brauchen wir also nicht immer mehr Wirtschaftswachstum, immer mehr Geld und Konsum, weil zu-nehmend "postmaterielle Werte" – Familie, Freunde, intakte Natur zum Beispiel - uns glücklich machen? Jan Delhey ist skeptisch:
"Prinzipiell ist es möglich, dass man sagt, unsere Gesellschaften postmaterialisieren sich weiter. Und andere Werte als Wirtschaftswachstum werden wichtiger für die Menschen. Das würde auch heißen, dass wir mit nem schrumpfenden Wohlstandsniveau dann genauso zufrieden wären. Es kann aber auch sein, dieser Wertewandeltrend ist ja auch wieder rückgekoppelt an ein bestimmtes Wohlstandsniveau, an bestimmte materielle Lebensbedingungen, wenn die infrage gestellt sind, dass sich dann auch das Glück wieder ein wenig rematerialisiert. Ich bin deshalb ein bisschen skeptisch, ob man sagen kann, wir brauchen kein Wirtschaftswachstum mehr, ich glaube eher, dass man das Wirtschaftswachstum intelligent organisieren muss, sodass es mehr mit den Bedürfnissen der Menschen übereinstimmt. Und das heißt, dass die berufliche Belastung teilweise zu hoch ist, dass in manchen Berufen der Stress zu groß ist, die Arbeitszeiten zu lang."
In mehreren Artikeln wird darauf hingewiesen, dass zum eigenen Glücksgefühl auch die Konkurrenz, das Sich-Messen mit anderen Menschen gehört. "Ich bin zum Beispiel glück-licher, wenn mein Einkommen steigt", so die Botschaft aus Frankreich: "aber weniger glücklich, wenn das Einkommen anderer steigt". Und erst recht unglücklich fühlt man sich, wenn das eigene Einkommen hinter dem vergleichbar Qualifizierter hinterher hinkt. Verständlich, mein Jan Delhey, denn "soziale Vergleiche stecken im Menschen drin". Aber:
"Was die Glücksforschung gezeigt hat, ist, dass die Menschen mit weniger Vergleich besser leben. Also angenehmer ist es, wenn man seine materiellen Bedürfnisse befriedigt hat, aber nicht unbedingt guckt, was der Nachbar hat. Denn wenn man in solchen Vergleichen feststellt, dass es einem besser geht als anderen, das mag zwar das Zufriedenheitsniveau heben, aber nur ein bisschen. Währenddessen wenn man feststellt, dass es einem schlechter geht als dem Nachbarn, das senkt die Zufriedenheit deutlich ab."
Übrigens finden sich solche Sorgen um den eigenen Status deutlicher in Ländern, in denen die sozialen Unterschiede groß sind:
"Man kann sehen, dass in Ländern, wo die Einkommensverteilung ungleicher ist, wie zum Beispiel in England, dass Menschen viel mehr diese Statusängste haben: wo stehe ich in der Gesellschaft, habe ich genug, wie sehen mich die anderen? Während in egalitären Ländern wie Schweden die Menschen weniger unter diesen Statusängsten leiden. Also hier auch wieder ein Hinweis, dass so ein Klima des ständigen Vergleichs schädlich ist für die Zufriedenheit."
Fazit: Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt offensichtlich ganz ungemein. Und hat man dann genug davon, dann können sich auch die anderen Zutaten für ein gelungenes Leben so richtig schön entfalten:
"Klar, das Haben ist unser Einkommen, das Materielle, spielt überall ne Rolle, auch in den reichen Gesellschaften. Dazu kommt aber das Lieben, die sozialen Beziehungen, die wir haben. Zum Beispiel Paarbeziehungen oder Partnerbeziehungen sind wichtig, darüber auch Freundeskreise, Nachbarschaften, alles, was uns soziale Bestätigung gibt. Und drittens dieser Bereich des Seins, der beschreibt sehr schön, was wir mit unserem Leben tun, ob wir sehr aktiv oder sehr passiv sind.
Also, wer jeden Abend mit ner Tüte Chips 5 Stunden auf der Couch sitzt und fernsieht, das ist eben keine Aktivität, die dazu beiträgt, dass man glücklich und zufrieden ist, man muss eben aktiv sein. Wer es schafft sich Hobbys oder Beschäftigung zu suchen, die einen fesseln, wo man als Person auch wächst, das ist klar auch ein Glücksfaktor. Von daher kann man eigentlich sagen, dass das individuelle Glück auf diesen drei Säulen beruht, Haben, Lieben und Sein."
"Glück -The World Book of Happiness" heißt das kürzlich erschienene Buch, herausgegeben von dem belgischen Journalisten Leo Bormans. Darin haben 100 Glücksforscher aus 50 verschiedenen Ländern zusammengefasst, was Menschen zufrieden macht. Gesundheit wird immer wieder genannt, soziale Beziehungen, das Leben in politisch stabilen Verhältnissen. Und natürlich: wirtschaftliche Sicherheit. Prof. Jan Delhey, Soziologe an der Jacobs-Universität in Bremen hat sich für Deutschland an dem "Glücksbuch" beteiligt.
"Da sieht man immer, dass es vier bis fünf große Faktoren sind, die zum Wohlbefinden, zur Lebenszufriedenheit beitragen: Das ist eigentlich das Wirtschaftswachstum, das Wohltandsniveau einer Gesellschaft, dann Rechtsstaatlichkeit ist sehr wichtig. Dann sind daneben auch andere Faktoren noch wichtig, zum Beispiel Sozialkapital, ein Vertrauensklima in einer Gesellschaft und Gleichheit. Ein gewisses Maß an Geschlechtergleichheit."
Kein Wunder, meint Jan Delhey, dass ausgerechnet die reichen westlichen Länder im Glücksranking zumeist sehr weit oben stehen.
"Weil die westlichen Gesellschaften, die vereinen all diese Faktoren aufeinander. Die sind reich, die sind demokratisch rechtsstaatlich und haben meist ein hohes Ausmaß an Geschlechtergleichheit und ein generelles Klima des Vertrauens."
"Arm, aber glücklich" klingt zwar romantisch, deckt sich aber selten mit der Realität. Materieller Wohlstand und persönliches Wohlergehen sind ziemlich eng miteinander verknüpft. Natürlich kann man Glück nicht kaufen, aber mit Geld kann man sich das Leben erleichtern. Freiräume schaffen fürs Glück, sozusagen. "Sie putzen nicht gern Ihr Haus?", heißt es in dem australischen Beitrag lakonisch. "Kein Problem, wenn Sie Geld haben. Bezahlen Sie einfach jemanden dafür".Allerdings: oberhalb eines gewissen Haushaltsnettoeinkommens – ca. 60 - 70000 Euro – steigt das Glücksgefühl nur noch geringfügig.
"Das ist gut bestätigt, dass wenn man innerhalb einer Gesellschaft wie Deutschland guckt, dass man da ein klares Schichtungsmuster sieht. Also die Reichen sind zufriedener als die in der Mitte und die sind wieder etwas zufriedener als die armen Familien. Allerdings ist bei uns in Deutschland diese Lücke da, aber sie ist nicht riesig. Also, wenn man jetzt in ärmeren Gesellschaften reingeht, sieht man, dass die Lücke zwischen Arm und Reich in dem subjektiven Wohlbefinden einfach riesig ist."
Je ärmer die Länder, desto wichtiger wird das Geld. In Litauen wurde erforscht, dass Menschen in ärmeren europäischen Ländern unzufriedener mit ihrem Leben sind als in den wohlhabenden. Gerade in den postkommunistischen Ländern hadern die Menschen oftmals mit ihrem Leben. In der Ukraine, Russland und Weißrussland sind sie am unglück-lichsten, vielleicht aber auch deshalb, weil sie immer noch eine Erwartungshaltung an den Staat haben, er möge bitte für sie sorgen. Und übrigens: stabile zwischenmenschliche Beziehungen spielen dort eine wesentlich geringere Rolle als in den westeuropäischen Ländern.
"Man sieht so einen Trend zu einer Postmaterialisierung des Glücks in den reichen Gesellschaften. Ich hab mal so ne Untersuchung gemacht, welcher Lebensbereich die Lebenszufriedenheit bestimmt, ob es die Zufriedenheit mit dem Einkommen oder die Zufriedenheit mit der Familie ist, die dann die Gesamtzufriedenheit bestimmt. Und da sieht man ein ganz starkes Muster, dass in den westlichen Gesellschaften viel mehr Zufrieden-heit aus der Familie gezogen wird. Und umgekehrt in den westlichen Gesellschaften wird etwas weniger Lebenszufriedenheit aus dem Einkommensbereich gezogen, viel mehr in den ärmeren Gesellschaften."
Werden für die reichen Länder materielle Güter also zunehmend unwichtig? Brauchen wir also nicht immer mehr Wirtschaftswachstum, immer mehr Geld und Konsum, weil zu-nehmend "postmaterielle Werte" – Familie, Freunde, intakte Natur zum Beispiel - uns glücklich machen? Jan Delhey ist skeptisch:
"Prinzipiell ist es möglich, dass man sagt, unsere Gesellschaften postmaterialisieren sich weiter. Und andere Werte als Wirtschaftswachstum werden wichtiger für die Menschen. Das würde auch heißen, dass wir mit nem schrumpfenden Wohlstandsniveau dann genauso zufrieden wären. Es kann aber auch sein, dieser Wertewandeltrend ist ja auch wieder rückgekoppelt an ein bestimmtes Wohlstandsniveau, an bestimmte materielle Lebensbedingungen, wenn die infrage gestellt sind, dass sich dann auch das Glück wieder ein wenig rematerialisiert. Ich bin deshalb ein bisschen skeptisch, ob man sagen kann, wir brauchen kein Wirtschaftswachstum mehr, ich glaube eher, dass man das Wirtschaftswachstum intelligent organisieren muss, sodass es mehr mit den Bedürfnissen der Menschen übereinstimmt. Und das heißt, dass die berufliche Belastung teilweise zu hoch ist, dass in manchen Berufen der Stress zu groß ist, die Arbeitszeiten zu lang."
In mehreren Artikeln wird darauf hingewiesen, dass zum eigenen Glücksgefühl auch die Konkurrenz, das Sich-Messen mit anderen Menschen gehört. "Ich bin zum Beispiel glück-licher, wenn mein Einkommen steigt", so die Botschaft aus Frankreich: "aber weniger glücklich, wenn das Einkommen anderer steigt". Und erst recht unglücklich fühlt man sich, wenn das eigene Einkommen hinter dem vergleichbar Qualifizierter hinterher hinkt. Verständlich, mein Jan Delhey, denn "soziale Vergleiche stecken im Menschen drin". Aber:
"Was die Glücksforschung gezeigt hat, ist, dass die Menschen mit weniger Vergleich besser leben. Also angenehmer ist es, wenn man seine materiellen Bedürfnisse befriedigt hat, aber nicht unbedingt guckt, was der Nachbar hat. Denn wenn man in solchen Vergleichen feststellt, dass es einem besser geht als anderen, das mag zwar das Zufriedenheitsniveau heben, aber nur ein bisschen. Währenddessen wenn man feststellt, dass es einem schlechter geht als dem Nachbarn, das senkt die Zufriedenheit deutlich ab."
Übrigens finden sich solche Sorgen um den eigenen Status deutlicher in Ländern, in denen die sozialen Unterschiede groß sind:
"Man kann sehen, dass in Ländern, wo die Einkommensverteilung ungleicher ist, wie zum Beispiel in England, dass Menschen viel mehr diese Statusängste haben: wo stehe ich in der Gesellschaft, habe ich genug, wie sehen mich die anderen? Während in egalitären Ländern wie Schweden die Menschen weniger unter diesen Statusängsten leiden. Also hier auch wieder ein Hinweis, dass so ein Klima des ständigen Vergleichs schädlich ist für die Zufriedenheit."
Fazit: Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt offensichtlich ganz ungemein. Und hat man dann genug davon, dann können sich auch die anderen Zutaten für ein gelungenes Leben so richtig schön entfalten:
"Klar, das Haben ist unser Einkommen, das Materielle, spielt überall ne Rolle, auch in den reichen Gesellschaften. Dazu kommt aber das Lieben, die sozialen Beziehungen, die wir haben. Zum Beispiel Paarbeziehungen oder Partnerbeziehungen sind wichtig, darüber auch Freundeskreise, Nachbarschaften, alles, was uns soziale Bestätigung gibt. Und drittens dieser Bereich des Seins, der beschreibt sehr schön, was wir mit unserem Leben tun, ob wir sehr aktiv oder sehr passiv sind.
Also, wer jeden Abend mit ner Tüte Chips 5 Stunden auf der Couch sitzt und fernsieht, das ist eben keine Aktivität, die dazu beiträgt, dass man glücklich und zufrieden ist, man muss eben aktiv sein. Wer es schafft sich Hobbys oder Beschäftigung zu suchen, die einen fesseln, wo man als Person auch wächst, das ist klar auch ein Glücksfaktor. Von daher kann man eigentlich sagen, dass das individuelle Glück auf diesen drei Säulen beruht, Haben, Lieben und Sein."