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100. Geburtstag des Schriftstellers
Jack Kerouac – ein epochaler Autor

Mit dem Roman "On the Road" ("Unterwegs") schrieb Jack Kerouac das Manifest der Beat-Generation. "Der Mann hat mein Leben verändert – und das aller anderen auch", sagte etwa Bob Dylan über den US-Schriftsteller, der heute 100 Jahre alt geworden wäre. 

Von Martin Tschechne |
Jack Kerouac (rechts) neben Allen Ginsberg abgebildet im Beat Museum, San Francisco
Jack Kerouac (rechts) neben Allen Ginsberg abgebildet im Beat Museum, San Francisco (imago/Danita Delimont)
Mit der U-Bahn aus New York hinaus, dann immer nach Westen: Jack Kerouac, geboren am 12. März 1922 in Lowell, Massachusetts, wollte nur unterwegs sein, wollte sehen, erleben – und schreiben. Und traf mitten ins Herz seiner Zeit. Sein atemloser, im Stil einer rasanten Reportage hingeworfener Roman "On the Road" ("Unterwegs") wurde das Rucksack- und Hosentaschenbuch ganzer Generationen auf der Suche nach dem Sinn ihrer Existenz.
"Ich begegnete Dean das erste Mal nicht lange, nachdem meine Frau und ich uns getrennt hatten. Damals hatte ich gerade eine schwere Krankheit hinter mir, über die ich hier nicht weiter reden will, außer dass sie etwas mit der elend lästigen Trennung zu tun hatte und mit meinem Gefühl, dass alles tot war. Mit Dean Moriarty begann der Teil meines Lebens, den man 'mein Leben unterwegs' nennen könnte. Davor hatte ich oft davon geträumt, in den Westen zu gehen und mir das Land anzusehen, hatte vage Pläne geschmiedet – und war nie gestartet."

Eine Reise zur Poesie und Spiritualität

Unterwegs mit Dean Moriarty, der in Wirklichkeit Neal Cassady hieß und ebenfalls Schriftsteller werden wollte, ein junger Knastvogel, wie der Freund ihn beschreibt, aufgewachsen auf der Straße und in Erziehungsheimen – und Kerouac selbst, der Antagonist, streng katholisch erzogen, akademisch gebildet, doch früh gescheitert an den Ansprüchen, die Gesellschaft und Moral ihm aufgebürdet hatten. Was sie auf ihrer gemeinsamen Reise fanden, waren Poesie und Spiritualität.
"Und wenn in Amerika die Sonne untergeht und ich auf dem alten verrotteten Pier am Fluss sitze und den weiten, weiten Himmel über New Jersey betrachte und all das raue Land vor mir sehe, das sich in einem unglaublichen, riesigen Buckel bis zur Westküste hinüberzieht, und all … die Menschen, die in seiner unermesslichen Weite träumen, und mir sage, dass heute Nacht die Sterne am Himmel stehen werden, und niemand, niemand weiß, was einem jeden bevorsteht, dann denke ich an Dean Moriarty."

Das McCarthy-Amerika als Kontrastfolie

Die USA der 1950er-Jahre – was für ein Kontrast zum Tugend- und Gesinnungsterror der Ära McCarthy, zum Kalten Krieg, zu Korea, später Vietnam! Es war der Jazz, der dieses immer noch nicht fertig entdeckte Land zum Klingen brachte und der Sprache des jungen Autors ihren Rhythmus gab, der Bebop und ganz besonders der geniale Saxofonist Charlie Parker. Kerouac widmete ihm ein Gedicht, nahm es als Schallplatte auf und besang den Musiker als Buddha, der in immer schnellerem Tempo zu tiefster Ruhe – seinem "eternal slowdown" findet.

Unzählige Filme und Songs inspiriert

Kerouac schrieb Tag und Nacht. Um keine Zeit zu verlieren, spannte er eine 37 Meter lange Rolle aus Packpapier in seine Schreibmaschine. Nach nur drei Wochen war das Manuskript fertig, "On the Road" vom Fleck weg eine Sensation. Filme wie "Easy Rider" griffen Thema und Haltung des Romans auf, um der Heuchelei des amerikanischen Traums einen eigenen Traum von Freiheit entgegenzusetzen. Kerouac und Kollegen wie William S. Burroughs und Allen Ginsberg waren die Helden der Beat-Generation. Und lebten vor, wie Ginsberg sich erinnert, was allzu viele ihnen nachmachen sollten:
"Etwa 1944 begannen wir – Kerouac, Burroughs und ich – mit Benzedrin zu experimentieren. Ich merkte bald, dass ich in dem Zustand nicht schreiben konnte, weil es meine Gedanken zu sehr durcheinander brachte. Aber Jack konnte es. Und ich glaube, dass einige seiner Romane der 50er-Jahre unter dem Einfluss von Amphetamin entstanden sind.
"Hinter uns lag ganz Amerika und alles, was Dean und ich zuvor über das Leben und das Leben auf der Straße gewusst hatten. Wir hatten endlich das magische Land am Ende der Straße gefunden, und wir haben nie vom Ausmaß der Magie geträumt.“
Jack Kerouac starb 1969 im Alter von 47 Jahren an den Folgen exzessiven Alkohol- und Drogenmissbrauchs, verbittert und böse auf eine Jugend, die eine Freiheit genießen durfte, um die er in seinen Romanen und Gedichten gekämpft hatte.