"Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen auf mich nehmen."
Sophie Scholl nach ihrer Festnahme am 18. Februar 1943 laut Vernehmungsprotokoll der Gestapo. Vier Tage später wird sie, 21-jährig, zusammen mit ihrem Bruder Hans und Christoph Probst hingerichtet.
Sophie Scholl, geboren am 9. Mai 1921 in Forchtenberg, wächst in einem liberalen, protestantisch geprägten Elternhaus auf, in dem Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit als hohe Werte gelten.
Sophie Scholl, geboren am 9. Mai 1921 in Forchtenberg, wächst in einem liberalen, protestantisch geprägten Elternhaus auf, in dem Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit als hohe Werte gelten.
"Sie war wie ein feuriger wilder Junge, trug die dunkelbraunen glatten Haare im Herrenschnitt … Sie war lebhaft, keck, mit heller klarer Stimme, kühn in unsern wilden Spielen und von einer göttlichen Schlamperei."
Fast sieben Jahre lang ein "Hitlermädel"
Erinnerte sich Susanne Hirzel, Mitglied der "Weißen Rose", an ihre Jugendfreundin. Sophie tanzt eigenwillig wild, liebt es, aus der Stadt in die freie Natur zu radeln, dichtet, komponiert, zeichnet. Und sie ist fasziniert von den Aufmärschen, den Ritualen der nationalen Erhebung, vom "neuen Deutschland" als Volksgemeinschaft. Wie ihre vier Geschwister drängt Sophie in die Hitlerjugend - zum Kummer der Eltern - und tritt 1934 mit 13 Jahren in den Bund Deutscher Mädel, BDM, ein. Fast sieben Jahre lang ist sie ein sogenanntes Hitlermädel. Aber der Krieg bleibt ihr immer fremd.
"Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen und finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für’s Vaterland", schreibt sie an ihren vier Jahre älteren Freund, den Berufsoffizier Fritz Hartnagel, kurz nachdem Nazideutschland Polen überfallen hatte, der Zweite Weltkrieg beginnt.
"Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen und finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für’s Vaterland", schreibt sie an ihren vier Jahre älteren Freund, den Berufsoffizier Fritz Hartnagel, kurz nachdem Nazideutschland Polen überfallen hatte, der Zweite Weltkrieg beginnt.
Flucht in die Religion
Berichte und Briefe ihrer Brüder und von Freunden an der Front machen ihr bald klar, dass dies ein verbrecherischer Vernichtungskrieg ist. In den Jahren ihrer Kindergärtnerin-Ausbildung und des Reichsarbeitsdienstes in der Rüstungsindustrie 1940/41 flüchtet sie geradezu in die Religion, sucht dort Kraft und Halt.
"Ich bin Gott noch so ferne, daß ich ihn nicht einmal beim Gebet spüre. … Doch hilft dagegen nur das Gebet, und wenn in mir noch so viele Teufel rasen, ich will mich an das Seil klammern, das mir Gott in Jesus Christus zugeworfen hat."
"Ich bin Gott noch so ferne, daß ich ihn nicht einmal beim Gebet spüre. … Doch hilft dagegen nur das Gebet, und wenn in mir noch so viele Teufel rasen, ich will mich an das Seil klammern, das mir Gott in Jesus Christus zugeworfen hat."
Das schreibt sie Fritz Hartnagel im November 1942. Ihrem im Glauben begründeten Gewissen folgen, muss jetzt doch heißen, gegen Hitler aufzustehen. Inzwischen ist sie Studentin der Biologie und Philosophie in München. Ende Mai 1942 weiht sie ihr Bruder Hans in die Pläne der "Weißen Rose" ein.
Sie besorgt Matrizen, Papier, Briefmarken, druckt Flugblätter, adressiert Briefumschläge, fährt nach Augsburg und Ulm, wirft sie dort in Briefkästen.
Was machte die überzeugte Hitlerjugend-Bewegte zur entschiedenen Widerstandskämpferin? Briefe und Tagebücher geben darüber keine klare Auskunft. Die deutlichste Sprache sprechen die letzten beiden Flugblätter, an denen sie unmittelbar beteiligt ist:
"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Deutsche! Beweist durch die Tat, daß Ihr anders denkt!"
Sie besorgt Matrizen, Papier, Briefmarken, druckt Flugblätter, adressiert Briefumschläge, fährt nach Augsburg und Ulm, wirft sie dort in Briefkästen.
Was machte die überzeugte Hitlerjugend-Bewegte zur entschiedenen Widerstandskämpferin? Briefe und Tagebücher geben darüber keine klare Auskunft. Die deutlichste Sprache sprechen die letzten beiden Flugblätter, an denen sie unmittelbar beteiligt ist:
"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Deutsche! Beweist durch die Tat, daß Ihr anders denkt!"
"Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus"
Und nach der Niederlage von Stalingrad mit 700.000 Toten und 330.000 von der Roten Armee eingeschlossenen Wehrmachtsoldaten heißt es im 6. Flugblatt der "Weißen Rose":
"Wollen wir den niedrigsten Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest unserer deutschen Jugend opfern? Nimmermehr! ...Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre!"
"Wollen wir den niedrigsten Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest unserer deutschen Jugend opfern? Nimmermehr! ...Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre!"
Als die Geschwister Scholl dieses Flugblatt im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München verteilen, werden sie verhaftet. Die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" ist schnell zerschlagen, Sophie die erste der sechs hingerichteten Mitglieder.
Zur Symbolfigur für Zivilcourage geworden
Sophie Scholl war ein Kind der Widersprüche ihrer Zeit. Aber ihr Ethos weist weit darüber hinaus. Sie hat ein bleibendes Zeichen der Hoffnung und Mahnung gesetzt und ist zur Symbolfigur für Zivilcourage geworden: Widerstand für Menschlichkeit ist möglich, selbst in Zeiten eines Zivilisationsbruchs wie dem der Nazibarbarei.