Seit Wochen wird er in Zeitungen gepriesen, in langen Porträts blickt man auf Willy Brandt zurück.
"Als Herbert Frahm wurde er vor 100 Jahren in Lübeck geboren und floh später vor den Nazis; als Willy Brandt wurde er Bundeskanzler, bekam 1972 den Friedensnobelpreis - zwei Jahre später musste er abdanken", fasst das Kalenderblatt zusammen.
Der Mauerbau sei Brandts größte Herausforderung gewesen. Und letztlich triumphierte er: Für das allmähliche einsetzende Ost-West-Tauwetter erhielt Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. Er brachte ihm den Popularitätsschub, um bei der Bundestagswahl 1972 für die Sozialdemokratie den größten Triumph in ihrer Geschichte einzufahren.
Brandts Redenschreiber würdigt seine Friedenspolitik
Der ehemalige Redenschreiber Willy Brandts, Uwe-Karsten Heye, sieht in dessen Friedenspolitik eine wichtige Tradition, an die die Sozialdemokratie von heute anknüpfen sollte: Die Überwindung des Kalten Krieges sei nur durch eine Politik des Gewaltverzichts möglich geworden: "Das ist, glaube ich, eine Begrifflichkeit, die wir heute nötiger denn je brauchen."
Nach Überzeugung Heyes täte die Sozialdemokratie gut daran, diese Spuren wieder aufzunehmen: "Wenn Sigmar Gabriel reüssieren will, dann muss er sich dessen erinnern, dass es hier eine wichtige, notwendige Tradition der Sozialdemokratie gibt, international zu denken und friedenspolitisch zu denken, die aufzunehmen, glaub ich, notwendig ist."
Vermächtnis in Bild und Ton
Neben neuen Sachbüchern gibt es zwei Hörbücher über sein Leben und Wirken. Zu hören ist in Reden und Interviews ein charismatischer Politiker mit Sendungsbewusstsein. "Willy Brandt im Originalton und ohne Heiligenschein".
Zum runden Geburtstag rückt der SPD-Kanzler wieder in den Fokus von Politikwissenschaftlern, Historikern und Weggefährten. Sie widmen ihre Aufmerksamkeit verstärkt dem Privatmann Willy Brandt.
Die deutsche Widerstandskämpferin Gertrud Meyer war Willy Brandts Weggefährtin im norwegischen Exil. Erst jetzt erinnert ein Buch daran, dass sie in Brandts Leben eine viel größere Rolle spielte als bisher bekannt.
Die ARD würdigt den Ex-Kanzler heute Abend mit einer Dokumentation, im Berliner Martin-Gropius-Bau war am Dienstag der lange als verschollen geglaubte Film "19. September" über Brandts Wahlkampf 1965 zu sehen. Obwohl er diesen verlor, ein beeindruckendes Werk.
"Der Film, in körnigem Schwarz-Weiß gehalten und mit teilweise verwackelter Handkamera kommt so nahe an Brandt heran wie kaum ein anderes Porträt über ihn. Brandt rauchend und Rotwein trinkend im Salonwagen, wie er erzählt, wie ein Tag des Wahlkampfs war, Brandt im offenen Cabrio, der Kamera fast auf seinem Schoß – dabei seinem Referenten lauschend, wie er erklärt, dass in einem Stadtteil von Oberhausen früher die KPD sehr erfolgreich war – Brandt dabei grimmig guckend. So unverstellt hat man Brandt wohl noch nie gesehen",
Die SPD würdigt Willy Brandt heute mit einem Festakt.
Ein paar Fakten aus Willy Brandts Leben:
Brandt wurde am 18. Dezember 1913 als Herbert Ernst Karl Frahm in Lübeck geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtete er ins Exil, nach Norwegen und Schweden. Der Journalist nahm dort den Namen Willy Brandt an. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er in der SPD Karriere.
Von 1969 bis 1974 war Brandt Kanzler und später Chef unter anderem der Nord-Süd-Kommission, die das Thema Entwicklungshilfe in den Fokus rückte. Von 1964 bis 1987 führte Brandt die SPD als Parteivorsitzender. Eine seiner politischen Visionen durfte er zwei Jahre vor seinem Tod noch erleben: Die deutsche Einheit.
Brandt wurde am 18. Dezember 1913 als Herbert Ernst Karl Frahm in Lübeck geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtete er ins Exil, nach Norwegen und Schweden. Der Journalist nahm dort den Namen Willy Brandt an. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er in der SPD Karriere.
Von 1969 bis 1974 war Brandt Kanzler und später Chef unter anderem der Nord-Süd-Kommission, die das Thema Entwicklungshilfe in den Fokus rückte. Von 1964 bis 1987 führte Brandt die SPD als Parteivorsitzender. Eine seiner politischen Visionen durfte er zwei Jahre vor seinem Tod noch erleben: Die deutsche Einheit.