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100 Tage vor Olympia
Rio: Sportveranstaltungen in den Hallen, Proteste vor der Tür

In dieser Woche ist ein Prestigeprojekt der Olympischen Spiele, eine Fahrradbrücke in Rio, zusammen gebrochen, mindestens zwei Menschen starben. Generell werde die Lage in Brasilien ein schlechtes Licht auf das größte Sportereignis in diesem Jahr werfen, berichtet Carsten Upadek aus Brasilien.

Carsten Upadek im Gespräch mit Philipp May |
    Ein Küstenradweg in Rio de Janeiro ist eingestürzt, der als Attraktion für die Olympischen Sommerspiele gebaut worden war. Bei dem Unglück starben zwei Männer.
    Ein Küstenradweg in Rio de Janeiro ist eingestürzt, der als Attraktion für die Olympischen Sommerspiele gebaut worden war. Bei dem Unglück starben zwei Männer. (picture alliance/dpa - Fernando Maia)
    Der eingestürzte Fahrradweg galt als Vorzeigeobjekt in Richtung Olympia, sagte Carsten Upadek. Eigentlich habe es noch einen zweiten Bauabschnitt gegeben, dessen Eröffnung aber "wohl vom Tisch" sei.
    Die generelle Situation in Brasilien sei im Vergleich zum Jahresanfang noch um einiges schlimmer geworden, die Wirtschaft befinde sich in der schlimmsten Lage seit Jahrzehnten. Dazu kommt die politische Instabilität, ab Mitte Mai werde das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff wohl formal eingeleitet.
    Olympische Spiele als Bühne für Demonstrationen
    Es werde wohl so sein, dass im August in den Hallen Sportwettkämpfe und vor der Tür Demonstrationen stattfänden. Ein Kolumnist habe Upadek gesagt, wenn die ganze Weltpresse in Rio sei, gäbe es wohl keine bessere Gelegenheit. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 habe es zwar ähnliche Befürchtungen gegeben, doch nun gebe es einen entscheidenden Unterschied.
    Die Brasilianer seien fußballverrückt, aber acht von zehn Brasilianern würden nach neuester Erhebung nicht einen olympischen Sportler kennen. Erst die Hälfte der Tickets sei verkauft.
    Rio will sparen, Sportverbände wollen gute Bedingungen
    Die Stadt Rio wolle so günstige Spiele wie möglich, die Olympischen Verbände hingegen die bestmöglichen Konditionen. Bei einem Testevent im Turnen sei fünfmal das Licht ausgefallen, einmal mit Sportler am Gerät, beim Schwimmen passierte ähnliches. Weil die Funktionäre befürchten, dass die Brasilianer nicht das größte Engagement zeigen, wird das IOC seinen Sportdirektor Christophe Dubi nach Rio schicken.
    Das Ganze sei nicht von Anfang an zu erwarten gewesen, so Upadek: 2009, als Rio den Zuschlag bekam, habe Brasilien als aufstrebend gegolten, die Wirtschaft brummte. Nun seien die Rohstoffpreise im Keller, dem Staat Rio fehlen fast fünf Milliarden Euro, und Kabinettschef habe vor einem "sozialem Kollaps" gewarnt, weil Geld für Krankenhäuser und Polizei fehle.
    Es sei trotzdem nicht zu erwarten, dass während der Spiele alles ausfalle. 85.000 Sicherheitskräfte werden vom Land gestellt. Die Frage sei jedoch: "Was passiert, wenn die Scheinwerfer aus sind, in Sachen Sicherheit und Nachhaltigkeit?" Große Umweltprojekte hätten bereits verloren, die als Erbe der Spiele angekündigt worden waren.
    Das vollständige Gespräch können Sie als Audio-on-Demand hören.