Für die deutsche Gesellschaft haben Rosa Luxemburg sowie Karl Liebknecht eine wichtige Rolle gespielt, indem sie viele Konflikte deutlich machten, glaubt Gregor Gysi. Karl Liebknecht sei ein entschiedener Gegner der Kreditgewährung für den Ersten Weltkrieg gewesen. Er sei strikt gegen den Krieg gewesen, die Mehrheit der Fraktion der Sozialdemokraten beschloss jedoch, die Kredite zu gewähren.
"Das ist zum Beispiel etwas, was in Erinnerung bleibt: die klare Erkenntnis, dass der Krieg ein Fehler war, was heute auch kein Mensch mehr bestreitet. Aber damals sah das eine Mehrheit in der Gesellschaft anders", sagte Gregor Gysi im Dlf.
Rosa Luxemburg sei hingegen sehr viel theoretischer tätig gewesen, führt Gysi fort und verweist auf die politischen Briefe, die Luxemburg aus dem Gefängnis schrieb. Die von ihr aufgestellten demokratischen Thesen, und dass sie sich kritisch mit den Ergebnissen der Oktoberrevolution auseinandergesetzt habe, seien jedoch auch die Gründe dafür gewesen, weswegen Liebknecht und Luxemburg Gegenwind in der Weimarer Republik bekommen hätten - gerade von der Kommunistischen Partei Deutschlands, die sie beide mitbegründet hatten.
Mehr Offenheit in den Köpfen
Im Hinblick auf die weitere und heutige Bedeutung sagt Gysi: "Ich finde, die Linken müssen lernen, auch bekannte und vielleicht auch herausragende konservative Persönlichkeiten zu ehren. Und die Konservativen müssen endlich lernen, auch solche Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu ehren. In Frankreich wäre das unkompliziert - aber in Deutschland: Oh je."
Weiter wünscht sich Gysi eine ähnliche Offenheit in den Köpfen der Bevölkerung, wie es in Frankreich der Fall sei:
"Wissen sie, was die Franzosen im Kopf fertig kriegen? Die lieben Napoleon und Jeanne d'Arc. Man kann sich ja kaum zwei Leute vorstellen, die sich mehr voneinander unterscheiden. Wie kriegen die das hin - und warum kriegen wir das nicht hin?"
Konsequent gegen Populisten
Den heutigen Populisten hätten sich Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sehr entschieden entgegen gestellt, so Gysi:
"Sie wären nie bereit gewesen, den Rechtsextremen entgegenzukommen, sondern sie hätten immer gesagt, wir müssen die Leute vom Gegenteil überzeugen."