Eine wohlhabende Witwe aus der oberen Mittelschicht und ihr jüngerer Gärtner verlieben sich ineinander – und werden von ihrer Umgebung skandalisiert. 1955 drehte Douglas Sirk „All That Heaven Allows – Was der Himmel erlaubt“ mit Jane Wyman und Rock Hudson. Doch wie so oft bei Sirk ist der Himmel gegenüber seinen Figuren eher geizig: Die nicht standesgemäße Beziehung wird von den Kindern der Witwe nicht toleriert. Die Bewohner der Kleinstadt lästern im Country Club über die Liaison – Jane Wymans Heldin begegnet Verachtung und Feindseligkeit.
In den 50er-Jahren wird Douglas Sirk in Hollywood zum Meister des Melodrams. Mit satten Technicolor-Farben und einer ausgefeilten Lichtdramaturgie überhöht er die Konflikte und Sehnsüchte seiner Figuren. In „Was der Himmel erlaubt“ ist es das Licht der winterlichen Natur, das in allen Nuancen – und in aller Schönheit – von der Frostigkeit einer Gesellschaft erzählt. Sirk treibt die Künstlichkeit der gebauten Studiowelten ins Extrem, seine Filmästhetik wird zum Vergrößerungsglas für das, was seine Figuren scheitern lässt: Klassengegensätze, Rassismus, patriarchalische Verhältnisse, eine bigotte Sexualmoral. Sirk selbst sieht seine Figuren so:
„Meine Helden sind eigentlich alle gebrochene Naturen. Oder, wie ich es in Englisch ausgedrückt habe, ‚split characters‘, also gespaltene Charaktere.“
Flucht aus NS-Deutschland
Douglas Sirk, der am 26. April 1897 im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel als Detlef Sierck geboren wird, ist in Deutschland ein erfolgreicher Theaterregisseur und Intendant – bis die Nationalsozialisten seine Bühnenkarriere beenden: Schlägertrupps der SA stören seine Aufführungen antinazistischer Stücke. Für eine Weile kommt Sirk bei der Ufa unter, und schon hier zeigt sich sein Instinkt für schauspielerische Begabungen und den Ton des Melodrams: Er macht Zarah Leander mit drei Filmen zum singenden Star.
1937 nutzt Sirk eine Auslandsreise, um mit seiner jüdischen Frau, der Schauspielerin Hilde Jary, zu flüchten und sich schließlich in die USA abzusetzen. Aus Detlef Sierck wird Douglas Sirk. In einem Interview-Film von Eckhart Schmidt bringt Sirk seine deutschen Erfahrungen mit seinen amerikanischen Werken in Verbindung.
"Ich habe in Amerika eine ganze Reihe von Untersuchungen des amerikanischen Mittelstandes gedreht. Weil für mich der Mittelstand aus meiner Hitler-Zeit noch in Erinnerung war als eigentlich der Boden, auf dem die Diktaturen sich ansässig machen, nicht wahr.“
So gnadenlos Douglas Sirks Blick auf die amerikanische Gesellschaft ist, so groß ist sein Mitgefühl für seine Figuren, die verzweifelt versuchen, aus den Verhältnissen auszubrechen. In „Imitation of Life“, auf Deutsch „Solange es Menschen gibt“, erzählt er 1959, vor dem Beginn der US-Bürgerrechtsbewegung, von einer jungen Frau, die den Rassismus ihrer Umgebung verinnerlicht hat. Als hellhäutige Tochter verleugnet sie ihre schwarze Mutter:
„Ich kann nicht als Farbige leben, lieber will ich tot sein.“
„Jane, du weißt nicht, was …“
"Ich möchte im Leben eine Chance haben.“
„Jane, du weißt nicht, was …“
"Ich möchte im Leben eine Chance haben.“
„Imitation of Life“ mit Lana Turner und Sandra Dee ist Sirks erfolgreichster Film in Hollywood. 1959 kehrt er nach Europa zurück, wo er noch sporadisch am Theater Regie führt. Filme will er keine mehr drehen. 1987 stirbt er auf seinem Alterssitz im schweizerischen Lugano.
Von Autoren-Filmern verehrt
Der Meister des Melodrams wird von den Regisseuren der französischen Nouvelle Vague verehrt – und von Rainer Werner Fassbinder, der von ihm sagen wird, er habe die zärtlichsten Filme gemacht, die er kenne. Zärtlichkeit liegt in der Unbedingtheit, mit der Sirk seine Figuren sehnen und lieben lässt.
Etwa in „Written on the Wind" - "In den Wind geschrieben", mit Rock Hudson und Lauren Bacall. Sie ist mit seinem Kindheitsfreund, dem Spross einer Öldynastie, verheiratet. Und doch muss der Junge aus armen Verhältnissen es ihr einfach sagen:
Etwa in „Written on the Wind" - "In den Wind geschrieben", mit Rock Hudson und Lauren Bacall. Sie ist mit seinem Kindheitsfreund, dem Spross einer Öldynastie, verheiratet. Und doch muss der Junge aus armen Verhältnissen es ihr einfach sagen:
„Ich muss Ihnen einmal sagen, wie ich zu Ihnen stehe, Lucy, das versuche ich seit dem ersten Tag unserer Bekanntschaft. Ich liebe Sie seit damals. "
"Oh Mitch"
"Oh Mitch"