Natürlich besteht ein Film nicht nur aus den Entscheidungen seines Produzenten. Aber manchmal eben doch. Oder in beträchtlichem Maße. Es war der Produzent Alexander Korda, der den Krimiautor Graham Greene Ende der 40er-Jahre mit 10.000 britischen Pfund nach Wien lockte und zum Verfassen eines Drehbuchs animierte. Es war Korda, der Orson Welles und Joseph Cotton als Hauptdarsteller verpflichtete. Und er war es auch, der den Filmmusiker Anton Karas nach London einfliegen ließ, um den fertigen Film "Der dritte Mann" komplett mit dessen Zithermusik zu unterlegen.
Der Thriller "Der dritte Mann", gedreht von Carol Reed, produziert von Alexander Korda, wurde ein Welterfolg. In einer berühmten Szene treffen der Penicillin-Schieber Harry Lime, gespielt von Welles, und sein früherer Freund, gespielt von Cotton, in einer Gondel im Wiener Prater aufeinander. Die Schatten sind hart, die Worte sind es auch.
- Du möchtest mich loswerden, was?
- Vielleicht.
- Das kann ich verstehen.
- Ne‘ Pistole habe ich. Wenn Du da unten liegst, würden sie kaum nach Schusswunden bei Dir suchen.
- Vielleicht.
- Das kann ich verstehen.
- Ne‘ Pistole habe ich. Wenn Du da unten liegst, würden sie kaum nach Schusswunden bei Dir suchen.
Alexander Korda war Produzent und Regisseur, Geschäftsmann und Künstler – und leidenschaftlicher Europäer. Geboren wurde er am 16. September 1893 in der ostungarischen Provinz. Über Kino sprach er mit der Souveränität eines Grandseigneurs und mit einem Akzent, in dem die Donaumonarchie nachhallte – etwa als "Der dritte Mann" 1949 in Cannes den Großen Preis gewann.
"Es war wirklich rührend, dem großen Erfolg dieses Films beiwohnen zu können. Der Erfolg zeigt, dass das alte Sprichwort noch immer wahr ist: Die Filmindustrie kann keine Krise haben, die durch ein paar gute Filme nicht geheilt werden kann."
Kosmopolitisches Produzententum
Heute ist kaum mehr vorstellbar, auf welch beiläufige Weise Alexander Korda sein kosmopolitisches Produzententum lebte. Von Budapest, wo er erste Erfahrungen im Filmemachen sammelte, geht er als junger Mann nach Wien und dreht als Regisseur den millionenteuren Stummfilm "Samson und Delila". 1923 zieht es ihn weiter nach Berlin. Dort dreht er den schönen, aber etwas flachen Film "Eine Dubarry von heute" mit seiner Frau Maria Korda in der Hauptrolle und Marlene Dietrich und Hans Albers in winzigen Nebenrollen. An seine Berliner Zeit erinnert er sich neidlos gegenüber großen Kollegen.
"Die Filmindustrie in Berlin in diesen Zeiten war wirklich vielleicht die beste auf der Welt. Der unvergessliche Murnau, Lubitsch, Dupont, Joe May und andere Kollegen und Freunde leben in mir in einer guten und dankbaren Erinnerung."
Nach Zwischenstationen in Hollywood und Paris lässt sich Alexander Korda 1932 in London nieder, wo er zur prägenden Figur der britischen Filmindustrie wird. Er entdeckt neue Talente, fördert sie, bleibt ihnen treu. Laurence Olivier und Vivien Leigh beginnen ihre Karrieren unter seinen Fittichen. Korda entdeckt Leigh 1937 als Produzent des im 16. Jahrhunderts spielenden Historienfilms "Feuer über England". Thema sind die konkurrierenden Seemächte England und Spanien.
Appeasement war schon immer die falsche Strategie im Umgang mit Englands Feinden, so die Botschaft von "Feuer über England". In jener Zeit pflegt Korda bereits einen freundschaftlichen Kontakt mit Winston Churchill, der auch die Dreharbeiten besucht. In den kommenden Jahren wird Korda zum filmischen Verbündeten der unnachgiebigen Anti-Hitler-Politik des britischen Premierministers – 1941 produziert er in Hollywood "Lord Nelsons letzte Liebe", einen Film, der die USA zum Kriegseintritt gegen Nazi-Deutschland bewegen soll. Mit wehendem Gewandt begrüßt Vivien Leigh den Geschützdonner der englischen Kriegsschiffe.
- A wonderful battleship!"
Alexander Korda, gestorben 1956 in London, wurde noch während des Zweiten Weltkrieges von Winston Churchill zum Ritter geschlagen. Dass er sich im filmischen Kampf gegen Nazi-Deutschland nicht nur großer Geschütze, sondern auch feiner Klingen zu bedienen wusste, zeigt seine Zusammenarbeit mit Ernst Lubitsch in Hollywood. In "Sein oder Nichtsein" entlarven die beiden die Auftritte von Hitler und dessen Vasallen als jene Mischung aus Schmierentheater, Masken und Kostümen, von der das Kino seit jeher am besten zu erzählen weiß.
- Achtung, der Führer!
- Heil Hitler!
- Heil Hitler!
- Ich heil mich selbst.
- Heil Hitler!
- Heil Hitler!
- Ich heil mich selbst.