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125. Geburtstag von Johannes Winkler
Der Theologe für die Flüssigkeitsrakete

1931 hob auf dem Gelände der Junkers-Werke in Dessau eine 60 Zentimeter hohe Rakete ab. Sie erreichte etwa 60 Meter Höhe und stürzte 200 Meter entfernt auf den Boden. Das Besondere: Die Rakete nutzte kein Schießpulver, sondern flüssigen Treibstoff – Benzin und tiefgekühlten Sauerstoff.

29.05.2022
Europas Erfolgsgeschichte: Start einer Ariane-5-Rakete in Kourou
Start einer Ariane-5-Rakete in Kourou in Französisch-Guyan (ESA/Arianespace)
Diese Pioniertat gelang Johannes Winkler, der heute vor 125 Jahren in Carlsruhe in Oberschlesien zur Welt kam. Er hatte Theologie studiert, sich aber viel mehr für Maschinenbau und das Weltall begeistert.
Angeregt durch den Zeitungsroman „Der Stein vom Mond“ beschäftigte sich Johannes Winkler seit Mitte der 1920er-Jahre mit der Theorie des Raketenantriebs für eine Mondrakete. Er erkannte, dass ein Flüssigkeitsantrieb sehr viel energieeffizienter ist als das Abbrennen von Pulver.
An der Technischen Hochschule in Breslau führte er Untersuchungen zum Schubverlauf von Feststoffraketen durch. Dabei wurde ihm klar, dass der Weltraum nur mit flüssigen Treibstoffen zu erreichen war.
Was damals niemand wusste: Schon fünf Jahre vor Winklers Großtat hatte der Amerikaner Robert Goddard die weltweit erste Rakete mit Flüssigkeitsantrieb fliegen lassen.
Winkler und Goddard eint das Schicksal, dass sie zwar die entscheidenden Entdeckungen gemacht hatten, bei der weiteren Entwicklung der Raketentechnik in ihren Ländern aber keine Rolle mehr spielten.
Johannes Winkler starb 1947 im Alter von nur 50 Jahren und ist heute nahezu vergessen.

Weiterführende Links zum Thema:

Leben und Werk von Johannes Winkler
Die Technik einer Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk