Ein Bügeleisen mit einer Reihe Nägeln auf der Unterseite.
Fotografien von einem Frauenauge mit Tränen aus Glas oder von einem nackten Frauenrücken als Violine.
Diese in den 1920er-Jahren entstandenen Arbeiten machten Man Ray viele Jahre später weltberühmt. Und so erklärte er kurz vor seinem Tod 1976 in einem seiner seltenen Rundfunkinterviews:
"Erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Hier spricht Man Ray, der in den USA geboren wurde und Frankreich zu seiner eigentlichen Heimat wählte. Es scheint, ich bin eine Legende geworden. Legenden gehören in die Vergangenheit."
Man Ray - eigentlich Emmanuel Radnitzky - wurde am 27. August 1890 als Sohn armer, russisch-jüdischer Emigranten in Philadelphia geboren. 1897 zog die Familie nach New York, wo Man Ray seine Freizeit mit Zeichnen und Malen verbrachte, denn er wollte Künstler werden. Nach dem Schulabschluss arbeitete er als Zeichner eines Landkartenverlags, besuchte Akt-Zeichenkurse, malte Porträts und Landschaften. Oft ging er in die Galerie des berühmten Fotografen Alfred Stieglitz, wo er erstmals Arbeiten der europäischen Avantgarde sah.
In seiner 1963 erschienenen Autobiografie "Man Ray - Selbstporträt" schreibt er:
"Brancusis schimmernde Goldbronzen und seine glatten, einfachen Arbeiten in Holz und Marmor, Rodins allen Gesetzen der Anatomie spottende Aquarellskizzen von Akten, die mich in meiner Abkehr von den akademischen Prinzipien bestärkten."
"Er hatte ein enormes Gefühl für frauliche Schönheit"
Man Ray brach mit der figürlichen Malerei und entwickelte erste dadaistische Collagen und Assemblagen. Von Stieglitz ließ er sich in die Fotografie einweisen, und mit seinem Freund Marcel Duchamp drehte er experimentelle Kurzfilme. Die New Yorker Kunstszene reagierte mit Unverständnis. So reiste Man Ray 1921 nach Paris - in die Metropole der künstlerischen Avantgarde.
"Duchamp (führte mich) in ein Café, wo sich die jungen Schriftsteller der Dada-Bewegung regelmäßig vor dem Abendessen trafen. In einem abgelegenen Winkel saßen ein halbes Dutzend Männer und eine junge Frau um einen Tisch."
Endlich lernte er Gleichgesinnte kennen: den Dichter Jacques Rigaut, André Breton, Eric Satie, Pablo Picasso.
Nun entwickelte er skurrile Nonsens-Objekte. Vor allem aber setzte er als einer der ersten Fotografie als Kunst durch: Hunderte mit Licht- und Schatten spielende, an surreale Traumwelten erinnernde Fotogramme entstanden, sowie ungewöhnliche Aktaufnahmen seiner zahlreichen Geliebten.
Der 2005 verstorbene Sammler und Kurator Leo Fritz Gruber erinnerte sich in einem Interview:
"Er hatte ein enormes Gefühl für frauliche Schönheit. Aber auch für Kompositionen, für Experimente mit den Gestalten. Er hat immer versucht, eine neue Wendung zu finden, sei es nun im Kompositorischen, sei es im Technischen. Er hat ja auch an den Kameras herum gebaut, hat Objektive ausgebaut, um aus dem starren Gerät gewissermaßen etwas Menschliches herauszuholen."
Späte Anerkennung
Seinen Lebensunterhalt musste Man Ray allerdings als Mode- und Porträtfotograf verdienen. Dabei entstanden eindringliche Bildnisse von James Joyce, Virginia Woolf, Jean Cocteau oder Peggy Guggenheim.
Als 1940 die Deutschen Paris besetzten, floh Man Ray über Lissabon nach New York und weiter nach Kalifornien. Dort hatte er einige Ausstellungen, die jedoch kaum beachtet wurden.
1950 kehrte er nach Paris zurück. Doch erst in den 60er Jahren - Man Ray war bereits über 70 - wurde sein Werk mit großen Retrospektiven gewürdigt.
Der Künstler genoss seine späte Anerkennung.
"Und er genoss es auch, Geld zu bekommen. Ich entsinne mich an eine Anekdote, die er mir erzählte: dass ein Amerikaner zu ihm gekommen war, um eine Zeichnung von ihm zu kaufen. Er nannte einen Preis und der erschien dem Amerikaner etwas hoch. Und dann hat er gesagt: "Nun will ich Ihnen mal Folgendes erklären: Die Zeichnung hier gibt es nur einmal, und die habe ich selbst gemacht. Und was Sie mir dafür geben, gibt es Millionen mal, und das haben Sie nicht selbst gemacht."