"Es ist so, dass man früher einen 'Dipl. Ing' hatte, man konnte den wunderbar einschätzen, Qualifikation war klar, die haben ihre Diplomarbeit gemacht, vorher ein Praktikum und man konnte sie auch wunderbar gehaltlich eingruppieren."
Und das galt gleichermaßen für Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten, sagt Burkhard Stritzke. Er ist beim Oberhausener Unternehmen Lenord+Bauer für die Entwicklung und damit auch für die Einstellung von Elektrotechnikern, Maschinenbauern und Informatikern verantwortlich.
"So jetzt gab's ja diesen Bolognaprozess. Das traf uns vor sieben, acht Jahren erst. Da kamen die ersten Absolventen, die ja so einen Bachelor gemacht haben, die hier gefragt haben nach einem Praktikum, nach einer Bachelorarbeit. Und da ist es aber so, dass die vom Niveau höchst unterschiedlich waren."
Die Qualität der Bewerber hänge heute mehr als früher von der Hochschule ab, an der sie studiert haben, bedauert er.
"Man muss mehr hingucken, das ist ganz klar."
Lieber einen Techniker als einen Bewerber mit Schmalspurstudium
Dabei war genau das Gegenteil das Ziel: Durch die Bolognareform sollten die jeweiligen Abschlüsse - Bachelor und Master - besser vergleichbar werden, und zwar europaweit. Auch die Idee, dass bereits die Bachelor-Absolventen in den Betrieben landen, ist ein Flop, meint Burkhard Stritzke. Denn da ziehe er einen gut ausgebildeten Techniker allemal einem Bewerber mit Schmalspurstudium vor, sagt er.
"Oder man müsste diesen Bachelor so hochqualifizieren, dass man sagt, das ist wirklich ein Niveau vom alten 'Dipl. Ing FH'."
Außerdem landen Bewerbungen eines Bachelor-Absolventen einfach nie auf seinem Tisch.
"Da kommt keiner. Die wollen alle den Master machen. Doch das Masterstudium an einer Fachhochschule ist für den Arbeitgeber nicht wissenschaftlich genug.. Und wenn man das noch mal auf die Universitäten bezieht, da ist ein Bachelor gar nichts wert. Mit einem Bachelor nach sechs oder sieben Semstern kann man nicht in den Beruf einsteigen, da fehlt noch viel zu viel. Und somit hat die Bologna-Reform gar nichts gebracht."
Bachelor ohne humanistische Fähigkeiten
Andererseits bedauert Burkhard Stritzke, dass die Studierenden seit der Bologna-Reform kaum Zeit hätten, mal über den Tellerrand zu schauen, etwas für ihre kulturelle oder humanistische Bildung zu tun.
"Und das sind Fähigkeiten, die fehlen hinterher bei den Studenten. Gerade wenn ich heute jemanden suche, der was schreiben soll, dann tun sich viele Leute unwahrscheinlich schwer. Die sind zwar fachlich gut, aber es gibt ja auch andere Dinge, die man vielleicht auch können müsste."
Und dennoch hätten die Master-Absolventen, die sich bei ihm bewerben, heute auch mindestens 12 Semester auf dem Buckel, oft auch mehr, sagt er.
"Die Bologna-Reform wollte ja erreichen, dass die schneller fertig werden, schneller in die Industrie kommen. Aus meiner Sicht ist das gescheitert."
Burkhard Stritzke erklärt, dass sein Unternehmen schon immer engen Kontakt zu den Hochschulen gehalten habe, einfach um möglichst früh Kontakt zu den besten Kandidaten zu bekommen. Das sei seit Bologna eher noch wichtiger geworden. Sein Fazit nach 15 Jahren Bologna-Reform fällt ernüchternd aus.
"Das Fazit ist, dass wir viel Verwaltungsaufwand gehabt haben um nichts. Vorteile sehe ich nicht. Gescheitert."