Angefangen hat alles mit einem Stammtisch von rund 200 Journalistinnen und Journalisten aus ganz Deutschland mit internationaler Geschichte. Ihre Kritik damals: zu wenig Vielfalt in den Redaktionen, immer wieder die gleichen Fragen zu Namen und Herkunft, schwierige Einstiegsmöglichkeiten in den Journalismus und der Stempel „Migrationshintergrund“.
Für Diversität und gegen Vorurteile
15 Jahre später zählt der Verein ein Netzwerk aus rund 2.000 Medienschaffenden. Seit dem hat sich viel verändert: der Verein hat ein Glossar mit Formulierungshilfen für andere Medien erstellt, ein Mentoring-Programm für Nachwuchskräfte geschaffen und zum 10. Geburtstag hat man einen eigenen Medien-Negativpreis gegründet: „Die Goldene Kartoffel“.
Ausgezeichnet werden Medien und Journalisten wie Journalistinnen, die ein besonders verzerrtes Bild der Wirklichkeit zeichnen und Stereotype bzw. Vorurteile mit ihrer Berichterstattung verstärken. Zuletzt hat 2022 eine SWR-Doku zu Russlanddeutschen die "Goldene Kartoffel" gewonnen.
Positive Entwicklungen
„Viel mehr Menschen mit Einwanderungsgeschichten sind vor den Kameras und auch an den Redaktionstischen“, betont Elena Kountidou, Geschäftsführerin der Neuen deutschen Medienmacher*innen. Allerdings verflüchtige sich dieser Effekt je weiter es in der Hierarchie nach oben gehe: „Bei den Chefredakteurinnen der großen Medienhäuser haben nur 6,4 Prozent Einwanderungsgeschichte.“ Erschreckend wenig sei das in Relation zu den 25 Prozent in der Gesamtbevölkerung, meint Kountidou.
Gerade in globalen Krisen und Kriegen hätten Medien erkannt, "wie wertvoll internationale Perspektiven und interkulturelle Kompetenzen sind", so Kountidou. So werde adäquate Berichterstattung, weil Berichterstatter Regionen besonders gut kennen und deren Sprache sprechen.
Mehr differenzieren bei der Nahost-Berichterstattung
Doch nach 15 Jahren fehlten noch viele Diversitätsmerkmale, sagt Geschäftsführerin Kountidou: "Es fehlen Menschen mit Behinderungen in Redaktionen, zu wenig queere Personen." Außerdem werde genau diesen Menschen entweder die Kompetenz abgesprochen oder sie nur auf ein Thema reduziert.
Gerade zeige sich an der Nahost-Berichterstattung, wie wichtig Differenzierung sei. Es brauche jüdische Stimmen, israelische, genauso wie palästinensische Perspektiven, um Repräsentanz zu schaffen. Elena Kountidou kritisiert, dass es immer wieder zu "Kollektivverurteilungen von Minderheiten" komme.
Wünsche zum Jubiläum
Außerdem gewinne der Kampf gegen Desinformation und Hass immer mehr an Bedeutung. Unterstützung finden die Neuen Deutschen Medienmacher*innen dabei unter anderem beim Deutschen Journalisten-Verband, der zum Jubiläum gratuliert und betont: „Die Antidemokraten dürfen kein Oberwasser bekommen!“
Der Verein selbst hat ebenfalls Wünsche zum Jubiläum formuliert. Er fordert darin mehr Empathie, eine klare menschenrechtsbasierte Haltung, mehr Perspektiven und gute Recherchen sowie Strategien gegen Hass im Internet.