"Ich will Geld machen, das steht fest. Ich brach zum Klondike auf, sobald ich davon hörte, und wie alle anderen gehe ich reich oder bankrott zurück", das erklärte Belinda Mulrooney einem Reporter mitten im letzten großen Goldrausch Amerikas. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt, und um zu Geld zu kommen, hatte sie schon einiges versucht.
Geboren wurde sie am 16. Mai 1872 in Irland, aber mit dreizehn holten ihre ausgewanderten Eltern sie nach - ins Kohlerevier von Pennsylvania. Oder, wie sie es sagte: "Das dreckigste Loch auf der Welt. Ich hatte von Anfang an nur einen Gedanken: Genug Geld aufzutreiben, um da herauszukommen.“
Der weite Weg zum Klondike
Sie verkaufte selbstgepflückte Beeren, und mit siebzehn konnte sie flüchten. Sie war Kindermädchen in Philadelphia, führte während der Weltausstellung in Chicago dort ein Restaurant, machte damit ein kleines Vermögen und steckte alles in ein Haus in San Francisco. Doch, "als meine Mieter gerade einzogen, brannte es ab".
Als Schiffsstewardess fing Belinda Mulrooney von vorn an. Dann übernahm sie einen Laden in Juneau, damals ein Goldgräbernest an der Küste von Alaska. Einige Monate später brachte ein Postkurier die Nachricht von fabelhaften Goldfunden am Klondike, im Nordwesten Kanadas, und Hunderte stürmten los.
Auf vereisten Pfaden kämpften sie sich über das Küstengebirge und fuhren mit selbstgezimmerten Booten achthundert Kilometer weit den Yukon hinunter. Sehr viele seien umgekehrt, erinnerte sich Mulrooney: "Sie gaben auf und sagten 'unmöglich'. Ich kaufte ihre Vorräte.“
Seidene Geschäftsidee im Goldrausch
Im Juni 1897 erreichte sie das Zeltlager, das sich Dawson City nannte. Sie hatte kein Geld mehr, und vom Goldschürfen verstand sie nichts, aber sie hatte Handelsware mitgebracht - seidene Dessous: "Ich sah die Frauen in diesem Camp, in Fellstiefeln, kurzen Röcken und Männerhemden, und dachte, ich sei eine Närrin gewesen. Aber sie bekamen nicht genug davon. Und es war ihnen egal, was sie bezahlten.“
Mit den unterwegs aufgekauften Säcken voll Bohnen und Speck machte Mulrooney in einem Zeltverschlag eine Garküche auf: "Ich lernte eine Menge dabei. Um etwas über die Claims zu erfahren, konnte man ja nicht einfach zu den Goldgräbern gehen und sie fragen. Aber wenn die Männer zum Essen kamen, saß ich dabei und hörte zu.“
Das legendäre Hotel Fairview
Inzwischen hatte das Goldfieber ganz Amerika gepackt, und täglich landeten neue Boote in Dawson. Belinda Mulrooney heuerte Männer an, um Blockhütten zu bauen. Sie fanden reißenden Absatz. Als nächstes eröffnete sie einen Saloon mitten in den Claims, wo die Goldgräber sich im Winter in den Permafrostboden wühlten. Sie versorgte sie auch mit Lebensmitteln, Schaufeln, Äxten und Holz – alles auf Kredit. Denn: "Das gab mir die Chance, günstig als Partnerin einzusteigen."
Im Frühjahr wurde das Gold ausgewaschen – über zehn Millionen Dollar, und Belinda Mulrooney kassierte ihre Anteile. Tausende neue Boote kamen den Yukon herunter, und von der Beringsee keuchten überfüllte Dampfer heran. In Dawson ragte zwischen Zelten und Hütten das Hotel Fairview auf, drei Stockwerke hoch, mit Mahagoni-Tresen und Silberbesteck auf weißgedeckten Tischen. Es gehörte Miss Mulrooney.
Das Verhängnis in Gestalt eines französischen Grafen
Nun besaß sie auch eigene Minen. Als erste benutzte sie eine Grubenbahn und Dampfdüsen, um die Erde aufzutauen. Man konnte sie da in einem kurzen Rock und Stiefeln sehen, wie sie Anweisungen gab und über die Arbeiter fluchte", erinnerte sich ein Klondike-Pionier. Nur etwa ein Zehntel der Glücksjäger am Klondike waren Frauen. Keine war so reich wie Belinda Mulrooney, die Queen unter den „Klondike Kings“. Doch notierte sie später: "Aber - und ich hasse es, das zuzugeben - ich war wohl einsam.“
Und so nahte das Verhängnis in Gestalt eines französischen Grafen. In Wahrheit war er ein Friseur aus Montreal, aber sie heiratete ihn dennoch und bewunderte seine grandiosen Projekte. Als er mit ihrem Geld zwei Ozeandampfer kaufte, geriet ihre Ehe in eine Krise, doch da war sie schon ruiniert.
Ihr Gatte machte sich mit ihren Juwelen aus dem Staub, und Belinda Mulrooney fing noch einmal an. Sie gründete eine Bank in Alaska, betrieb eine Apfelplantage in Washington, schlug sich in der Weltwirtschaftskrise als Näherin durch und arbeitete mit über siebzig noch in einer Schiffswerft. Und dann stand in ihrer Sterbeurkunde: "Beruf: Hausfrau“.