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150. Geburtstag des Architekten Josef Hoffmann
Bauten von strenger Schönheit

Sein Vater hätte ihn gern als k.u.k.-Beamten gesehen. Stattdessen wurde Josef Hoffmann einer der führenden Architekten der Wiener Moderne. Seinen wegweisenden, geometrischen Flächenstil wandte er auch auf Innenarchitektur und Einrichtung an. Am 15. Dezember 1870 wurde er bei Brünn (Brno) geboren.

Von Carmela Thiele |
    Schwarz-Weiß-Fotografie von ca. 1915 des österreichischern Architekten Josef Hoffmann (1870- 1956 in Anzug mit Krawatte Brille und großem Schnäuzer.
    "Er machte einen sehr seriösen Eindruck" schrieb der Wiener Kunstpublizist Jan Tabor über Josef Hoffmann (picture alliance /imagno)
    Josef Hoffmann war bei allem Erfolg auch eine tragische Figur. Obwohl der Architekt ungemein produktiv war, an der Kunstgewerbeschule lehrte, die Wiener Werkstätte gründete und auch als Stadtbaurat fungierte, steht er noch immer im Schatten seines Kollegen Adolf Loos. Der hatte weniger gebaut als er, aber umso mehr publiziert. 1910 hielt Loos einen Vortrag, dessen Titel "Ornament und Verbrechen" in die Architekturgeschichte einging.
    Schwarzweiß-Fotografie des Architekten Adolf Loos. Um 1929
    150. Geburtstag des Architekten Adolf Loos: Kampf dem kriminellen Ornament
    Adolf Loos, war nicht nur Architekt. Der am 10. Dezember 1870 in Brünn geborene Weltbürger äußerte sich in Essays über Kleidung, gute Küche, Manieren und Musik – und sagte allem überflüssigen Zierrat den Kampf an.
    Ornament, so Loos, sei vergeudete Zeit, ein Rückfall in ein neues Biedermeier. Josef Hoffmann hingegen schuf im Geist des Jugendstils Wohnlandschaften und Gebäude von strenger Schönheit, in denen das Ornament durchaus eine Rolle spielte.
    Außenansicht des  Sanatoriums Purkersdorf samt Kurpark. Das von Josef Hoffmann entworfene  Gebäude gilt als herausragendes Beispiel für Architektur im Stile der Wiener Secession
    Das von Josef Hoffmann entworfene Sanatorium Purkersdorf nahe Wien gilt als herausragendes Beispiel für Architektur im Stile der Wiener Secession ( picture alliance/ akg)
    Rainald Franz, Konservator am Museum für Angewandte Kunst in Wien: "Es ist, glaube ich, ein falsches Vorurteil zu denken, dass Josef Hoffmann kein Innovator der modernen Architektur wäre. Er war ein Angehöriger der Generation, die eigentlich die Innovationen, die Otto Wagner mit seiner neuen Architektursprache nach Zentraleuropa gebracht hat, erst durchgesetzt hat. Hoffmann haben wir einige Hauptwerke der modernen Architektur zu verdanken."
    Geometrisierte Architektur
    Eine Außenansicht  des Palais Stoclet , eine von 1905 bis 1911 im Stil der Wiener Secession erbaute Villa in Woluwe-Saint-Pierre in der Region Brüssel-Hauptstadt. Architekt war Josef Hoffmann; von Gustav Klimt stammt der Stoclet-Fries.
    Das Palais Stoclet in Brüssel, wegweisender Bau von Josef Hoffmann ( picture alliance /akg)
    1904 entwarf Josef Hoffmann das Sanatorium Purkersdorf bei Wien, eine der ersten funktionalen Stahlbeton-Konstruktionen. Das Leitmotiv des ganz in weiß erstrahlenden Baus ist das Quadrat, ein Element, das über die Fliesen der Böden bis zu den Kissen der Sessel durchgehalten ist. Kollegen der Wiener Werkstätte wie Koloman Moser sorgten für die Innenausstattung des Sanatoriums wie auch für den wenig später bei Hoffmann eingehenden Auftrag für eine herrschaftliche Villa, das Palais Stoclet bei Brüssel. Von Ferne wirkt das Gebäude wie eine Skyline aus Kuben, Türmen und ausgedehnten Fensterfronten.
    Hoffmann verwirklichte im Fall des Palais Stoclet eine reine Flächenarchitektur, eine Innovation, so Rainald Franz, "die Josef Hoffmann wirklich auch aus dem Denken seines Lehrers Otto Wagner heraus entwickelt, das, was wir Wiener Stil der Moderne nennen: Diese Idee, dass man ein Objekt, und in weiterem Sinne dann auch eine Architektur, in ihre Einzelflächenformen zerlegt, alles geometrisiert, und quasi wie eine Schachtel wieder aufbaut."
    Ein enttäuschender Gymnasiast
    Josef Hoffmann wurde am 15. Dezember 1870 in Pirnitz, einem Marktflecken nordwestlich von Brünn (Brno) geboren. Als Gymnasiast enttäuschte er die hochgesteckten Erwartungen seiner Eltern, fand aber bald Interesse an der Baukunst und wechselte an die Staatsgewerbeschule in Brünn. Damit hatte der spätere Star-Architekt sein Lebensthema, das ihn nach Wien führte. Dort studierte er an der Akademie der Bildenden Künste und lernte Gleichgesinnte kennen, mit denen er 1903 die Wiener Werkstätte gründen sollte.
    Äußerlich blieb Josef Hoffmann unscheinbar, trug Brille und einen riesigen Schnauzbart. Der Wiener Kunstpublizist Jan Tabor schrieb 2017 über Josef Hoffmann:
    "Er weigerte sich, er tarnte sich, er verkleidete sich, fast sein gesamtes Erwachsenenleben hindurch wirkte das Weltgenie wie jener höhere k.u.k.-Beamte, den sich sein Vater gewünscht hatte. Er sah nicht wie ein Künstler aus, und auch nicht wie ein Baumeister, er machte einen sehr seriösen Eindruck, wurde als überaus freundlich und höflich beschrieben und als verschwiegen."
    Bauten für vier verschiedene politische Systeme
    Josef Hoffmann schuf Bauten für vier verschiedene politische Systeme. Moderne Villen aus kostbaren Materialien für die arrivierte Bürgerschaft der k.u.k.- Monarchie, Wohnsiedlungen für das Rote Wien, er gestaltete aber auch für die Nationalsozialisten die deutsche Botschaft in Wien zum "Haus der Wehrmacht" um, ohne jedoch mit dem Regime zu sympathisieren.
    Er baute, was nachgefragt wurde, in den 50er-Jahren noch einmal mehrere Wohnsiedlungen in Wien. Dazu Architekturhistoriker Rainald Franz:
    "Er hat einen sehr schönen Satz einmal gesagt. Er sagte, es gebe zwei Arten von Künstlern, die einen, die eine Sache vernunftmäßig aufbauten und systematisch entwickeln, und die anderen, denen etwas einfällt. Und er sagt, ich bin mehr für die Einfallenden." Josef Hoffmann starb 1956 im Alter von 86 Jahren. Zeit seines Lebens erschöpften sich seine Entwürfe nicht in reiner Funktionsarchitektur, sondern waren immer auch Kunstwerke.