Das geht aus der heute vorgestellten Studie "Vor dem Kollaps? Beschäftigung im sozialen Sektor" hervor, den das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Deutsche Rote Kreuz in Auftrag gegeben haben. Ob in der Kinderbetreuung, der Alten- und Krankenpflege oder der Sozialarbeit - der Bedarf an sozialer Arbeit hat demnach in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. So sei die Zahl der Beschäftigten seit 2010 zwar von zwei Millionen um eine Million gestiegen, dennoch gebe es einen gravierenden Personalmangel.
Teilzeit, Schichtdienst und viele Fehlzeiten
Jeder Zweite im sozialen Sektor arbeitet trotz Personalmangels in Teilzeit - auch wegen der hohen Arbeitsbelastung, heißt es weiter. Schicht- und Nachtarbeit sei bei mehr als doppelt so vielen wie in anderen Sektoren üblich. Auch hohe Krankheits- und Fehlzeiten markieren den sozialen Sektor.
Die Fluktuation ist laut Studie ebenfalls hoch. 2009 haben den Angaben zufolge 108.000 Beschäftigte ihre Stelle gewechselt, im Jahr 2022 waren es schon 241.000. Viele kündigten, um einen Job mit besseren Arbeitsbedingungen zu finden.
Neben Nachteilen bei den Arbeitszeiten zeigten sich im sozialen Sektor nach wie vor deutliche Unterschiede in der durchschnittlichen Bezahlung gegenüber der übrigen Wirtschaft, heißt es weiter. Die Lohnlücke bei Vollzeitbeschäftigten betrug 2021 noch 17 Prozent. Die Forscherinnen und Forscher sprechen vom "Care Pay Gap": Plakativ formuliert würden Vollzeittätigkeiten im sozialen Sektor weitaus geringer bezahlt und damit auch weniger wertgeschätzt als in anderen Branchen. Angesichts des hohen Frauenanteils in den sozialen Berufen lasse sich der "Care Pay Gap" teils auch mit der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen erklären.
Entscheidene Rolle sind politische Entscheidungen
Das Deutsche Rote Kreuz forderte die Politik auf, mehr Mittel für den sozialen Sektor bereitzustellen. "Am Ende sind es politische Entscheidungen und Akteure wie Kommunen, Kassen, Länder und der Bund, die eine entscheidende Rolle spielen", sagte der DRK-Bereichsleiter Joß Steinke. Er ist Mitautor der Studie.
Diese Nachricht wurde am 18.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.