„Von jeher hatte ich eine große Neigung zu Schifffahrtsunternehmungen. Deshalb ließ ich mir ein Segelschiff von 400 tons Tragfähigkeit bauen, welches ‚Carl‘ getauft wurde. Dieser Versuch war kein besonders glücklicher: Erst als mein Sohn mir später zur Seite stand, nahmen wir die Reederei energisch auf und gestalteten sie nach und nach zu einem der Hauptzweige unseres Geschäftes.“
So erinnerte sich der Hamburger Ferdinand Laeisz an einen etwas verstolperten Einstieg ins Transportgeschäft. Erst 1847 nahm die Reederei Fahrt auf, nachdem Laeisz sich mit anderen zusammengetan hatte, um die Statuten für eine Schifffahrtslinie zwischen Hamburg und Amerika aufzusetzen. Die Hansestadt Bremen, ewige Konkurrentin, war schon mit einigem Vorsprung unterwegs.
Am 27. Mai endlich versammelten sich auch in Hamburg 30 Reeder und Kaufleute, um ihre Anteile an einer Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt Aktien Gesellschaft, kurz Hapag, zu zeichnen. Nicht alle griffen zu, was mancher bereuen sollte – denn langfristig erwies sich das Geschäft als äußerst lukrativ.
Die fünftgrößte Reederei der Welt
"Ja, wir haben im vergangenen Jahr tatsächlich neun Milliarden Gewinn gemacht“, sagt denn auch Nils Haupt, der Sprecher des Unternehmens. Und da auch die Hansestadt Hamburg einen ordentlichen Teil der Aktien hält, bleibt die Reederei – die Nummer fünf der Welt – bis heute so etwas wie ein Hort hanseatischen Selbstbewusstseins. Denn, so Nils Haupt:
„Hapag-Lloyd heute hat 253 Schiffe von den ganz kleinen bis zu den ganz großen, 14.000 Mitarbeiter in aller Welt. Gibt fast kein Land der Welt, wo es keine Hapag-Lloyd-Vertretung gibt.“
Als die Neue Welt rief
Angefangen hatte es – neben den Paketen – mit der Beförderung von Passagieren. Von Auswanderern, denn bis ins 20. Jahrhundert hinein flohen Millionen von Menschen aus ganz Europa in die USA, vertrieben von Hungersnöten, Verfolgung, Arbeitslosigkeit. Die Neue Welt lockte mit dem „Ruf des Goldes“ und dem Versprechen grenzenloser Freiheit. Die Hafenstädte machten das Geschäft. Und die Konkurrenz war groß.
In Hamburg war es ein junger Mann namens Albert Ballin, der den Emigranten ihre Fahrkarten in die Neue Welt verkaufte – und er tat es so erfolgreich, dass er alsbald ins Unternehmen übernommen wurde und aufstieg bis zu dessen Generaldirektor. Ballin verzwölffachte das Aktienkapital, baute auch das Frachtgeschäft weiter aus; die Hapag wurde zur größten Reederei der Welt, der Reeder ein persönlicher Freund des Kaisers.
Die kommerzielle Kreuzfahrt als Hamburger Erfindung?
Sein besonderes Verdienst lag darin, dass er die Reisenden wie Menschen behandelte und sie nicht wie Vieh auf engen Decks zusammenpferchte. Das sprach sich herum. Wie auch die Auswandererstadt, in der er für die letzten Tage in der alten Heimat ein Bett, Verpflegung und medizinische Versorgung bereitstellte. Und bald ging, wer auswandern wollte, eben nicht mehr etwa nach Bremen, sondern nach Hamburg – Und bis zur zweiten Erfindung des findigen Reeders Albert Ballin war es eigentlich nur noch ein kleiner Schritt, so Nils Haupt:
"Zumindest sagen wir mal, dass die kommerzielle Kreuzfahrt hier in Hamburg erfunden wurde, 1891, aus dem ganz einfachen Grund: Die Schiffe lagen im Winter hier in Hamburg am Hafen, die Fahrt über den Atlantik war viel zu rumpelig für die Gäste, sodass man überlegte: Was können wir damit tun? Und die Vorstellung, mal nach Ägypten zu den Pyramiden zu können oder mal in Griechenland aussteigen zu können und schönes Wetter im Mittelmeer zu erleben, während hier in Hamburg der Regen runter pladdert – das war für viele faszinierend.“
"Zumindest sagen wir mal, dass die kommerzielle Kreuzfahrt hier in Hamburg erfunden wurde, 1891, aus dem ganz einfachen Grund: Die Schiffe lagen im Winter hier in Hamburg am Hafen, die Fahrt über den Atlantik war viel zu rumpelig für die Gäste, sodass man überlegte: Was können wir damit tun? Und die Vorstellung, mal nach Ägypten zu den Pyramiden zu können oder mal in Griechenland aussteigen zu können und schönes Wetter im Mittelmeer zu erleben, während hier in Hamburg der Regen runter pladdert – das war für viele faszinierend.“
Im Jahr 1970 aber geschah, was in den mehr als hundert Jahren zuvor undenkbar schien: Die ewigen Konkurrenten taten sich zusammen, die Hapag aus Hamburg und der Norddeutsche Lloyd aus Bremen fusionierten zur Reederei Hapag-Lloyd, Firmensitz am Ballindamm in Hamburg. Schuld war die Erfindung des Containers wenige Jahre zuvor – eine Revolution in der Seeschifffahrt. Nur wer schnell reagierte und riesige Summen in immer größere Schiffe investierte, ging nicht unter. Typisch hanseatische Tugenden? Nils Haupt sagt ja, aber:
„Wir sind eine Mixtur aus aller Welt, und das macht dieses Unternehmen heute so international, und ich denke auch: im guten Sinne hanseatisch. Weil Hanseatentum immer auch damit zu tun hatte, sich auf Einflüsse anderer Länder einzulassen.“