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175. Todestag
Samuel Hahnemann - Begründer der Homöopathie

An der Homöopathie scheiden sich die Geister - heute noch genauso wie zu Lebzeiten ihres Begründers Samuel Hahnemann. Die damals herrschende Medizin mit ihren Aderlässen, Brech- und Abführmitteln war ihm zuwider. In Selbstversuchen fand er zu seiner Behandlungsmethode.

Von Irene Meichsner |
    Das Denkmal von Samuel Hahnemann im Schloßpark von Köthen (Sachsen-Anhalt). Hahnemann, der als der Begründer der Homöopathie gilt, wohnte hier von 1821 bis 1835.
    Das Denkmal von Samuel Hahnemann im Schloßpark von Köthen (Sachsen-Anhalt). (dpa / Waltraud Grubitzsch)
    "Ich rechne mirs zu Ehre, in neuern Zeiten der einzige gewesen zu seyn, welcher eine ernstliche, redliche Revision der Arzneikunde angestellt ... hat. ... Soviel warne ich im Voraus, daß Indolenz, Gemächlichkeit und Starrsinn vom Dienste am Altare der Wahrheit ausschließt, und nur Unbefangenheit und unermüdeter Eifer zur heiligsten aller menschlichen Arbeiten fähigt, zur Ausübung der wahren Heilkunde."
    Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, hat der Medizin seiner Zeit den Kampf angesagt. Und er tat gut daran.
    "Die drei großen therapeutischen Möglichkeiten, die es gab, waren um 1800 immer noch der Aderlass, und Abführ- und Brechmittel, zum Teil also mit ganz erheblichen Medikamentendosen", sagt Robert Jütte, Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, die Hahnemanns Nachlass aufbewahrt. 1755 als Sohn eines Porzellanmalers in Meißen geboren, hatte Hahnemann schon früh erkannt, dass die berühmt-berüchtigten Rosskuren häufig nur Schaden anrichteten, ja nicht selten den Tod der Patienten herbeiführten. Der Arztberuf war ihm deshalb so zuwider, dass er ihn lange Zeit kaum ausüben mochte. Auf das Medizinstudium folgte ein unstetes Wanderleben.
    Arbeit zunächst vor allem als Übersetzer
    "Von seiner ersten Stelle in Hettstedt, also von 1779/80 bis 1805, ist er 20 Mal umgezogen, also in 25 Jahren 20 Mal umgezogen! Und das mit einer immer größer werdenden Familie."
    Seinen oft kargen Lebensunterhalt verdiente der Vater von elf Kindern vor allem als Übersetzer. 1790 stieß Hahnemann in einem Buch des schottischen Pharmakologen William Cullen auf eine Theorie zur Heilwirkung von Chinarinde bei Malaria. Cullen vermutete eine "magenstärkende Kraft". Weil Hahnemann das nicht plausibel erschien, schluckte er das Mittel – und verspürte bald darauf typische Malariasymptome.
    "Die Füße, die Fingerspitzen wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, dann fing mir das Herz an zu klopfen, mein Puls ward hart und geschwind; eine unleidliche Ängstlichkeit, ein Zittern ..."
    Hahnemann testete weitere Substanzen an sich selber, seinen Familienangehörigen, später auch an seinen Schülern.
    "Und siehe! Die genau beobachteten Symptome, die sie hervorbrachten, stimmten mit den Symptomen der Krankheitszustände überein, die sie leicht und ohne Rückfall heilen konnten."
    Arzneimittel selbst getestet
    "Similia similibus curentur" – "Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden": So heißt seitdem das Grundprinzip der homöopathischen Behandlungsweise. Seine Arzneimittel stellte Hahnemann selber her. Die Ausgangsstoffe wurden mit Alkohol verschüttelt oder mit Milchzucker verrieben - und dabei immer weiter verdünnt. Henning Albrecht, ehemaliger Geschäftsführer der Karl und Veronica Carstens-Stiftung:
    "Er hat das einfach ausprobiert. Und immer wieder ausprobiert. Und als er merkte, bei einer bestimmten Verdünnungsstufe oder ‚Potenz‘ wirkt das Arzneimittel immer noch, da hat er gesagt: Na gut, dann gehen wir mal eine Stufe weiter! Verdünnen wir noch weiter und gucken, ob es immer noch wirkt."
    Bei den sogenannten "Hochpotenzen" war ein Grad der Verdünnung erreicht, dass sie kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr enthalten konnten.
    "Für ihn war das überhaupt gar kein Problem, weil er sich ja auf die 'Lebenskraft' bezog. Und die Lebenskraft, sagte er, ist etwas Geistiges. Um auf die zu wirken, brauche ich, wie er es ausdrückte, 'geistartige' Arzneimittel. Also passte das für ihn zusammen!"
    Letzte Lebensjahre in Paris
    1810 veröffentlichte Hahnemann sein theoretisches Hauptwerk, das "Organon der rationellen Heilkunde". Über das Buch wurde heftig gestritten, aber allmählich wuchs auch die Zahl der zum Teil prominenten Patienten, die sich von Hahnemann homöopathisch behandeln lassen wollten. 1834 klopfte eine junge französische Künstlerin an die Tür des inzwischen fast 80-jährigen Witwers im sachsen-anhaltinischen Köthen: Mélanie d’Hervilly. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die beiden heirateten, und Hahnemann zog mit seiner 45 Jahre jüngeren Frau nach Paris, wo er nicht nur eine blühende homöopathische Praxis betrieb, sondern auch das Leben noch einmal in vollen Zügen genoss. Am 2. Juli 1843 starb Hahnemann in Mélanies Armen. Sein Grabstein auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise trägt auf seinen Wunsch hin die Inschrift:
    "Non inutilis vixi" – "Ich habe nicht umsonst gelebt."