"Ich bin froh, nicht mehr dabei zu sein", so Ude. "Alle Appelle zu Sparsamkeit und Realismus wurden in den Wind geschlagen". Bei 1860 träume man selbst dann noch vom eigenen Stadion, wenn man die Miete nicht mehr zahlen könne.
Ude sieht nicht nur im umstrittenen Investor Hasan Ismaik ein Problem. Er kritisierte die Unbeständigkeit von Vereinsführung und Fans. Der Verein habe eigentlich den Anspruch, ein Traditionsverein zu sein - jeglicher Ansatz zur Tradition werde aber im Keim erstickt, so Ude. Das zeige sich etwa beim häufigen Trainer- und Präsidentenwechsel. "Jeder wird mit Pfui und Buh vom Feld gejagt. Das ist kein Zustand, in denen sich Traditionen bilden können." Der SPD-Politiker lobte in dem Zusammenhang den Stadtrivalen FC Bayern München: "Da werden die WM-Stars von 1974 noch heute gelobt. Man kann vom Spieler zum Trainer und dann zum Präsidenten werden. Bei 1860 hingegen werden Traditionen abgehackt und zerstört."
"Ein Löwe zu sein, ist ein Lebensgefühl"
Auch einige Fangruppen hätten sich offenbar zum Ziel gesetzt, jeden neuen Präsidenten oder Trainer möglichst schnell wieder "abzuschießen". Auf den Delegiertenkonferenzen seien die Minderheiten im Verein immer wieder vor den Kopf gestoßen worden. "Es fehlt an Gemeinsinn für den Verein", sagte Ude.
Er zeigte sich angesichts des rabiaten Verhaltens einiger Fans beim Relegationsrückspiel enttäuscht. "Einem erfolglosen Verein die Treue zu halten, ist ein Zeichen von Charakter. Dass jetzt ein sportlicher Misserfolg so beantwortet wird, dass Unrat auf das Spielfeld geworfen wird, ist unsäglich."
Ude bleibt dem Verein trotz aller Kritik treu. Ein "Löwe" zu sein, sei ein Lebensgefühl. "Man läuft nicht den Erfolgreichen hinterher, sondern hält zu den Underdogs - schon aus Gerechtigkeitsgründen." Er sei dem Vereinsmythos sehr nahe - auch wenn die Realität schon lange sehr trist sei.
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