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1860 München
Vorfreude auf die Dritte Liga

Es ist einer der geschichtsträchtigsten Fußballvereine Deutschlands: 1860 München. Vor einem Jahr gab es den Zwangsabstieg in die Regionalliga. Am Wochenende steht nach dem Aufstieg in die Dritte Liga das erste Spiel gegen Kaiserslautern an.

Von Michael Watzke |
    Maskottchen und Fans mit Fahnen sowie die Anzeigetafel mit Endergebnis 3:1 im Stadion an der Grünwalder Straße in München beim Spiel von TSV 1860 München gegen Wacker Biughausen.
    Heimspiel von 1860 München im Grünwalder Stadion (2017) (imago - Sven Simon)
    Die Löwen-Fans wärmen sich vor dem Riffraff schon mal auf für den Saisonstart in der 3.Liga. Vor der Sechzger-Szenekneipe mit Blick aufs Grünwalder Stadion sitzt auch Löwenfan Martin Zeltner. Er achtet darauf, dass die Sechzger in ihrem Giesinger Heimatviertel an der Tegernseer Landstraße einen möglichst guten Eindruck machen.
    Er sagt: "Also das Leergut wird eingesammelt und wenn eine gewisse Uhrzeit überschritten ist, dann ermahnt man sich schon auch gegenseitig, jetzt ein bisschen leiser zu sein. Das ist tatsächlich so. Weil allen doch auch daran gelegen ist, dass man sich mit der Nachbarschaft gut stellt und wir das sogar eher ausbauen als wieder einstellen."
    Mitten in der Stadt
    Die gute Nachbarschaft ist für die Löwen wichtig, weil sie im Grünwalder Stadion bleiben wollen, an ihrem angestammten Traditionsplatz auf Giesings Höhen. Mitten in der Stadt und – so findet Martin Zeltner – unter Freunden:
    "Dass ein ganzes Viertel diese Mannschaft so feiert und hochhält, dass ist einfach was besonderes. Und da muss man, glaub ich, in Deutschland auch lange suchen. Es gibt ja auch nur noch wenige Vereine, die direkt in der Innenstadt spielen, da wo die Leute sind.
    Und persönlich habe ich noch nie erlebt, dass jetzt ein Nachbar gekommen wäre, und gerufen hätte 'Ich hol die Polizei' oder 'Schleichts euch'. Sowas hat's überhaupt noch nicht gegeben und ich glaube, dass wird sich auch in der zweiten Saison, in der wir das jetzt genießen können, nicht abnutzen."
    Der jordanische Investor Hasan Ismaik beim Spiel von TSV 1860 München gegen FC St. Pauli 2017.
    Der jordanische Investor Hasan Ismaik beim Spiel von TSV 1860 München gegen FC St. Pauli 2017. (dpa/ picture alliance/ Tobias Hase)
    Die Gegner kommen momentan nicht von außen, sondern eher von innen – aus dem Verein selbst. Letztes Wochenende wählte 1860 einen neuen Verwaltungsrat. Martin Zeltner war dabei, als Hassan Ismaik, der Investor aus Jordanien, mit 0-9 unterging.
    Kein Kandidat seines "Teams Profifußball" erhielt einen Sitz in dem Gremium, das z.B. entscheidet, ob der Verein weiter viel Geld vom Scheich akzeptiert. Nach der 0-9-Klatsche wird der Verein das wohl eher nicht tun. Dabei sah es lange Zeit nach einem Unentschieden aus, sagt Löwenfan Zeltner.
    "Tatsächlich gab es auch hier wieder zwei Lager, gibt es ja immer bei 1860. Aber es gab einen interessanten Wendepunkt bei dieser Versammlung. Und zwar war das, als unser Präsident nochmal ganz klar gesagt hat, wie das eigentlich ist, mit der Kapitalgesellschaft und dem Verein: Die Kapitalgesellschaft, der ja die Profis unterstellt sind, die gehört zu 60 Prozent Hassan Ismaik und zu 40 Prozent dem Verein. Und es gibt viele, die sagen: 'Dann soll er doch sein Geld ausgeben, wenn er es übrig hat'. Was die aber vergessen ist: 40 Prozent dieser Schulden gehören immer uns."
    "Steigende Mitgliedszahlen sagen alles"
    Und deshalb soll es jetzt mit weniger Geld gehen. Das erfolgreiche Team der vergangenen Regionalliga-Saison mit vielen jungen Talenten aus Bayern bleibt weitgehend erhalten. Richtig so, findet ein anderer Fan.
    "Wenn ich das sehe, was sich im Moment im deutschen Fußball so entwickelt, grad mit dem vielen Geld in der ersten Bundesliga. Das was wir haben, das sind wir, das sind die Fans. Und das ist der Fußball. Steigende Mitgliedszahlen - ich denke mal, das sagt doch eigentlich alles, oder?"
    "Auftakt nach Maß"
    Die Fans wissen, dass sie bei einem Aufstieg in die Bundesliga wohl nicht mehr im Grünwalder Stadion bleiben könnten. Auch wenn das derzeit notdürftig renoviert wird. Und ein Umzug in ein neues Stadion ist für viele Löwenfans undenkbar. Also richtet man sich auf die dritte Liga ein. Und freut sich auf Duelle wie das morgen auf dem Betzenberg – beim 1.FC Kaiserslautern im Fritz-Walter-Stadion. Aufsteiger gegen Absteiger. Ein Klassiker.
    "Das ist sowieso ein Auftakt nach Maß. Es besteht ja zumindest bei älteren Fans ja auch eine große Freundschaft. Ich glaube, da sind jetzt beide Vereine sehr heiß. Und einen schöneren Einstieg in die Saison hätte man gar nicht erwischen können", findet Martin Zeltner.