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19 Jahre nach dem Massaker von Columbine
US-Schüler protestieren wieder für ein strengeres Waffenrecht

Schüler in den USA lassen nicht locker in ihre Bemühungen für ein schärferes Waffenrecht, denn die Angst vor Schießereien an Schulen ist allgegenwärtig. Anlass für ihre Proteste am 20. April ist der 19. Jahrestag des Massakers an der Columbine High School, bei dem 13 Menschen starben.

Von Martina Buttler |
    Dem Aufruf von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland in Florida zu Demonstrationen für ein schärferes Waffenrecht in den USA sind Hunderttausende in den USA gefolgt.
    Dem Aufruf von Schülern zu Demonstrationen für ein schärferes Waffenrecht in den USA folgten im März Hunderttausende. Und die Proteste gehen weiter. (imago / Michael Nigro)
    In mehr als 2.000 Schulen sind Walkouts angemeldet: Schüler, die am 19. Jahrestag des Columbine-Massakers um 10 Uhr morgens ihre Schule verlassen wollen. Alles fängt mit 13 Sekunden Stille an, für die 13 Opfer des Amoklaufs an der Columbine High School. Aber dann soll noch lange nicht Schluss sein, erklärt Lane Murdock. Sie ist 16 und hat am Tag des Amoklaufs in Parkland den Nationalen Walkout Day ausgerufen:
    "Viele fragen uns: Warum soll das den ganzen Tag dauern? Ganz einfach: Dieses Thema verdient mehr als nur ein paar Minuten."
    Lane und ihre Klassenkameraden kennen keine Welt ohne Massenschießereien an amerikanischen Schulen. Sie sind nach dem Massaker an der Columbine High School geboren. In ihrer Schulzeit sind Übungen zum Abriegeln einer Schule und Verbarrikadieren in einem Klassenraum wegen eines Amoklaufs trauriger Alltag. Hope York aus Richmond, Virginia:
    "Wir sind die erste Generation, die in der Schule Angst hat, dass jemand reinkommt, um uns zu verletzen."
    Angst der Schüler vor einem Attentat
    Und nicht nur die Schüler haben Angst. Auch Eltern haben ein ungutes Gefühl, ihre Kinder in die Schule zu schicken, erzählt Barbara mit Tränen in den Augen:
    "Ich möchte nicht, dass irgendjemand in diesem Raum die Angst haben muss, die ich jeden Tag habe, wenn ich mich von meiner Tochter verabschiede und sie zur Schule geht. Ich habe Angst, dass ich sie nicht wiedersehe. Diese Angst habe ich in einem Land, in dem es so leicht ist eine Waffe zu bekommen. Und das sollte nicht so leicht sein."
    57 Prozent der 13- bis 17-Jährigen in den USA haben Angst, dass an ihrer Schule ein Attentat passieren könnte. Zu dem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Pew Research Institutes. 63 Prozent der Eltern teilen diese Sorge ihrer Kinder. Lane Murdock betont genauso wie die Überlebenden des Amoklaufs in Parkland auf NPR, dass es ihnen nicht um Parteipolitik geht:
    "Es ist mir egal, wen du wählst, solange du dich für ein Waffenrecht einsetzt, das Sinn macht. Wir haben’s alle satt. Deshalb machen wir das hier."
    Politisch ist bislang wenig passiert
    An der Columbine High School werden sie an diesem Tag keinen Walkout machen. Hier ist es inzwischen Tradition, an das zu erinnern, was sie an diesem Tag verloren haben und gleichzeitig ihren Ort besser zu machen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dem Tag einen anderen Sinn zu geben. Bisher ist politisch - auch nach dem "March for our lives" vor einigen Wochen bei dem Hunderttausende auf der Straße waren - nicht viel passiert. Trump hat viel versprochen und wenig getan. Es ist Wahljahr in den USA - viele Politiker wollen es sich nicht mit der mächtigen Waffenlobby NRA und den Wählern verscherzen, die gegen eine Änderung der Gesetze sind. Dass sich von heute auf morgen etwas ändert, erwartet auch Lane Murdock nicht:
    "Man braucht Geduld für Veränderungen. Aber dieser Kampf hört nach dem 20. April nicht auf."
    Es gibt zu viele Jahrestage von Massenschießereien in den USA, bei denen in den nächsten 365 Tagen wieder protestiert werden kann. Aber wenn die Schüler und Studenten weitermachen, ändert sich womöglich doch irgendwann etwas. Denn sie kommen alle ins Wahlalter und der Aufruf, sich zu registrieren und wählen zu gehen ist Teil des Protests. Die Schüler wollen ihre Stimme nicht nur auf die Straße, sondern auch an die Wahlurnen bringen.