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195 Millionen Euro Mehrkosten für Elbphilharmonie

Die Elbphilharmonie in Hamburg wird weitergebaut. Darauf einigte sich die Stadt mit dem Baukonzern Hochtief nach dreimonatigen Verhandlungen. Die angeblich letzte Kostensteigerung beträgt nach Aussage von Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz 195 Millionen Euro.

Von Axel Schröder | 01.03.2013
    Kaum zu glauben aber wahr, wird mancher Beobachter gedacht haben. Nach einem fast eineinhalb Jahre währenden Konflikt um Kostensteigerungen wird sie nun weitergebaut: die Elbphilharmonie, auf dem Kaiserspeicher A im Hamburger Hafen thronend. Neben Stuttgart 21 und dem Berliner Flughafen gehört auch sie zu den deutschen Großprojekten mit traumatischem Potenzial. Und heute nun also das: Die Stadt Hamburg einigt sich mit dem Baukonzern Hochtief darauf, gemeinsam weiterzubauen.

    Die gute Laune war Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz anzusehen. Nach zähen, drei Monate langen Verhandlungen zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Baukonzern Hochtief liegt ein Vertragsentwurf vor, der das gesamte Projekt Elbphilharmonie neu ordnet.

    "Wir haben umfassende Garantien bekommen, was die Qualität, was die Zeiträume betrifft, was den Preis betrifft. Für uns ist sichergestellt, dass Risiken, wie sie in der Vergangenheit in dem Bauvorhaben immer wieder neu entstanden sind, nicht mehr auftreten können."

    Diese Risiken bestanden vor allem in der Organisation der Unternehmung: Bisher war die Stadt über ihre Realisierungsgesellschaft Auftraggeber des Projekts, die Architekturbüros Herzog / de Meuron und Höhler + Partner waren als Planer tätig, Hochtief das ausführende Unternehmen. Über jede Verzögerung, vor allem über Kostensteigerungen stritten die drei Parteien. Am Ende musste der Auftraggeber, die Stadt Hamburg zahlen.

    Die neue Konstruktion sieht vor: Die Architekten arbeiten nun unter dem Dach von Hochtief und der Baukonzern verspricht einen so genannten "Globalpauschalfestpreis" von 575 Millionen Euro netto. Laut Olaf Scholz beträgt die vermeintlich letzte Kostensteigerung 195 Millionen Euro. Und dass es dabei bleibt, auch das regelt der neue Vertrag:

    "Immer wieder ist für die Stadt Qualitätssicherung, Preissicherung und Garantiesicherung darin festgehalten und gleichzeitig haben wir ausreichend Möglichkeiten, zu kontrollieren, dass alles auch so geschieht."

    Tatsächlich ist der Baukonzern Hochtief dem Hamburger Senat weit entgegen gekommen. Auch die Sachverständigen, die die insgesamt sechs noch ausstehenden Bauabschnitte bewerten sollen, zahlt das Unternehmen. Wenn diese Sachverständigen dann Mängel feststellen, kann die Stadt den Vertrag kündigen, bei Verzögerungen muss Hochtief zahlen, pro Tag bis zu 200.000 Euro. Bis zum Schluss hält die Hansestadt Zahlungen in Höhe von 100 Millionen Euro zurück. Diese Summe wird erst nach der letzten Abnahme der Elbphilharmonie überwiesen.

    Über die Gründe für die massiven Konzessionen des Bauunternehmens schwieg Scholz sich aus. Ein Grund dürfte aber der drohende Prestigeverlust bei einem Scheitern der Verhandlungen gewesen sein. Hamburgs Erster Bürgermeister hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass die Stadt auch ohne Hochtief weitermachen könnte. Ein Indiz dafür, wie viel Kröten der Baukonzern durch den Neuvertrag wird schlucken müssen, ist die knappe Erklärung von Hochtief zum Erreichten: Darin heißt es: "Der neue Vertrag löst die strukturellen Probleme des Projekts. Wir übernehmen mehr Verantwortung und können uns jetzt auf unsere Arbeit konzentrieren."

    Und genau das kann die Elbphilharmonie gut gebrauchen.

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