Eine Gruppe von Elefanten zieht durch den südafrikanischen Kruger Nationalpark, stopft sich mit den Rüsseln Blätter von den Bäumen ins Maul. Im Jahr 2001 leben in dem Park rund 8.000 der größten Landsäugetiere - zu viele für das eingezäunte Schutzgebiet. Ganz anders im nördlichen Nachbarland Mosambik: Dort sind die Elefanten fast ausgerottet, nach einem jahrelangen Bürgerkrieg und ungehemmter Wilderei.
Das soll sich ändern: Am 4. Oktober 2001 werden 25 südafrikanische Elefanten betäubt, auf Lkw geladen und etwa 30 Kilometer weiter in Mosambik wieder freigelassen. Willem von Riet war damals dabei: "Das Umsiedlungsprogram war ein Experiment, wir wollten herausfinden, wie sich die Elefanten verhalten würden. Der erste Versuch war ein spektakuläres Ereignis, und es ist sehr erstaunlich, dass dabei nichts schiefging. Wenn Nelson Mandela und viele Minister von drei Ländern unter den Zuschauern sind, dann wird man schon nervös und hofft, dass die Tiere genau das machen, was wir von ihnen erwarteten."
Etwa die Fläche von Portugal
Willem van Riet war damals der stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführer der Peace Parks Foundation. Die Stiftung hatte das ambitionierte Projekt eines grenzübergreifenden Naturschutzgebiets vier Jahre vorher angestoßen. Die drei Länder Mosambik, Simbabwe und Südafrika hatten sich darauf geeinigt, den "Great Limpopo Transfrontier Park" zu gründen. Das Ziel: Ein Naturschutzgebiet von mehr als 100.000 Quadratkilometern, das entspricht etwa der Größe Portugals. Der Vertrag für das Projekt wurde erst 2002 unterzeichnet, aber mit der ersten Umsiedlung von Elefanten war der faktische Startschuss gefallen. Für das ehrgeizige Projekt gab es auch politische Gründe, sagt Piet Theron, der heutige Koordinator des Parks:
"Politisch war Südafrika bis 1994 wegen der Apartheid sehr isoliert, in der Region, auf dem Kontinent und vielleicht sogar weltweit. Die Gründung des grenzübergreifenden Parks wurde als eine Möglichkeit gesehen, die Zusammenarbeit zwischen Südafrika und seinen Nachbarn zu fördern. Der Park hatte also eine symbolische Bedeutung, deshalb auch der Name ‚Peace Park‘. Er sollte Vertrauen über die Grenzen hinweg schaffen."
Elefanten als Konkurrenten der Bewohner
Allein in den ersten drei Jahren werden tausend Elefanten von Südafrika nach Mosambik umgesiedelt. Die Kosten: 20 Millionen Dollar. In den späteren Jahren folgen tausende weitere Elefanten, außerdem Impalas, Antilopen und andere Tiere. Doch tatsächlich ist das Land keine leere Wildnis: Etwa 6.500 Menschen leben im mosambikanischen Teil des Parks, viele von ihnen unterhalb der Armutsgrenze. Aus ihrer Sicht sind die vielen neuen Elefanten vor allem Konkurrenten. So sieht das auch der Bauer Mateus Matavula.
"Sie zerstören meinen Acker. Sie fressen die Wassermelonen, das Grün. Und sie trampeln alles andere nieder. Meine Kürbisse. Und jetzt habe ich nichts zu essen im Haus." Für den Naturschutz dagegen ist das Projekt ein großer Erfolg, sagt Piet Theron: "In Mosambik gibt es jetzt ohne Frage mehr Wildtiere. Obwohl in den vergangenen 20 Jahren die Wilderei von Nashörnern deutlich zugenommen hat, überhaupt die Wilderei als eine Form von Organisierter Kriminalität. Und trotzdem nimmt die Population an Wildtieren insgesamt zu. Die Zahl der Elefanten beispielsweise steigt in allen drei Ländern."
Nashörner werden wegen ihres Horns gejagt, zu Pulver gemahlen gilt es als Potenz- und Heilmittel, auf dem Schwarzmarkt ist es teurer als Gold. Damit die Menschen und ihre Ernte den Wildtieren nicht ausgeliefert sind, gibt es jetzt schon Projekte für die Anwohner des "Great Limpopo Transfrontier Parks". Eins der wichtigsten Ziele für die Zukunft, so Theron: Die Lebensbedingungen der Menschen in der Nähe des Parks zu verbessern.