Musik: Gypsy's Curse
"Wir haben ziemlich lange gebraucht für das Album. Viele Stücke sind bei mir oder John zu Hause entstanden, wir haben sie auf dem Anrufbeantworter aufgenommen oder einem Vierspur-Kassettenrecorder, haben aber auch im Studio daran gearbeitet. Wir wollten einen bestimmten Vibe einfangen, den speziellen Charakter unserer Umgebung.
Diese Umgebung war und ist die Stadt Tucson im Süden des Bundesstaats Arizona. Joey Burns und Drummer John Convertino waren ein paar Jahre zuvor von Los Angeles dorthin gezogen. Damals waren sie noch Rhythmusgruppe von Howe Gelbs Projekt Giant Sand. Im Gegensatz zur großstädtischen Hektik war das Leben in Tucson gemächlich: die Sonne grell, der Himmel unendlich, Häuser und Autos ständig von einer Staubschicht bedeckt. Ein Umfeld, das Burns äußerst inspirierend fand.
"Damals schien die Zeit stillzustehen. Ich habe mir vorgestellt, wie das Leben hier vor 40 oder 50 Jahren war in Hotels wie dem Hotel Congress, was heute immer noch existiert. Oder den vielen leerstehenden Geschäften und Gebäuden. Dazu kommt, dass die Stadt von der Sonora-Wüste umgeben ist und es da weit und breit einfach nichts gibt, außer der wunderbaren Leere. Das hat mich sehr inspiriert, zum Beispiel zum Text für den Song "The Ride pt.II".
Musik: "The Ride pt.II"
Kein kitschiger Nostalgie-Trip
Trotz Rückschau: "The Black Light" ist keineswegs ein kitschiger Nostalgie-Trip. In ihrer Bildsprache sind die Texte kühl und zeitlos. Es geht um die ernüchternde Nachtschicht, die alle vornehmen Träume zunichte macht. Oder - wie im Titelsong - um Grenzübertritte, die im Schutz der Dunkelheit stattfinden, auf der Suche nach einem besseren Leben.
Musik: "The Black Light"
Ein Teil der Aufnahmen fand in den Wavelab-Studios statt: einer umgebauten Lagerhalle, direkt neben den Bahngleisen gelegen. Die immer wieder durchratternden Züge haben ihren Weg zwangsläufig auf das Album gefunden und tragen zu seiner speziellen Atmosphäre bei.
Musik: "Black Light"
Für die stilistisch breit gefächerten Songs haben Burns und Convertino zahllose gebrauchte Instrumente angehäuft und verwendet. Neben Gitarren und Schlagzeug kommen unter anderem Cello, Mandoline, Marimba, Akkordeon, eine Orgel und Trompeten zum Einsatz. Und die sind bekanntlich bis heute eines der charakteristischen Elemente des Calexico-Soundkosmos.
"Einmal war ich ein bisschen zu früh im Studio und habe eine Mariachi-Band gehört, die gerade aufgenommen hat. Das hat mich umgehauen. Ich habe die Trompeter gefragt, ob sie nicht Lust haben, bei einigen unserer Songs mitzuspielen. Mit ihnen haben wir "Minas de Cobre" aufgenommen. Das Stück ist eine einzige Wall-of-Sound aus akustischen Instrumenten."
Musik: "Minas de Cobre"
Wirkt nicht gewollt oder anstrengend
Der musikalische Blick über die südliche Grenze war für Calexico naheliegend, zumal Tucson im Laufe seiner Geschichte mehrmals zu Mexiko gehörte. Die Vereinigung von Gitarren-Twang mit Flamenco, Jazz, Arthouse-Indierock und Mariachi-Trompeten gelingt mühelos. Hier wirkt nichts gewollt oder angestrengt, man fragt sich eher, warum das nicht schon vor ihnen jemand gemacht hat.
Musik: "Stray"
Für das Album-Artwork zeichnet Victor Gastellum verantwortlich. Seine unverkennbaren Schablonenbilder zieren viele Calexico-Cover. Auf der Jubiläumsausgabe von "The Black Light" erstrahlt der 66er Chevy Impala in neuen Farben.
"Mit Victor habe ich damals stundenlang am Telefon über Kunst und Musik geredet. Er hat mir Flyer geschickt, ich habe seine Bilder manchmal mit ins Studio genommen, um mich von ihnen inspirieren zu lassen. So ist zum Beispiel das Stück "Chach" entstanden. Die Zusammenarbeit mit Victor war extrem wichtig für die Optik und Stimmung dieses Albums."
Musik: "Chach"
Zusätzlich zu den regulären Album-Songs gibt es auf der Jubiläumsausgabe einige ältere bislang unveröffentlichte Stücke. Für Fans und Bandneulinge ist das Sich-Treibenlassen durch die sonderbare Wüstenlandschaft von "The Black Light" ein fantastischer Trip. Ob mit musikalischen Skizzen oder auskomponierten Songs, Calexico ist mit diesem Album ein moderner Klassiker gelungen, der auch nach zwanzig Jahren nichts von seinem Zauber eingebüßt hat.