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200. Geburtstag
"Bismarck war kein Kriegstreiber"

Am 1. April jährt sich der Geburtstag Otto von Bismarcks zum 200. Mal. Der langjährige Reichskanzler entspreche beim Thema Militär-Einsatz nicht dem lange von ihm gezeichneten Bild, sagte sein Biograf, der Düsseldorfer Historiker Christoph Nonn, im Deutschlandfunk.

Christoph Nonn im Gespräch mit Wolfgang Koczian | 29.03.2015
    Bismarckstatue in Berlin
    Bismarckstatue in Berlin (picture alliance / dpa / Thalia Engel)
    Bismarck sei nicht der Kriegstreiber gewesen, als der er in der Geschichtsschreibung oft aufgetaucht sei, so Nonn. So habe dieser als junger Mann mit einem Jahr Militärdienst "das Notwendigste gemacht". Und die Kriege 1864 gegen Dänemark und 1870/71 gegen Frankreich könnten nicht dem damaligen Ministerpräsidenten von Preußen zugeschrieben werden.
    Nachdem Bismarck 1866 zum ersten Mal persönlich im – allerdings sehrwohl selbst herbeigeführten – Deutschen Krieg ein Schlachtfeld besucht habe, habe er immer wieder betont, dass Kriege künftig zu vermeiden seien.
    Deutsches-Reich-Gründung war kein Einzelfall
    Dem 1871 entstandenen Deutschen Reich sei ein langjähriger Prozess vorangegangen, die Bildung von Nationalstaaten damals in Europa politischer "Mainstream" gewesen.
    Bismarck, der danach bis 1890 Reichskanzler - nach bereits einem knappen Jahrzehnt als preußischer Ministerpräsident - war, habe es verstanden, als Politiker die "verschiedenen Machtfaktoren auszuspielen" und sich damit "unentbehrlich zu machen". Nachfolgenden, weniger erfolgreichen Kanzlern sei dies nicht gelungen, auch deshalb seien sie kürzer an der Macht geblieben.