"Da dieser Compositeur mit dem erfreulichen Talent auch einen seltenen Eifer verbindet, so dürfte er sich durch seine Leistungen im Bereich der Musik bald einen recht klangbaren Namen verschaffen."
Von volkstümlichen Possen zur beginnenden Moderne
So lobte eine Wiener Theaterzeitung 1840 Franz von Suppè. Der war damals erst 21 Jahre alt und gerade am Wiener Theater in der Josefstadt engagiert worden. Als einer von drei Kapellmeistern leitete er die Musikeinlagen zu volkstümlichen Possen und unterhaltsamen Singspielen. Bald steuerte er eigene Kompositionen dazu bei. Andreas Weigl:
"Fast bis zu seinem Tod im Jahr 1895 war er als Komponist und Dirigent, als Theater- und Bühnenkünstler aktiv. Es ist ein Bogen, der geht bis zur beginnenden Moderne", sagt Andreas Weigel von der Franz von Suppè-Gedenkstätte in Gars am Kamp.
Suppè wurde am 18. April 1819 in Spalato, dem heutigen Split, geboren. Früh zeigte sich seine musikalische Begabung. Aber erst als er nach dem Tod seines Vaters 1835 mit der Mutter nach Wien übersiedelte, erhielt er professionellen Kompositionsunterricht. Seine Karriere führte ihn an die prominenten Wiener Volkstheater. Mit erstaunlicher Leichtigkeit bewältigte er dort ein enormes Arbeitspensum:
"Zum Komponieren brauche ich das Klavier nie. Ich höre meine Sachen im Geiste stets voll instrumentiert und so schreibe ich sie auch sofort nieder. "
Die erste Wiener Operette
Das Wiener Publikum liebte die eingängigen, oft im wiegenden Dreivierteltakt gehaltenen Melodien, die für Suppès Musik so typisch sind. Kritiker warfen ihm eine gewisse Neigung zur Wiederholung vor und den Hang, sich gelegentlich allzu sehr von den Werken seiner Kollegen inspirieren zu lassen.
Ende der 1850er Jahre sorgte Jacques Offenbach mit seinen Operetten in Paris für Aufsehen. Angeregt von dieser neuen, musikalisch anspruchsvolleren Form brachte Suppè 1860 mit "Das Pensionat" eine erste Wiener Operette auf die Bühne. Es folgten diverse solcher zunächst noch einaktigen Werke, darunter 1865 "Die schöne Galathée." Andreas Weigel:
"Die Pariser Operette ist satirischer, politischer, angriffiger. Die Wiener Operette ist ein bisschen biederer. Das hängt natürlich mit den Libretti zusammen."
Die Wiener Operette wollte vor allem unterhalten. Sie war weniger frivol und anfangs kürzer als das Pariser Vorbild. Erst in den 1870er Jahren schrieb Suppè abendfüllende, dramaturgisch ausgefeilte und musikalisch dichtere Operetten, unter denen er die über den italienischen Poeten Boccaccio von 1879 besonders schätzte:
"Der italienische Zug ist meiner Musik angeboren, doch will ich nicht leugnen, dass ich demselben im Boccaccio ganz besonders freien Lauf gelassen habe."
In der NS-Zeit verboten, danach vergessen
In seinen 55 Jahren auf den Theaterbühnen erlebte Suppè manchen Triumph, musste aber auch etliche Misserfolge verkraften. Neben Operetten komponierte er Opern und gelegentlich auch Geistliches. Dass seine Werke heute kaum bekannt sind, mag an den meist wenig niveauvollen Libretti liegen, es gab aber auch einen anderen Grund. Andreas Weigel:
"Er hatte jüdische Verwandte. Das hat sicher dazu mitgespielt, dass Franz von Suppè in der NS-Zeit weniger Aufmerksamkeit hatte. Das ist ein Problem, das es heute bei vielen Künstlern und künstlerischen Werken gibt, die in der NS-Zeit verboten waren, dass sich nach dem Krieg auch niemand dafür interessiert hat."
Inzwischen weiß die Musikwelt Suppè wieder mehr zu schätzen und würdigt ihn als den "Schöpfer" der Wiener Operette. Denn er hat diese Gattung nicht nur maßgeblich entwickelt, sondern mit Werken wie "Fatinitza", "Donna Juanita" und dem "Boccaccio" zu einem Höhepunkt geführt.