
Rund ein halbes Jahr später kam "Almaviva, ossia l'inutile precauzione" unter dem heute üblichen Titel "Il Barbiere di Siviglia" in Bologna erneut auf die Bühne. Seither ist die Oper fest im Kanon der wichtigsten und meistgespielten Stücke des Musiktheaters verankert. Rossinis Stück basiert, wie Mozarts "Le Nozze di Figaro", auf einer Komödie des französischen Dichters Beaumarchais. Doch die unmittelbare Konkurrenz zu Lebzeiten stammte nicht von Mozart, sondern von Giovanni Paisiello, dessen "Barbiere" damals ein großer Publikumserfolg war. Rossini war vorsichtig und clever genug, um sich bei Paisiello brieflich zu entschuldigen, dass er nun ebenfalls diesen Erfolgsstoff vertonen wolle. Musikalisch gibt es deutliche Unterschiede: Den Orchesterpart arbeitete Rossini akribisch aus und setzte meisterhaft rhythmische und harmonische Pointen. Die Figuren auf der Bühne platzen schier vor Selbstbewusstsein, doch gleichzeitig wahrt der Komponist eine ironische Distanz.