Die Bilanz ist gemischt, 25 Jahre nach dem Mauerfall. Heute liegen die Reallöhne im Osten bei 85 Prozent des Westniveaus. Seit 2005 hat sich die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland halbiert. Von 18,7 Prozent auf 9,4 Prozent.
Problematisch allerdings, sagte der Jenaer Soziologe Klaus Dörre:
"Wir müssen klar sehen, das Volumen an bezahlten Stunden pro Erwerbstätiger oder pro Arbeitnehmer ist seit 1991 rückläufig. Und selbst das anziehende Volumen an bezahlten Arbeitsstunden nach 2005 oder der Krise 2008/2009 wird verteilt auf eine höhere Zahl von Erwerbstätigen. Das heißt, die Arbeitsmarktintegration erfolgt zu einem ganz erheblichen Teil über atypische und niedrigentlohnte und prekäre Jobs."
Positiv: die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen, sagte Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung:
"Die ist in Ostdeutschland auch in der nachwachsenden Generation höher als im Westen. Da, könnte man sagen, hat sich Verhalten über Generationen hinweg perpetuiert. Und was wir auch sehen, Frauen im Osten arbeiten länger, die Erwerbsquoten sind höher und der Lohnabstand zu den Männern ist geringer als im Westen."
Generell seien die Herausforderungen noch immer groß: Die massenhafte Abwanderung in den Westen in den Jahren nach dem Mauerfall habe zu einem massiven Fachkräftemangel in den ostdeutschen Bundesländern geführt. Das wiederum habe zur Folge, dass freie Stellen oft lange nicht besetzt werden könnten, wenn überhaupt. Dabei sei ein Stadt-Land Gefälle zu beobachten, denn besonders die ländlichen Regionen hätten - ähnlich wie im Westen - unter der Abwanderung stark gelitten.
Nord-Süd-Gefälle in den Ost-Bundesländern
Auch habe sich die wirtschaftliche Lage nicht in allen Ost-Bundesländern gleich entwickelt. Es sei ein Süd-Nord-Gefälle zu beobachten. Die nördlichen Bundesländer wie etwas Mecklenburg-Vorpommern hinkten den südlicheren, wie Thüringen oft weit hinterher.
Problematisch auch: Die Privatisierungen nach der Wende hätten dazu geführt, dass die Firmen im Osten eher die verlängerten Werkbänke westdeutscher Unternehmen seien. Heißt, im Osten wird produziert, die Zentrale und die Forschungsabteilung sitzen im Westen. In der Folge lägen die Innovationsraten ostdeutscher Betriebe noch immer deutlich unter denen im Westen. Erkennbar sei das etwa bei den Patentanmeldungen.
"Dieser Indikator der Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner lag 2013 im Durchschnitt von Deutschland bei 59 Anmeldungen. In Sachsen-Anhalt bei zehn, in Berlin bei 27 und beim Spitzenreiter Baden-Württemberg bei 138. Das ist zwischen dem Schlusslicht und dem Spitzenreiter also fast ein Unterschied um den Faktor 14."
Für die Zukunft müsse man, um die Regionen stärker zu entwickeln, noch mehr auf Clusterbildung setzen. Dabei sei es nicht nur eine Frage der Unternehmen allein. Auch die Politik sei hier gefragt. Etwa durch universitäre und Forschungseinrichtungen, die angepasst seien an die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft. So könne man auch versuchen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.