Musik: "Erase"
Bühnen aus Beton sind ganz schlecht, vor dem Auftritt kiffen auch und das gesamte Equipment mit der Bahn durch Moskau transportieren ist ebenfalls nicht zu empfehlen. An einem frühlingshaften Nachmittag in Berlin können die Archive-Mitglieder Darius Keeler, Dave Pen und Pollard Berrier über die kleinen und größeren Pannen ihrer Karriere lachen. Brüssel zum Beispiel ist ein zweischneidiges Schwert, sagt Keeler.
Darius Keeler : "Eines der schlimmsten Venues ist das Forest National in Brüssel: eine Arena mit über 4000 Plätzen, total seelenlos. Dort haben wir einmal gespielt und ich dachte: nie wieder! Wir lieben das Ancienne Belgique, das ist auch in Brüssel, ein großartiger Ort mit tollem Sound. Also lieber zwei Abende dort als einmal im Forest National."
Musik: "Londinium"
In 25 Jahren sammeln sich nicht nur jede Menge Anekdoten und Erfahrungswerte an, sondern auch sehr, sehr viel Musik. Im Fall von Archive sind das zehn Studioalben, zwei Soundtracks, diverse EPs, Compilations, Live-Alben und ein Remix-Album. 42 Songs, inklusive acht neu aufgenommener, sind nun auf der in jeglicher Hinsicht eindrucksvollen Retrospektive "25" versammelt. Darius Keeler hat die Auswahl der Stücke übernommen.
Bekanntgeworden durch Konzeptalben
"Es ist eigentlich nicht so schwer. Man weiß ja, welche Songs die Fans am meisten mögen, zum Beispiel "Lights" und "Bullets". Und dazu kommen noch Songs, die die einzelnen Alben am besten repräsentieren. Das ist ein bisschen tricky, weil man ja auch seine eigenen Favoriten hat. Auf "Noise" standen "Sleep" als Single und "Waste" zu Auswahl. Ich habe mich für "Waste" entschieden."
"Es ist eigentlich nicht so schwer. Man weiß ja, welche Songs die Fans am meisten mögen, zum Beispiel "Lights" und "Bullets". Und dazu kommen noch Songs, die die einzelnen Alben am besten repräsentieren. Das ist ein bisschen tricky, weil man ja auch seine eigenen Favoriten hat. Auf "Noise" standen "Sleep" als Single und "Waste" zu Auswahl. Ich habe mich für "Waste" entschieden."
Musik: "Waste"
Archive sind mit üppigen Konzeptalben bekannt geworden, deren Produktion viel Zeit in Anspruch nahm und nicht ganz billig ist - im dauerhaft kriselnden Musikgeschäft ein großer Luxus.
"Wir hatten noch nie einen Hit, waren nie eine coole angesagte Band, sondern haben immer im Hintergrund agiert. So konnten wir machen was wir wollten und viele Dinge ausprobieren. Aber wir haben uns damit eine sehr loyale Fanbase erspielt. Sie mögen vielleicht nicht alles, was wir machen, aber sie rennen dann nicht gleich weg. Wir haben großes Glück, dass unsere Fans uns über die Jahre so treu geblieben sind und auch unsere Platten kaufen."
Viele Fans im Iran
Überraschend viele Fans haben Archive übrigens im Iran und einige von denen sind ihrer Lieblingsband bis nach Georgien nachgereist, um sie einmal live zu erleben.
Musik: "The False Foundation"
Stilistisch spannt "25" einen Bogen von ihren Anfängen im Triphop über die psychedelische Prog-Phase bis zum Elektrorock ihres letzten Albums "The False Foundation". Die Stücke sind nicht chronologisch angeordnet, sondern nach Stimmungen, findet die Band. Das ist ihnen auch gelungen und es ist interessant, bekannte Songs so in einem neuen Kontext zu hören. So beginnt die erste der insgesamt vier CDs mit dem 16-minütigen "Again" und dem eher entspannten "Londinium" vom gleichnamigen ersten Album. Die zweite Hälfte wird mit "Kings of speed" und "Shiver" lebhafter. Ergänzt werden die älteren Songs mit acht neu aufgenommenen Stücken, darunter "Remains of nothing", eine Kollaboration mit dem Supersonic Orchestra aus Belgien und der Band of Skulls.
Musik: "Remains of nothing"
Seit dem Gründungsjahr 1994 hat es bei Archive immer wieder Um- und Neubesetzungen gegeben. Wie es einer bis zu zwölf Mitglieder starken Band in dieser Zeit gelungen ist, sich auf einen Stil oder überhaupt auf irgendetwas zu einigen, erklärt Darius Keeler.
Einigung auf einen Grundton
"Wir sind neuen Ideen der anderen gegenüber immer offen. Wir hören alle unterschiedliche Musik, interessieren uns für unterschiedliche Dinge. Aber am Ende können wir uns immer auf einen Grundton einigen. Das ist natürlich nicht einfach und jeder muss mal einen Kompromiss eingehen, man kann nicht alles haben. Aber damit das große Ganze gelingt, ist man dazu bereit. Sonst würden wir ja heute nicht hier sitzen, 25 Jahre später."
Musik: "Kings of speed"
Auf die Frage, ob sie in der Rückschau etwas anders machen würden, haben alle drei Archive-Mitglieder eine andere Antwort parat. Vom schon angesprochenen Joint über zu viel Pasta vor dem Auftritt oder die falsche Stadt-Ansage - aber musikalisch gibt es kein Bereuen, sagt Keeler.
"Was die Musik betrifft, würde ich nichts anders machen. Ich hasse unser zweites Album, das ist furchtbar. Aber ich würde es nicht anders machen, denn ich habe sehr viel dadurch gelernt. Es ist wie der Tour Montparnasse in Paris. Nachdem er gebaut wurde haben die Leute erkannt, wie hässlich er ist und heute steht er quasi als Warnung immer noch."
Musik: "You make me feel"
"25" liefert einen umfassenden Eindruck vom Schaffen der Band und ist damit für Archive-Neulinge optimal. Und das sorgfältig gestaltete Boxset mit vier CDs. bzw. sechs Vinyl-Platten ist auch für Edelfans ein Kaufanreiz.