Archiv

25 Jahre Deutsch-Polnischer Freundschaftsvertrag
"Die Vernetzung der Menschen hat vieles aufgefangen"

Seit der Regierungsübernahme der national-konservativen PiS-Regierung in Warschau knirscht es im Verhältnis Polens zur EU, und auch die Beziehungen zwischen Berlin und Warschau waren schon einmal besser. Wie steht es um das bilaterale Verhältnis 25 Jahre nach Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Freundschaftsvertrags? Bei einer DLF-Diskussion geben vier Diskutanten bemerkenswert positive Einschätzungen ab.

    Die beiden Kinder haben sich im Arm und schwenken Papierfähnchen ihrer Länder.
    Im deutsch-polnischen Eurokindergarten in Frankfurt (Oder) umarmen sich Domenika (l) aus Polen und Mara aus Deutschland. (picture-alliance/dpa/Patrick Pleul)
    Die Podiumsdiuskussion fand im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig statt und wurde von der Osteuropa-Korrespondentin des Deutschlandradios, Sabine Adler, moderiert.
    Die deutsch-polnischen Beziehungen stünden ungeachtet der Regierungsübernahme der PiS auf einer soliden Grundlage, sagte der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Markus Meckel. Der frühere Außenminister und Bundestagsabgeordnete betonte, nicht nur der Freundschaftsvertrag stehe für das gute Verhältnis. Viel stärker noch sei es das Geflecht intensiver Beziehungen durch engagierte Bürger beider Staaten. Als ein Beispiel nannte Meckel die Städtepartnerschaften. Zwar sei das bilaterele Verhältnis auf der politischen Ebene in ein schwierigeres Fahrwasser geraten, doch seien die Beziehungen zwischen den Völkern nicht in Gefahr.
    Das Ortsausgangsschild von Frankfurt (Oder) (Brandenburg) am Grenzübergang Stadtbrücke.
    Geographisch sind sich hier Deutsche und Polen am nächsten: Frankfurt (Oder) und die polnische Nachbarstadt Slubice (picture alliance / dpa / Patrick Pleul)
    Auch der polnische Publizist Adam Krzeminski lobte das bürgerliche Engagement beider Seiten: Hier sei eine Vernetzung geschaffen worden, die vieles auffange und aufgefangen habe. Er lobte aber auch die deutsche und die europäische Politik gegenüber Polen: Diese sei unmissverständlich in der Sache, aber geschmeidig in der Form. Und das wirke, so Krzeminski: Die PiS argumentiere heute anders als noch vor einem Jahr, die Sprache der Nationalkonservativen habe sich geändert. Er setze hier weiterhin auf Europa als eine pädagogische Anstalt, so der Publizist.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geht neben Polens Ministerpräsidentin Beata Szydlo in Berlin nach einer Pressekonferenz im Kanzleramt.
    Die deutsch-polnische Freundschaft ist auf der politischen Ebene getrübt. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Die Kulturwissenschaftlerin und deutsch-polnische Netzwerkerin Katharina Blumberg-Stankiewicz sagte, sie sehe viele Chancen und Gelegenheiten im deutsch-polnischen Beziehungsgeflecht. Sie verwies auf die Städte Berlin und Warschau, die sich deutlich nähergekommen seien. So gebe es für Polen in Berlin viele Orte, an denen ein kritisches Denken stattfinde.
    Polens Wahlsiegerin Beata Szydlo von der konservativen Partei PiS (Recht und Gerechtigkeit)
    Im Streit mit der EU: Polens Ministerpräsidentin Beata Szydlo. (dpa / picture alliance / Pawel Supernak)
    Basil Kerski, Direktor des Europäischen Solidarnosc-Zentrums in Danzig, betonte, Polen sei auch nach der Regierungsübernahme durch die PiS eine lebendige Demokratie. Dies liege auch daran, dass das Land viel dezentraler organisiert sei als etwa Frankreich. Wenn man einmal aus den politischen Salons herausgehe, entdecke man eine Substanz der Beziehungen, die es 1991 bei der Unterzeichnung des Vertrags noch nicht gegeben habe.
    (mg/tzi)