Die Podiumsdiuskussion fand im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig statt und wurde von der Osteuropa-Korrespondentin des Deutschlandradios, Sabine Adler, moderiert.
Die deutsch-polnischen Beziehungen stünden ungeachtet der Regierungsübernahme der PiS auf einer soliden Grundlage, sagte der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Markus Meckel. Der frühere Außenminister und Bundestagsabgeordnete betonte, nicht nur der Freundschaftsvertrag stehe für das gute Verhältnis. Viel stärker noch sei es das Geflecht intensiver Beziehungen durch engagierte Bürger beider Staaten. Als ein Beispiel nannte Meckel die Städtepartnerschaften. Zwar sei das bilaterele Verhältnis auf der politischen Ebene in ein schwierigeres Fahrwasser geraten, doch seien die Beziehungen zwischen den Völkern nicht in Gefahr.
Auch der polnische Publizist Adam Krzeminski lobte das bürgerliche Engagement beider Seiten: Hier sei eine Vernetzung geschaffen worden, die vieles auffange und aufgefangen habe. Er lobte aber auch die deutsche und die europäische Politik gegenüber Polen: Diese sei unmissverständlich in der Sache, aber geschmeidig in der Form. Und das wirke, so Krzeminski: Die PiS argumentiere heute anders als noch vor einem Jahr, die Sprache der Nationalkonservativen habe sich geändert. Er setze hier weiterhin auf Europa als eine pädagogische Anstalt, so der Publizist.
Die Kulturwissenschaftlerin und deutsch-polnische Netzwerkerin Katharina Blumberg-Stankiewicz sagte, sie sehe viele Chancen und Gelegenheiten im deutsch-polnischen Beziehungsgeflecht. Sie verwies auf die Städte Berlin und Warschau, die sich deutlich nähergekommen seien. So gebe es für Polen in Berlin viele Orte, an denen ein kritisches Denken stattfinde.
Basil Kerski, Direktor des Europäischen Solidarnosc-Zentrums in Danzig, betonte, Polen sei auch nach der Regierungsübernahme durch die PiS eine lebendige Demokratie. Dies liege auch daran, dass das Land viel dezentraler organisiert sei als etwa Frankreich. Wenn man einmal aus den politischen Salons herausgehe, entdecke man eine Substanz der Beziehungen, die es 1991 bei der Unterzeichnung des Vertrags noch nicht gegeben habe.
(mg/tzi)