Als Anfang der 90er-Jahre die ersten deutschen Straßenmagazine aufkamen, seien die zumeist wohnungslosen Verkäufer häufig Opfer der Wiedervereinigung gewesen, sagte Birgit Müller, Chefredakteurin des Hamburger Straßenmagazins "Hinz & Kunzt", im Deutschlandfunk. Ein großer Teil von ihnen seien entwurzelte Ostdeutsche gewesen, die den Sprung in die westdeutsche Gesellschaft nicht geschafft hätten. Sie seien ausgegrenzt worden, wollten aber dennoch im Westen bleiben. Ein ähnliches Phänomen erlebe man heute, 25 Jahre später, mit Osteuropäern. Und auch bei ihnen ginge die Verelendung schnell vonstatten - da müsse man schnell helfen, sagt die Journalistin.
50 Prozent für ein Leben in Würde
Die Hilfe folge in Hamburg einem einfachen Modell: Die Verkäufer kaufen die Zeitungen beim Verlag und verkaufen sie wieder an ihre Kunden - 50 Prozent des Erlöses dürfen sie behalten. Das ermögliche ein Leben in Würde. Auf die Anmerkung, dass viele der Artikel so gut sind, dass man die Zeitung auch getrost als Stadtmagazin vermarkten könne, winkt Müller ab: Man sei stolz darauf, ein Straßenmagazin zu sein. Aber es gebe auch Probleme: Betrüger würden versuchen, die Verkäufer von ihren Plätzen zu vertreiben und mit plagiierten Zeitungen Geld zu machen.