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25 Jahre Mauerfall
Gorbatschow kritisiert kurzsichtige Westpolitik

Berlin feiert den 25. Jahrestag des Mauerfalls – und einer der Protagonisten vom 9. November 1989 klagt an: Der Westen habe Vorteile aus der damaligen Schwäche Russlands gezogen, sagte Michail Gorbatschow. Der ehemalige Sowjet-Präsident warnte außerdem vor einem neuen Kalten Krieg.

    Der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow steht am Pariser Platz in Berlin mit Blick auf das Brandenburger Tor.
    Der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow gilt als einer der Väter der deutschen Wiedervereinigung. (picture alliance/dpa/Jens Kalaene)
    Die Welt befinde sich "an der Schwelle zu einem neuen Kalten Krieg", sagte Gorbatschow in Berlin im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt. Für manche habe er bereits begonnen. In den letzten Monaten habe sich ein "Zusammenbruch des Vertrauens" vollzogen. Der Friedensnobelpreisträger warf dem Westen und insbesondere den USA vor, ihre Versprechen nach der Wende 1989 nicht gehalten zu haben. Stattdessen habe man sich zum Sieger im Kalten Krieg erklärt und Vorteile aus Russlands Schwäche gezogen. Die Ereignisse der vergangenen Monate seien die Konsequenzen aus einer "kurzsichtigen Politik".
    Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher forderte angesichts der aktuellen Ost-West-Spannungen einen "Neuanfang" für Europa. So müsse der Nato-Russland-Rat wiederbelebt werden. Aus den Chancen von 1989 sei nicht das gemacht worden, "was gemacht werden konnte". Genscher musste aus gesundheitlichen Grünen die Teilnahme an einem Symposium mit Gorbatschow in Berlin absagen.
    Merkel tritt vor Biermann auf
    In der Bundeshauptstadt haben die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Mauerfalls bereits begonnen. Am ersten Tag des Festwochenendes spazierten Tausende Berliner und Gäste entlang der Lichtinstallation auf dem einstigen Todesstreifen. Am Abend spielt der Liedermacher Wolf Biermann nach seinem Auftritt im Bundestag ein weiteres Mal, diesmal mit dem Berliner Ensemble.
    Angela Merkel (CDU) will zu dem Konzert unter dem Motto: "Nehmt euch die Freiheit, sonst kommt sie nie!" ein Grußwort sprechen. Die Bundeskanzlerin hob bereits in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft die Bedeutung Berlins hervor. Die zentralen Feierlichkeiten zum eigentlichen Jahrestag der Öffnung der innerdeutschen Grenze finden am Sonntag statt.
    (bor/tgs)