Vor 25 Jahren, am 9. November 1989, öffnete die DDR die Grenzübergänge an der Mauer, die mehr als 28 Jahre lang Berlin geteilt hatte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) steckten am Vormittag an der Mauer-Gedenkstätte Bernauer Straße symbolisch Blumen in die Fugen der dort noch erhaltenen Reste der Berliner Mauer. Der Leiter der Gedenkstätte, Axel Klausmeier, sprach von einem Tag der Freude und der Hoffnung, aber auch von einem Tag der Opfer.
Schicksalstag 9. November
Nach einer Andacht in der Versöhnungskapelle eröffnete Bundeskanzlerin Merkel eine neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte. Sie betonte, wie kein zweites Datum verdichte der 9. November die Geschichte Deutschlands. Der 9. November 1938 etwa, als Angehörige der SA und SS Synagogen in Brand gesteckt hatten, sei ein "Tag der Scham und Schande" gewesen. Der 9. November 1989 dagegen sei ein glücklicher Tag in der deutschen Geschichte gewesen, an dem sie aber auch tiefe Verantwortung empfinde. "Die Freiheit siegte über die Unfreiheit", sagte Merkel, "es ging darum, Bürger statt Untertan zu sein." Die Kanzlerin erinnerte auch an die Opfer der deutschen Teilung und betonte, ohne die Entwicklung im ehemaligen Ostblock sei der Mauerfall nicht denkbar gewesen.
"Wir können die Dinge zum Guten wenden - das ist die Botschaft des Mauerfalls", sagte Merkel mit Blick auf aktuelle Krisen und Konflikte in der Welt. "Sie richtet sich besonders an die Menschen in der Ukraine, in Syrien und im Irak und in vielen anderen Regionen unserer Welt, in denen Freiheits- und Menschenrechte bedroht oder gar mit Füßen getreten werden." Der Mauerfall habe gezeigt: "Träume können wahr werden. Nichts muss so bleiben wie es ist."
136 Tote
Zuvor hatte bereits Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Maueropfer gewürdigt. "Wir verneigen uns vor den Opfern der Mauer und vor den vielen Menschen, die als Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in der DDR und allen Ländern des Ostblocks unermessliches Leid erfahren mussten", sagte Wowereit. Mindestens 136 Menschen seien an der Mauer getötet worden oder im unmittelbaren Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben gekommen.
Die Bernauer Straße galt als Symbol der Teilung. Nach dem Mauerbau 1961 gehörten die Häuser auf einer Straßenseite zum Osten, der Gehweg davor zum Westen. Auch Tage nach dem Mauerbau versuchten die Menschen dort noch, aus den Fenstern ihrer Häuser in den Westen zu springen.
Bürgerfest am Brandenburger Tor
Am Nachmittag soll am Brandenburger Tor das Bürgerfest "Mut zur Freiheit" steigen. Angekündigt sind Musiker wie Peter Gabriel, Daniel Barenboim und Udo Lindenberg. Höhepunkt der Feierlichkeiten soll am Abend gegen 19 Uhr der Abschluss der Ballonaktion "Lichtgrenze" werden: Seit Freitag markieren rund 7000 leuchtend weiße Ballons den einstigen Verlauf der Berliner Mauer. Sie sollen in den Abendhimmel aufsteigen und so die Auflösung der Grenze symbolisieren.
(nin/sdö)