Zu Beginn der Berliner Slam-Veranstaltungen 1994 sei dies ein literarisch-idealistisches Vergnügen gewesen - einfach Spaß, erzählte Autor Wolf Hogekamp im Dlf. Er ist ein Slammer der ersten Stunde. Mittlerweile stelle er fest, dass das Veranstaltungsformat Poetry-Slam professioneller geworden sei. Nachdem der deutschsprachige Poetry-Slam 2016 auf die bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco geschafft habe, arbeite man jetzt ganz hart am Nobelpreis, meinten Noah Klaus und Hogekamp augenzwinkernd im Corsogespräch.
Wir haben noch länger mit Noah Klaus und Wolf Hogekamp gesprochen -
hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
In der von ihnen gemeinsam mit Aron Boks herausgegebenen Anthologie sind 46 Texte über Berlin versammelt; Texte in denen es um den häufigen Logierbesuch von nicht-berliner Verwandten und Freunden geht, um die Verstopfungsmisere durch die vielen Touristen oder um das Leiden an den überbewerteten Clubveranstaltungen der Stadt. Daneben stehen eine Ode an die Berliner Mauer, satirische Huldigungen der Stadt und ihrer Kieze oder Reflexionen beim U-Bahn-Fahren.
Die Texte seien frisch, aus den Jahren 2017 und 2018, erzählte Hogekamp. "Poetry-Slam funktioniert mit Texten der Gegenwart, ob das #MeToo ist oder die ganze Migrantendiskussion, der Nazi-Mob. Alles das sind Themen, die beim Slam behandelt werden."
Neue Formate
Nach 25 Jahren Poetry-Slam in Berlin könne man kaum Ermüdungserscheinungen erkennen. Das Format erneure sich von innen heraus. So gebe es immer wieder neue Formatstrukturen wie beispielsweise den Dead-or-alive-Slam, bei dem man mit Theatern zusammenarbeite und Slammer gegen Schauspieler anträten, die tote Dichterinnen und Dichter verkörpern. In Berlin Schöneberg werde ein Dunkel-Slam ausgetragen, bei dem die Autoren nicht sichtbar seien, sondern hinter einem Vorhang sprächen, erzählte Klaus.
Nicht nur die Slam-Szene als solches sei größer geworden, meint Klaus weiter, der als Slammer seit 2013 auf Bühnen steht. "Slam ist auch größer was die Monetarisierung angeht. Wenn man allerdings davon leben will, muss man sich breiter aufstellen, in Richtung Roman."
Aron Boks, Wolf Hogekamp, Noah Klaus (Hg.): "Komma zum Punkt! Slamtexte aus der Hauptstadt"
Satyr Verlag Berlin, 2018. 232 Seiten, 15 Euro.
Satyr Verlag Berlin, 2018. 232 Seiten, 15 Euro.
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