"Sternzeit", 1. Oktober 2018 von der Erde zur ISS, zum Mond. Mein Name ist Alexander Gerst. Ich lebe und arbeite seit Anfang Juni 2018 hier auf der Internationalen Raumstation ISS im Namen der europäischen Horizons-Mission. In zwei Tagen werde ich das Kommando über die komplexeste und wertvollste Maschine übertragen bekommen, die die Menschheit jemals gebaut hat, um die ISS-Expedition 57 zu leiten. Ich empfinde das natürlich als große Ehre, aber vielmehr ist es ein Zeichen dafür, dass die europäische Raumfahrt auf Augenhöhe bei den internationalen Partnern angekommen ist.
Hier im europäischen Kolumbuslabor und in seinen drei Geschwisterlaboren aus den USA, Japan und Russland forschen wir von der Europäischen Weltraumagentur ESA gemeinsam mit unseren internationalen Partnern an Dingen, die das tägliche Leben auf der Erde verbessern werden. Hierzu gehören Versuche verschiedenster Disziplinen von Medizin, über Robotik bis hin zu Biochemie und Materialforschung. Die internationale Raumstation wird ihrem Namen gerecht: Über 100 Nationen haben bereits erfolgreich Experimente auf die ISS durchgeführt. Zusätzlich zur Forschung für die Erde führen wir hier oben auch Experimente zur zukünftigen Exploration des Weltraums durch.
Lunar Gateway - Raumstation im Mondorbit
Auf der ISS entwickeln wir Technologien, um in Zukunft über unsere Horizonte hinauszuwachsen und weitere Schritte hinaus ins All zum Mond und zum Mars vorzubereiten. Hierbei wird in naher Zukunft auch der Lunar Gateway eine Rolle spielen. Die Planung dieser Raumstation im Mondorbit ist in vollem Gange, und ihre Konstruktion soll in den 20er-Jahren beginnen. Sie wird als Basis für astronautische und robotische Missionen dienen und könnte sogar den Weg zum Mars freimachen.
Wie im Rahmen der ISS, ist hierbei auch friedliche internationale Kooperation der Schlüssel, denn wir erreichen so Dinge, die eine einzelne Nation niemals erreichen könnte. Bei der Konstruktion des Gateways sind bisher Raumfahrtagenturen aus den USA, Russland, Europa, Japan und Kanada beteiligt, und auch weitere Nationen haben schon Interesse bekundet. Die Tür zur Kooperation steht offen. Zur gleichen Zeit ist es wichtig, dass wir als Europäer die Forschung im niedrigen Erdorbit hier auf der ISS weiter fortsetzen - im Namen aller Menschen auf unserem Planeten, als Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen, für das Wissen von Morgen. Der "Sternzeit" wünsche ich alles Gute zum 25-jährigen Jubiläum!
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