Die Rektaszension der Gestirne, also ihre himmlischen Längengrade, gab den zeitlichen Verlauf des Stücks vor. Die Deklination, die himmlische Breite, lieferte die Tonhöhe. Je nachdem wie hell ein Stern ist, wird der Ton eher laut oder leise gespielt.
Damit hat John Cage dem berühmten "Atlas Eclipticalis" des Slowaken Antonin Becvar ein einzigartiges Denkmal gesetzt.
Das Stück mit dem Titel "4 Minuten 33 Sekunden" könnte auch "Himmlische Stille" heißen - denn viereinhalb Minuten lang wird nicht ein Ton gespielt. Zu hören sind nur der eigene Herzschlag und das Rauschen des Bluts in den Adern.
Dies ist das einzige, was man allein irgendwo im Weltall hören würde. Im Kosmos ließe sich diese Cage'sche Stille ungestört von irdischen Konzerthustern genießen.
Ein Orgelstück geradezu astronomischer Zeitdimensionen ist Organ Two, das laut Anweisung des Komponisten so langsam und weich wie möglich gespielt werden soll. Es wird derzeit in Halberstadt aufgeführt - bis zum Jahr 2639.
Im Kosmos laufen zwar viele Phänomene noch viel langsamer und weicher ab und brauchen schon mal Milliarden Jahre. Doch so eine Aufführungsdauer wäre selbst für Werke von John Cage ungeeignet.
Denn wegen der ansteigenden Sonnenstrahlung wird unsere Erde womöglich in gut fünfhundert Millionen Jahren unbewohnbar sein.