Die weltweit größte Zusammenkunft zu dem Thema findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt – und erstmals seit drei Jahrzehnten wieder in Deutschland. Fachleute aus Wissenschaft, Medizin, Politik und Selbsthilfegruppen beraten in der bayerischen Landeshauptstadt über die globalen Auswirkungen von Aids und HIV. Es werden mehr als 10.000 Teilnehmer aus mehr als 175 Ländern erwartet. Zur Eröffnung will Bundeskanzler Scholz sprechen.
Die Konferenz, die noch bis Freitag dauert, solle politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Kräfte mobilisieren, um mit HIV lebenden Menschen weltweit eine Therapie zu ermöglichen, sagte Kongresspräsident Spinner. Jasmin Behrends von Ärzte ohne Grenzen sieht hier auch Deutschland in der Pflicht. Sie sagte im Deutschlandfunk, wenn die Bundesregierung wirklich ihrem Titel als 'Global Health Champion' gerecht werden wolle, dann müsse sie sich dafür einsetzen, dass Programme zur Prävention und zur Behandlung von HIV langfristig ausreichend finanziert würden.
Zwar habe man in den vergangenen Jahren große Fortschritte etwa bei der medikamentösen Prävention gesehen. Doch entsprechende Präparate seien extrem teuer. Hier müsse die Produktion günstiger Generika ermöglicht werden. Bei der sogenannten Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) nutzen Menschen mit risikobehafteten Sexualkontakten vorbeugend ein antivirales Medikament, das beispielsweise in größeren Intervallen gespritzt wird. Dies soll eine HIV-Infektion verhindern.
Zahl der HIV-Neuinfektionen seit 1995 halbiert
Seit dem Höhepunkt der Neuinfektionen im Jahr 1995 mit geschätzt mehr als 3,2 Millionen hat sich die Zahl laut UNAIDS - dem Programm der Vereinten Nationen zu HIV/Aids - mehr als halbiert. Die Zahl der Todesfälle konnte seit 2004, als weltweit rund zwei Millionen Menschen an den Folgen einer HIV-Erkrankung starben, auf weniger als ein Drittel reduziert werden. Doch noch immer stirbt nach Zahlen von UNAIDS jede Minute ein Mensch daran.
Weltweit lebten demnach im Jahr 2022 knapp 40 Millionen Menschen mit dem Virus, etwa ein Viertel von ihnen - 9,2 Millionen - hatte gar keinen oder keinen ausreichenden Zugang zu Therapien. Die Deutsche Aidshilfe betonte, auch das gesellschaftliche Klima wirke sich entscheidend auf die weitere Entwicklung aus: Mit Blick auf die Diskriminierung und Verfolgung von LGBTQ-Gemeinschaften in vielen Staaten ließen sich Menschen aus Angst vor Entdeckung oft nicht mehr testen oder ärztlich betreuen.
UNO-Menschenrechtskommissar: Anti-LGBTQ-Gesetze kosten Leben
In einer gemeinsamen Erklärung wenden sich der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Türk, und UNAIDS-Exekutivdirektorin Byanyima gegen die strafrechtliche Verfolgung von Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich oder queer sind. "Solche Gesetze kosten Leben", schreiben sie. Eine Studie in Afrika südlich der Sahara habe gezeigt, dass die HIV-Verbreitung unter Männern, die Sex mit Männern haben, in Ländern mit einer Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen fünfmal höher war als in anderen Staaten.
In Deutschland haben sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) 2023 geschätzt rund 2.200 Menschen mit HIV infiziert. Das seien mehr als ein Jahr zuvor, aber ähnlich viele wie vor der Corona-Pandemie, hieß es. Das Virus werde hierzulande in erster Linie durch Menschen weitergegeben, die noch nichts von ihrer Infektion wüssten. Ein Grundpfeiler der Prävention bleibe daher die Benutzung von Kondomen, hieß es.
Diese Nachricht wurde am 22.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.