Ich finde es wichtig, wenn Germanistik-Studierende die Rechtschreibung beherrschen nicht nur gegenüber ihren Lehrenden, sondern auch fürs Selbstverständnis. Also es wäre peinlich, dieses Fach zu studieren und keine Ahnung zu haben, wie man die Bücher schreibt, die man liest. Ich bin zudem noch Lehramtstudentin, also ich muss eines Tages auch die richtige Rechtschreibung weiter geben, so wie die Schüler das heute lernen sollen, darum muss ich sie beherrschen so gut es geht. Also die Form sollte schon nicht schlecht sein im Endeffekt, auch vom Schriftbild her und gerade bei Germanistik-Studenten sollte es schon nicht schlecht sei. Ich finde wichtig, dass man korrekt schreibt, weil man auch eine Sorgfältigkeit gegenüber der Sprache zeigt.
... und die Realität:
Vorige Woche erhielt ich eine winzige Hausarbeit, eineinhalb Seiten - mehr war nicht gefordert - und auf einer einzigen Seite waren 27 Rechtschreib-, Grammatik - und Kommafehler. Ich empfehle in solchen Fällen schnell das Studienfach zu wechseln.
Ohgottohgott! Heißt es nun - grübelt der Germanistik-Student - "aufgrund der Verspätung" oder heißt es "aufgrund v o n Verspätung"? Oooch, sagt sich der Student, schreibe ich einfach beides: "aufgrund von der Verspätung". Ein typischer Fall aus dem Alltag der Germanistin Edith Wenzel. Die Aachener Professorin muss jede zweite Hausarbeit im Fach Deutsche Literatur zur Überarbeitung zurück geben - allein wegen der vielen Orthografie- und Grammatikfehler.
Die typischen Fehler hängen ganz klar zusammen mit der Rechtschreibereform. Die Studierenden fragen zwar in der Regel vorher, ob sie die neue oder alte Rechtschreibung müssen, und ich sage dann immer: Das ist Ihnen überlassen, wenn es nur konsequent ist. Aber bei den Arbeiten muss ich immer wieder feststellen, dass immer wieder so eine Art Mischung rauskommt. Beispiel: Der Artikel "das" erscheint nun häufiger mit Doppel-S. Und wie Sie sich vorstellen können, wird die Konjunktion "dass" mit Doppel-S - früher mit ß- nun in der Regel der Fälle nur noch mit einem S geschrieben. Das ist eine gewisse Wurschtigkeit, nach dem Motto: Mit der neuen Rechtschreibereform ist jetzt alles möglich.
Neue Rechtschreibung - kann ich ja auch auf das Komma verzichten, glauben viele Nachwuchs-Germanisten. Die Folge: Haupt- und Nebensätze werden - regelwidrig - nicht mehr voneinander getrennt.
Grauenhaft!
Auch die Berliner Professorin Claudia Albert muss immer wieder zum Rotstift greifen. Ihre Studierenden produzieren nämlich - zusätzlich zu den Rechtschreibfehlern - auch häufig sinnlose Formulierungen. Zitat aus einer Klausur: "Ein Phänomen war sehr divergierend".
Also wenn ich hier lese: "Ein Phänomen war sehr divergierend", dann ist das ja unter verschiedenen Aspekten falsch. Zum einen: Ein Phänomen kann schlecht divergieren, sondern nur zwei voneinander, und im Allgemeinen steigert man auch nicht solche Partizipien, weil durch "divergierend" nun schon klar gesagt wird, dass es zwei verschiedene Richtungen gibt, und da braucht man nicht noch eine Steigerung dazu.
Wir kommt es, dass Studierende, die sich ausgerechnet der deutschen Sprache verschrieben haben, derartige Schwächen zeigen?
Das hat damit zu tun, dass Germanistik ein Massenfach ist. Sehr viele unserer Absolventen wollten ja vielleicht BWL oder dergleichen studieren, und es ist zum Teil auch ein Parkstudium. Wir müssen ja die Studenten nehmen, die da sind. Ich denke aber, dass man sich in Zukunft damit mehr beschäftigen muss.
Die Rechtschreib-Profis schlagen Alarm: Denn die Jung-Germanisten schreiben eines Tages Bücher. Oder werden Lehrer. Edith Wenzel:
Ich befürchte, dass die Kinder von Lehrern unterrichtet werden, die ganz und gar unsicher sind, die Herzklopfen bekommen, wenn sie einen Satz an die Tafel schreiben müssen, weil sie wissen, sie sind nicht sicher in der Rechtschreibung.
Die Lösung: Deutsch für Germanisten. An der RWTH Aachen gab es eine Zeit lang extra Rechtschreib- und Grammatikkurse für leistungsschwache Literaturstudenten. Die Kurse waren überlaufen, wurden aber wieder eingestellt: Dozentenmangel. Die Studierenden müssen sich nun selbst helfen. Einige von ihnen sind dabei richtig kreativ.
Ich erhielt neulich eine Hausarbeit, und da fehlten ich weiß nicht wie viele Kommata. Und irgendwann hörte ich ganz frustriert auf zu lesen. Nach 30 Rechtschreibefehlern höre ich in der Regel auf zu lesen. Aber die Arbeit war inhaltlich sonst okay, und ich quälte mich bis zum Ende, und dort sah ich zwei Reihen Kommata, säuberlich aufgereiht. Und dahinter die hübsche Aufforderung: Husch-husch auf eure Plätze! In der wissenschaftlichen Hausarbeit fehlten mindestens 30 Kommata, und die waren dann hinten dran gesetzt: Husch-husch auf eure Plätze! Das ist natürlich witzig, aber für den wissenschaftlichen Betrieb nicht so ganz geeignet.
... und die Realität:
Vorige Woche erhielt ich eine winzige Hausarbeit, eineinhalb Seiten - mehr war nicht gefordert - und auf einer einzigen Seite waren 27 Rechtschreib-, Grammatik - und Kommafehler. Ich empfehle in solchen Fällen schnell das Studienfach zu wechseln.
Ohgottohgott! Heißt es nun - grübelt der Germanistik-Student - "aufgrund der Verspätung" oder heißt es "aufgrund v o n Verspätung"? Oooch, sagt sich der Student, schreibe ich einfach beides: "aufgrund von der Verspätung". Ein typischer Fall aus dem Alltag der Germanistin Edith Wenzel. Die Aachener Professorin muss jede zweite Hausarbeit im Fach Deutsche Literatur zur Überarbeitung zurück geben - allein wegen der vielen Orthografie- und Grammatikfehler.
Die typischen Fehler hängen ganz klar zusammen mit der Rechtschreibereform. Die Studierenden fragen zwar in der Regel vorher, ob sie die neue oder alte Rechtschreibung müssen, und ich sage dann immer: Das ist Ihnen überlassen, wenn es nur konsequent ist. Aber bei den Arbeiten muss ich immer wieder feststellen, dass immer wieder so eine Art Mischung rauskommt. Beispiel: Der Artikel "das" erscheint nun häufiger mit Doppel-S. Und wie Sie sich vorstellen können, wird die Konjunktion "dass" mit Doppel-S - früher mit ß- nun in der Regel der Fälle nur noch mit einem S geschrieben. Das ist eine gewisse Wurschtigkeit, nach dem Motto: Mit der neuen Rechtschreibereform ist jetzt alles möglich.
Neue Rechtschreibung - kann ich ja auch auf das Komma verzichten, glauben viele Nachwuchs-Germanisten. Die Folge: Haupt- und Nebensätze werden - regelwidrig - nicht mehr voneinander getrennt.
Grauenhaft!
Auch die Berliner Professorin Claudia Albert muss immer wieder zum Rotstift greifen. Ihre Studierenden produzieren nämlich - zusätzlich zu den Rechtschreibfehlern - auch häufig sinnlose Formulierungen. Zitat aus einer Klausur: "Ein Phänomen war sehr divergierend".
Also wenn ich hier lese: "Ein Phänomen war sehr divergierend", dann ist das ja unter verschiedenen Aspekten falsch. Zum einen: Ein Phänomen kann schlecht divergieren, sondern nur zwei voneinander, und im Allgemeinen steigert man auch nicht solche Partizipien, weil durch "divergierend" nun schon klar gesagt wird, dass es zwei verschiedene Richtungen gibt, und da braucht man nicht noch eine Steigerung dazu.
Wir kommt es, dass Studierende, die sich ausgerechnet der deutschen Sprache verschrieben haben, derartige Schwächen zeigen?
Das hat damit zu tun, dass Germanistik ein Massenfach ist. Sehr viele unserer Absolventen wollten ja vielleicht BWL oder dergleichen studieren, und es ist zum Teil auch ein Parkstudium. Wir müssen ja die Studenten nehmen, die da sind. Ich denke aber, dass man sich in Zukunft damit mehr beschäftigen muss.
Die Rechtschreib-Profis schlagen Alarm: Denn die Jung-Germanisten schreiben eines Tages Bücher. Oder werden Lehrer. Edith Wenzel:
Ich befürchte, dass die Kinder von Lehrern unterrichtet werden, die ganz und gar unsicher sind, die Herzklopfen bekommen, wenn sie einen Satz an die Tafel schreiben müssen, weil sie wissen, sie sind nicht sicher in der Rechtschreibung.
Die Lösung: Deutsch für Germanisten. An der RWTH Aachen gab es eine Zeit lang extra Rechtschreib- und Grammatikkurse für leistungsschwache Literaturstudenten. Die Kurse waren überlaufen, wurden aber wieder eingestellt: Dozentenmangel. Die Studierenden müssen sich nun selbst helfen. Einige von ihnen sind dabei richtig kreativ.
Ich erhielt neulich eine Hausarbeit, und da fehlten ich weiß nicht wie viele Kommata. Und irgendwann hörte ich ganz frustriert auf zu lesen. Nach 30 Rechtschreibefehlern höre ich in der Regel auf zu lesen. Aber die Arbeit war inhaltlich sonst okay, und ich quälte mich bis zum Ende, und dort sah ich zwei Reihen Kommata, säuberlich aufgereiht. Und dahinter die hübsche Aufforderung: Husch-husch auf eure Plätze! In der wissenschaftlichen Hausarbeit fehlten mindestens 30 Kommata, und die waren dann hinten dran gesetzt: Husch-husch auf eure Plätze! Das ist natürlich witzig, aber für den wissenschaftlichen Betrieb nicht so ganz geeignet.