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285. Geburtstag eines großen Mathematikers
Die himmlischen Parkplätze des Herrn Lagrange

In der Umgebung der Erde gibt es zwei "Lagrange-Punkte", an denen sich die Anziehungskräfte von Sonne und Erde fast aufheben. Satelliten sind dort jahrelang im Einsatz, ohne viel Treibstoff für Bahnkorrekturen zu benötigen.

Von Dirk Lorenzen |
Joseph Louis de Lagrange (1736-1813), großer Mathematiker und Astronom
Joseph Louis de Lagrange (1736-1813), großer Mathematiker und Astronom (Académie des sciences)
Der eine Lagrange-Punkt befindet sich 1,5 Millionen Kilometer Richtung Sonne. In dieser Gegend arbeitet der Sonnensatellit SOHO.
Im zweiten Lagrange-Punkt, 1,5 Millionen Kilometer außerhalb der Erdbahn, sind der ESA-Astrometriesatellit Gaia und das Röntgenteleskop eROSITA im Einsatz.
Die Astronominnen und Astronomen nutzen die Entdeckung des Mathematikers Guiseppe Luigi Lagrangia, der vor 285 Jahren in Turin zur Welt kam.
Als Jugendlicher hatte er ein Buch von Edmond Halley über Algebra in der Optik gelesen und sich begeistert der Mathematik zugewandt. 1766, im Alter von 30 Jahren, wurde er Direktor der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Später wechselte Joseph Louis de Lagrange, wie er sich dann nannte, an die Pariser Akademie.
James-Webb-Weltraumteleskop im All im Einsatz (Zeichnung)
Ende des Jahres soll das James Webb-Weltraumteleskop im Lagrange-Punkt L2 des Systems Erde-Sonne Position beziehen (Animation) (NASA) (NASA)
Berühmt ist seine Arbeit am Drei-Körper-Problem. Kreisen etwa drei Sterne umeinander, so lässt sich deren Bewegung nicht langfristig berechnen – das System wird chaotisch.
Nur wenn eines der drei Objekte eine ganz geringe Masse hat, lässt sich die Bewegung präzise bestimmen. Bei Sonne, Erde und einem Satelliten ist genau das der Fall.
Dann gibt es besondere Stellen, an denen der Umlauf sehr stabil erfolgt. Diese Lagrange-Punkte sind für Weltraumteleskope die idealen himmlischen "Parkplätze".