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30 Jahre Gladbeck
"So weit, wie uns die Polizei lässt"

Beim Geiseldrama von Gladbeck 1988 war Udo Röbel Chefredakteur beim Kölner Express. Damals stieg er ins Fluchtauto und berichtete vom Tatgeschehen. Heute sprach Röbel im Deutschlandfunk von einem schweren Fehlverhalten der Medien und sieht auch sich selbst in der Kritik.

Udo Röbel im Gespräch mit Brigitte Baetz |
    Der Wagen mit den Geiselnehmern wird bei einem Stopp in Köln von Journalisten belagert.
    Der Wagen mit den Geiselnehmern wird bei einem Stopp in Köln von Journalisten belagert. (dpa)
    Mitten in einer Geiselnahme zu den Tätern ins Auto steigen, um sie auf die Autobahn zu lotsen. Oder Live-Interviews, während einer Frau die Pistole an den Kopf gehalten wird. Bei der Geiselnahme in Gladbeck vor 30 Jahren sind einige Fehler passiert. Die Medien standen für ihr Verhalten lange in der Kritik. Udo Röbel war damals Chefredakteur beim Kölner Express. Heute spricht er von einem schweren Fehlverhalten.
    "Wir waren es gewohnt so nah wie möglich bei Ereignissen – auch Polizeieinsätzen – dabei zu sein", so Röbel im Deutschlandfunk. "Nach dem Motto: so weit, wie uns die Polizei lässt." Das Tragische und auch Bizarre sei aber gewesen, dass die Polizei nicht einmal versucht habe, den Journalisten Grenzen zu setzen, meint der frühere Express-Chefredakteur.
    Journalisten waren damals anders sozialisiert: "Gladbeck war der große Anstoß. Danach sind die Medien immer sensibler und auch korrekter geworden", so Röbel.