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30 Jahre Mauerfall
"Frei zu sein muss man lernen"

Dass die DDR als Staat verschwunden sei, habe bei den ehemaligen Bürgern der DDR Spuren hinterlassen, sagte die Schriftstellerin Katja Lange-Müller im Dlf. Der Preis für die neue Freiheit sei für viele ein gefühlter Verlust der eigenen Identität gewesen.

Katja Lange-Müller im Gespräch Birgid Becker |
Die Schriftstellerin Katja Lange-Müller am 19.10.2016 bei der Frankfurter Buchmesse 2016
Es bleibt etwas haften von der Zeit des Aufwachsen und der Sozialisation, sagt die Schriftstellerin Katja Lange-Müller über ihr Leben in der DDR (imago/Sven Simon)
Die Ausgangssituation der Deutschen Einheit sei einigermaßen desperat gewesen, erzählt die Schriftstellerin Katja Müller-Lange im Rückblick. Der eine Staat sei im anderen aufgegangen, das habe Spuren hinterlassen, die sich erst im Laufe der Einheit gezeigt hätten. Eine Folge dieser Staatsauflösung sei der große Exodus aus den Ländern der ehemaligen DDR Richtung Westen gewesen. Nach der Wende hätten mindestens genauso viele Menschen die ehemalige DDR verlassen wie vor der Wende - vor allem die jüngeren und gut ausgebildeten, so Müller-Lange.
Dossier: 30 Jahre Mauerfall
Enttäuschung auch über sich selbst
Heute sei manchen ehemaligen Bürgern der DDR nicht bewusst, dass viele Dinge, durch die sie sich immer noch gedemütigt fühlen auch Teil ihrer Ost-Sozialisation seien - und nicht dem Westen anzulasten sind. So seien die Betriebe in der ehemaligen DDR, die aufgelöst und geschlossen wurden, eben tatsächlich marode und unwirtschaftlich gewesen. Viele ehemalige DDR-Bürger seien, nach Ansicht Müller-Langes, enttäuscht - nicht nur von der Wende - sondern heimlich auch von sich selbst.